Graphic Recording


Eine Anleitung zum Illustrieren von Meetings, Konferenzen und Workshops
von Robert Klanten, Anna Lena Schiller, Sven Ehmann (Hrsg.)
Rezension von Michael Seirer | 01. Februar 2017

Graphic Recording

Es hat sich herum gesprochen, dass das lineare Herunterbeten von Listen in Präsentationen nicht unbedingt dazu führt, dass man seine Zuhörer fasziniert. Sie dazu bringt, gedanklich nicht abzuschweifen und sich an den Inhalt auch nach der Präsentation noch zu erinnern. Eine mögliche Hilfestellung ist das "Graphic Recording", dem zeichnerischen Zusammenfassen der wichtigsten Themen und Zusammenhänge, direkt während des Vortrages. Doch wie wird man ein Graphic Recorder? Welche Fähigkeiten braucht man dafür und wie kann man komplexe Inhalte graphisch einfach und dennoch korrekt visualisieren? Wie sehen Arbeiten von international erfolgreichen graphic recordern aus?

Im GESTALTEN Verlag ist dazu das Buch “Graphic Recording - Eine Anleitung zum Illustrieren von Meetings, Konferenzen und Workshops” von Robert Kanten, Anna Lena Schiller und Sven Ehmann erschienen.

Dem Trend von visuellen Notizen, Visual Notetaking und Mindmapping entsprechend beschreibt sich das Buch als Handbuch, welches das Thema erstmals umfassend erläutert. Auf den ersten 50 Seiten, rund einem Viertel des Buches, findet man eine Einführung in das Thema, wie man sich auf Meetings oder Veranstaltungen vorbereitet, auf denen man als graphic recorder arbeiten soll, was während der Arbeit zu beachten ist und wie man seine Arbeit auch nach dem Event nutzt und weiterverwendet. Neben empfohlenen Werkzeugen und Untergründen wird auch kurz auf digitales Graphic Recording eingegangen. Es werden unterschiedliche Arten von Zuhören beschrieben und wie man Flow, Hierarchien, Strukturen oder Farben sinnvoll einsetzt. Zusätzlich werden einprägsame Listen mit hilfreichen Tipps vorgestellt.

Der weitaus größte Bereich des Buchs, mit gut 150 Seiten, stellt jedoch der Portfolioteil dar. In ihm werden Beispiele von Graphic Recordern gezeigt werden. Dabei wird im Text auf die Besonderheiten des Auftrags hingewiesen und auch erklärt, wie sich die Künstler vorbereitet haben. Viele besonders breitformatige Arbeitsflächen werden seitenübergreifend dargestellt, damit auch die vielen Details noch zu erkennen sind. Neben dem Namen und der Website des Künstlers werden auch Metadaten wie Kunde, Technik, Format, Maße und benötigte Zeit angegeben.

Das große Format von 25,4 x 28,7 cm bietet genug Raum für die oft sehr detailreichen Illustrationen, obwohl die Schrift der Einführungskapitel und der Projektbeschreibungen relativ klein ausgefallen ist. Die einführenden Erläuterungen werden zwar auch durch Zeichnungen illustriert, da diese aber in englischer Sprache sind, ist es nicht immer einfach, die Verbindung zum Text herzustellen. Die vielen Tipps sind kurz und knacking formuliert. Hier würde man sich manchmal mehr Information, beziehungsweise weiterführende Literatur wünschen. Positiv hervorzuheben ist jedoch, dass die thematische Behandlung nicht beim Beenden des Live-Zeichnens aufhört, sondern sich auch Themen der weiteren Verwendung danach widmet.

Die vorgestellten Illustrationen beinhalten sehr viele spannende und unterschiedliche Beispiele, wie Ergebnisse von graphic recordings aussehen können. Die URLs unterstützen um sich weiter zu informieren und interessante Stile weiter zu erforschen. Manche vorgestellten Projekte gehen beispielsweise sehr innovativ mit der Nutzung von Raum/Hintergrund oder Farbe um. Die Erläuterungen sind beim Verständnis des Auftrages hilfreich und bieten spannende Einsichten in die Arbeit von professionellen Graphic Recordern.

Einen wichtigen Bereich bleibt das Buch jedoch komplett schuldig: wie man sein eigenes visuelles Vokabular entwickelt. “Graphic Recording” ist definitiv kein Buch, um zu erlernen, wie man Objekte oder Konzepte einer Domäne darstellen kann oder gar wie man seinen eigenen Zeichenstil entwickelt. Um effizient zu arbeiten muss man sich erst sein visuelles Vokabular zusammenstellen - und das beginnt wie bei einer Fremdsprache mit Wörtern. Muss man erst nachdenken, wie man Dinge oder Konzepte bildlich darstellt, dauert das in der Praxis zu lange. Das Fehlen dieses Bereichs ist insbesondere unverständlich, da sich das Buch ja als umfassendes Handbuch versteht.

“Graphic Recording” ist ein Handbuch für Graphic Recorder, die schon die ersten Schritte gemacht haben und auf der Suche nach Tipps zum Verbessern ihres Prozesses (Zuhören, Verstehen und Aggregieren) beziehungsweise dem Agieren bei einer Live-Session sind. Inspiration durch viele internationale Beispiele helfen bei der eigenen Erweiterung des visuellen Stils. Für Anfänger, die auch im Bereich Illustration oder Zeichnen Hilfestellungen suchen, ist das Buch kaum zu empfehlen.

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