Vergib mir meine Sünden

von Elisabeth Lowell
Rezension von Stefan Cernohuby | 09. Mai 2010

Vergib mir meine Sünden

Wenn es darum geht, einen klassischen Thriller zu lesen, hat man es heute gar nicht so einfach. Viele Krimiautoren versuchen, ihr Werk so unvorhersehbar und überraschend wie möglich zu gestalten. Daran sind schon zahlreiche Leser verzweifelt, die Werke bevorzugen, deren Ablauf man in etwa vorausahnen kann. Elisabeth Lowell hat in "Vergib mir meine Sünden" allerdings einen Weg eingeschlagen, der beinahe ein wenig anachronistisch wirken könnte.

Grace Silva ist keine gewöhnliche in Scheidung lebende Frau. Die Richterin, die für die Position einer Bundesrichterin vorgeschlagen wurde, hat eigentlich alles, was sie sich wünscht. Ein eigenes Haus, einen Wagen und ihren Sohn, der sich gerade in einer Schule in Mexiko befindet. Der Teenager, der ein erstaunliches Talent für Hacking und Computer allgemein entwickelt hat, scheint für den Moment in dieser Bildungseinrichtung am Besten aufgehoben. Zumindest so lange, bis der größte Unterweltboss Mexikos ihren Sohn als Geisel nimmt und ihr ein Ultimatum stellt, um Kontakt mit ihrem Exmann aufzunehmen, der in krumme mexikanische Geschäfte verwickelt ist. Obwohl sie sich in Panik befindet, gelingt es ihr, Kontakt mit einer Organisation namens St. Kilda aufzunehmen, bei der ein ganz besonderer Mann arbeitet. Joe Faroe ist ein alter Bekannter, Verbrecher und Ex-Geliebter von Grace. Und mehr als das, er ist auch der Grund für die Existenz ihres Sohnes Lane, trotz der Zeugungsunfähigkeit ihres Ex-Mannes. Doch um Lane zu retten, muss sie sich auf ein gefährliches Spiel einlassen, bei dem Behörden, Regierungen, verschiedene Verbrecherorganisationen und zahlreiche Privatpersonen involviert sind. Gibt es eine Chance für sie, ihren Sohn und ihre wahre Liebe inmitten korrupter Polizisten, drogensüchtiger Drogenbarone und rivalisierender Gangster?

Wenn man eines über den Roman nicht behaupten kann, ist es, dass er überraschend wäre. Im Gegenteil. Schon nach den ersten zwanzig Seiten hat man eine ungefähre Vorstellung, wie die Handlung weiter ablaufen wird. Die Identität des wahren Vaters von Lane ist eigentlich von Anfang an klar. Vielleicht wäre die Bezeichnung "Abenteuerroman" diesem Werk eher gerecht geworden als "Thriller". Er hat die richtige Portion unterschwelliger und ausgelebter Erotik und zahlreiche actiongeladene Situationen. Nebenbei wird auch noch die Meinung der Autorin über Mexiko und die aktuell vorherrschende Situation und die Mitschuld der USA vermittelt, wieso sich die Lage nicht verbessert. Berücksichtigt man jetzt noch das nicht unwichtige Detail, dass der beinahe 600 Seiten lange Roman unter fünf Euro kostet, dann erhält man mehr als bei vielen Konkurrenzprodukten für mehr als den doppelten Preis. Insofern ist das Werk zwar nicht für Leser geeignet, die tiefschürfende, überraschende und schockierende Thrillerinhalte suchen. Wer sich jedoch für lockere, spannende Unterhaltung mit einer Prise Erotik und einigen gesellschaftskritischen Elementen begeistern kann, in der der Held am Ende triumphiert und auch die Frau bekommt (oder den Mann, je nachdem), kann hier bedenkenlos zugreifen.

Elisabeth Lowell kann mit "Vergib mir meine Sünden" zwar bestimmt keinen Preis für überraschende Wendungen und gewiefte Thriller-Stimmung gewinnen, ihr Roman hat aber andere Qualitäten. Zum einen handelt es sich bei dem Werk um ein spannendes und unterhaltsames Werk, das bestens unterhält. Zum anderen kostet das Buch trotz seiner fast 600 Seiten nicht einmal fünf Euro. Dieses Preis-Leistungs-Verhältnis ist mehr als nur in Ordnung. Wer leichte Unterhaltung für zwischendurch sucht, liegt hiermit definitiv richtig.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    04/2010
  • Umfang:
    598 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3426506238
  • ISBN 13:
    9783426506233
  • Preis (D):
    4,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik: