Der Spion, den wir lieben

von Eric Zerm
Rezension von Stefan Cernohuby | 26. März 2016

Der Spion, den wir lieben

Verleihen einem Namen Macht oder sind sie doch nur Schall und Rauch? Die Meinungen darüber gehen definitiv auseinander. Um einige bestimmte Namen hat sich jedoch bereits ein Kult entwickelt. So hat auch „Der Spion, den wir lieben“ einen solchen. Eric Zerm hat darüber das gleichnamige Buch verfasst, in dem er nicht nur Jahrzehnte eigener Begeisterung, sondern auch sehr ausgiebige Recherchen einfließen ließ. Jenes Werk, das im Verlag „In Farbe und Bunt“ erschienen ist, lag uns als monochromes eBook vor.

Was haben ein Reporter und ein Analytiker einer geheimen Verbrecherorganisation gemeinsam, die versuchen Hintergründe über den Agenten James Bond aufzuarbeiten? Sie müssen mit Widersprüchen kämpfen, die aus den verschiedenen Text- und Filmaufzeichnungen hervorgehen, die es über die Aktivitäten des Agenten aus über 50 Jahren gibt. Daher beleuchtet auch das vorliegende Buch Person, Persönlichkeit, Schöpfer und andere Mitwirkende. Nach kurzen Querbetrachtungen wird erst einmal der Autor der „Bond“-Reihe vorgestellt. Ian Fleming, selbst Ex-Spion, Zeitungverleger und schließlich Autor, hatte genügend Hintergrund um sich an die Materie zu wagen und war auch noch bei zwei der Filmproduktionen beteiligt. Zwölf Romane und neun Kurzgeschichten hatte er bis 1964 verfasst, doch da hatte die Filmindustrie gerade erst mit der Umsetzung der Filme begonnen. Zuerst wird jedoch auf die ursprünglichen Quellen eingegangen, nämlich die Romane und Kurzgeschichten. Ihre Inhalte werden zusammengefasst, Besonderheiten aufgeführt und erklärt, in welcher Form (oder welche ihrer Inhalte) es auf die Leinwand geschafft haben – und inwiefern Tagesgeschehen und Popkultur einflossen.
Bevor es um die Filme geht, werden frühere Versuche der Verfilmungen vorgestellt, bevor sich das berühmte Team Broccoli und Saltzmann der Materie annahmen und einen Vertrag mit Ian Fleming schlossen.
Dann geht es um die Filme, zuerst in Kompaktfassung. Regisseur, Budget, Einspielergebnis, Schauspieler und Rahmenhandlung und einige weitere Informationen sind an dieser Stelle genug, denn danach wird detailliert über die einzelnen Darsteller und Interpretationen der Bonds in den verschiedenen Filmen sinniert – über äußere Einflüsse, Nachahmern und Veränderungen im Konzept.
Neben einigen witzigen fiktiven Interviews und weiteren Tätigkeiten des Analysten wird auf die Filmteams eingegangen, der jeweilige Humor der verschiedenen Bonds und seine Entwicklung, Anekdoten sowie ein Interview mit der aktuellen Synchronstimme haben ebenfalls einen Platz im Buch gefunden. Mit einigen Geschichten über Bond-Autos, ihre Fans und Treffen, sowie Events unter Beteiligung wahrer Kenner schließen das Buch ab. Nein, das ist nicht wahr. Den Abschluss macht ein Treffen aller bisherigen Bonds…

Wer eine gewisse Affinität zu James Bond hat, eignet sich selbst Vokabular und Wissen an – egal ob dieses jetzt aus den Büchern oder Filmen stammt. Doch die wenigsten Kenner hatten je die Motivation, alle Zusammenhänge, Entwicklungen und Hintergründe zusammenzutragen. Dazu gibt es Sekundärliteratur und die gibt es tatsächlich schon zu vielen Details des „Bond-Universums“, wenn man selbiges so nennen will. Unsere Motivation sich mit dem uns vorliegenden Werk aus dem Hause „In Farbe und Bunt“ zu befassen, rührt aus einem Treffen mit dem Autor auf dem Buchmesse Convent 2015 her, bei welchem selbiger die aus der Hüfte geschossenen Fragen unseres anwesenden Redakteurs mit derartiger Leichtigkeit beantwortete, dass wir uns entschlossen, einen näheren Blick auf „Der Spion, den wir lieben“ zu werfen. Versteht der Mann etwas, von dem was er schreibt, ist Eric Zerm nur ein Blender oder vielleicht ein einfacher Fan, der sich an eine Fülle an Materie gewagt hat, derer er nicht Herr werden konnte? Unser Urteil ist niederschmetternd – jedoch nicht für den Autor, sondern für den Verfasser dieser Kritik. Denn nicht einmal dieser, nachgewiesener Weise ein Sammler jeglichen unnützen Wissens und Kenner aller Bond-Filme, konnte für sich in Anspruch nehmen, mehr als nur einen Bruchteil der erwähnten Verknüpfungen, Hintergründe, Verwandtschaftsverhältnisse, Hommagen und Begebenheiten zu kennen, die Eric Zerm alle aufgearbeitet hat. Daher können wir das Werk allen großen Bond-Fans und all jenen, die es noch werden wollen, ohne jegliche Einschränkung ans Herz legen. In Papierform, wie auch als eBook.

„Der Spion, den wir lieben“ ist mehr als nur eine Liebeserklärung an James Bond. Das von Eric Zerm verfasste Werk wartet mit unglaublich vielen unterschiedlichen Blickwinkeln auf das Gesamtkunstwerk des Spions mit der Lizenz zum Töten auf. Kleine fiktive Elemente lockern die ansonsten äußerst akribisch recherchierten Informationen auf und lassen das Herz jedes wahren Bond-Fans höherschlagen. Und vielleicht motiviert es sogar, wieder einmal die Romane zur Hand zu nehmen oder die Filme anzusehen. Denn es gibt noch viel zu entdecken.

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Bewertung

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