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Kinder sollen ihre Kreativität ausleben können, eigene Ideen entwickeln und lernen konzentriert zu spielen. Ein Überangebot an Spielzeugen und Freizeitbeschäftigungen nimmt ihnen diesen Raum jedoch - und so gibt es viele Familien, die ein spielzeugfreies Kinderzimmer haben. Auch in Kindergärten gibt es spielzeugfreie Gruppen, wobei dies eher ein zeitlich begrenztes Projekt ist. Will man diesen Weg gehen, muss man Kindern andere Möglichkeiten geben, sich beschäftigen und kreativ entfalten zu können. Kartons zählen wohl zum beliebtesten Spielzeug. Autorin und Gestalterin Claudia Scholl präsentiert in ihrem neuen Kreativbuch Spielwelten aus Pappe, bei deren Gestaltung Kinder das Sagen haben.

Inselwelt und Ritterburg

Kinder lieben es zu basteln und kleine Dinge entstehen zu lassen, mit denen sie im Anschluss spielen können. Je weniger sie dabei auf die Hilfe von Erwachsenen angewiesen sind, desto mehr können sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen und eigene Ideen entwickeln. Hier setzt Claudia Scholl an. Sie bietet alte Kartons und Pappe und gibt als Vorgabe lediglich an, dass nicht mehr als ein Quadratmeter Platz in Anspruch genommen wird. Dabei dürfen manche Teile sich natürlich aus- und einklappen lassen.
Damit kann es eigentlich schon losgehen und sicherlich hat jedes Kind schon ganz klare Vorstellungen, was es bauen möchte. Im Buch finden sich natürlich auch zahlreiche Anregungen mit Erklärungen zum Nachbauen. Die gezeigten Projekte sind bunt und vielseitig, abwechslungsreich und originell. Es gibt Flaschenautomaten und Waschmaschinen, Hängeregale und Tierarztpraxen, Foto-Boxen, Tischkicker, Inselwelten, Ritterburgen, Kaktus-Garderoben, Kegelbahnen, Sommerhäuser und vieles, vieles mehr. Wenn man durch das Buch blättert, packt einen die Bastellust und man möchte am liebste sofort selbst loslegen und eigene Spielwelten schaffen.

Tolle Projekte von Kindern geschaffen

Das Schöne an diesen Projekten ist, dass sie authentisch sind. Hier werden keine Bilder von perfekt gearbeiteten, zugeschnittenen, geklebten und angemalten Bastelarbeiten gezeigt, sondern von Werkstücken, die von Kindern gefertigt wurden. Deren Schriftzüge nicht perfektes Lettering sind, deren Farbanstrich auch mal nicht komplett flächendeckend ist und wo Linien durchaus auch schief aufgezeichnet wurden. Na und? Das Buch besticht durch kindertaugliche Projekte. Es geht nicht darum, hochwertige Spielwelten zu fertigen, die Generationen überstehen, sondern Projekte, an deren Umsetzung Kinder Spaß haben. Mit denen sie spielen können, die kaputt gehen dürfen und die bei Desinteresse einfach in den Papiermüll geworfen werden können. Darin liegt wohl auch der größte Vorteil des Materials Pappe. Es ist stabil genug, um so manches Spiel über sich ergehen zu lassen. Gleichzeitig kann es von Kindern einfach bearbeitet werden und ist letztendlich noch recyclebar.
Das Buch ist sehr schön gestaltet. Die Bastelprojekte sind nach keinem sichtbaren Prinzip geordnet und reihen sich ohne festes Thema aneinander. Die Anleitungen zu den einzelnen Spielwelten sind gerade einmal so ausführlich, dass man sie nachbauen kann, gleichzeitig machen sie aber auch deutlich, dass man sich dabei nicht an feste Vorgaben in der Herangehensweise halten muss, sondern sich auch von eigenen Ideen inspirieren und leiten lassen kann. Zahlreiche Fotos begleiten die Anleitungen, aber auch zwischendurch finden sich immer wieder Motive gefertigter Spielwelten, manchmal auch nur spezielle Ausschnitte davon.

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