Loki: Der Lügner

von Dan Watters
Rezension von Stefan Cernohuby | 05. Mai 2024

Loki: Der Lügner

Man kann sich Mythologien aus verschiedenster Richtung annähern. Und man kann Geschichten aus unterschiedlicher Perspektive erzählen. Wenn man Charaktere aus einem Pantheon in einer anderen Welt ansiedelt, ist es daher ohnehin nötig, den Blickwinkel ein wenig zu verändern. Dennoch haben die Schöpfer von „Loki: Der Lügner“ aus dem Haus Marvel einen sehr überraschenden Erzähler für ihr Comic ausgewählt.

Wurden Nordmänner beerdigt, schnitt man ihnen nochmals die Fingernägel. Warum? Das wird zu Beginn des Comics erklärt. Aufgrund von Loki. Denn es war bekannt, dass er seit Anbeginn der Zeit aus den Fingernägeln der Toten ein Schiff baute, mit dem er dann gegen Götter in die Schlachte segeln wollte. Doch auch wenn sich die Ausgangsbedingungen nun geändert haben und Thor und Loki mittlerweile einigermaßen miteinander zurechtkommen, hat er das Schiff Naglfar doch irgendwann gebaut. Ein Schiff voller Macht und Tücke, das auf seine Gelegenheit lauert, sich an seinem Erbauer und am Rest der Existenz zu rächen. Ein Schiff, das einfältige Eisriesen stehlen wollen. Dies ist die Geschichte des Schiffs, beziehungsweiser seiner Einzelteile, die im Universum verstreut werden. Sie haben ihre eigene Agenda. Und ja, sie wollen Welten brennen sehen – ungeachtet des Vorhandenseins von Sauerstoff. Loki macht sich also auf die Suche um wieder einmal einen alten Fehler auszubügeln und muss dabei durch verschiedene Welten reisen. Aber natürlich führt ihn die Suche nach den verlorengegangenen Fragmenten letztendlich nach Midgard. Auf die Erde.

So ungewöhnlich die Erzählperspektive ist, so gelungen sind gleichermaßen Geschichte und Illustrationen. Autor Dan Watters und Illustrator Germán Peralta ergänzen sich sehr gut und lassen eine Geschichte entstehen, die gleichermaßen mythologisch anmutet, wie auch in den aktuellen Loki-Zeitverlauf passt. Denn Loki ist immer noch verschlagen, immer noch gefährlich, aber längst nicht mehr daran interessiert, sich alles untertan zu machen. Auch das Gestalt- und Geschlechtswandeln wird immer mehr zu einem Teil seiner Identität. Thor und andere Charaktere des Marvel-Universums erhalten kurze Auftritte, sind aber für die Geschichte nicht wirklich nötig – sie runden nur die Erzählung ab. Wer den Charakter von Loki und seine Entwicklung mag, sollte sich auch diesen Band zulegen. Er ist gelungen und man fühlt sich beinahe wie in der nordischen Mythen- und Sagenwelt – zumindest in jenen Teilen des Werks, die sich diesen widmen.

„Loki: Der Lügner“ ist ein Einzelband eines eigenen Abenteuers. Dieses von Dan Watters und Germán Peralta erschaffene Werk erzählt von Schiff Naglfar, das der Nordischen Mythologie zufolge aus den Fingernägeln von Toten gebaut wurde. Kein Wunder, dass das nicht unbedingt zu positiver Grundstimmung des Schiffs führt, aber nun hat selbiges eine Geschichte zu erzählen. Eine, die es sich lohnt zu lesen und zu betrachten.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    Loki
  • Übersetzer*in:
    Alexander Rösch
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    04/2024
  • Umfang:
    108 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783741636622
  • Preis (D):
    14,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Illustration:

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