Dass Lego schon längst nicht mehr nur Kinderspielzeug ist, beweisen die unzähligen Websites der ELFs (Erwachsene Lego Fans!) und die Tatsache, dass es mittlerweile internationale Ausstellungen von Lego-Künstlern gibt, allen voran Nathan Sawaya.
Als Inspirationen für seine Pop-Art-Kunstwerke aus Lego dienen David Scarfe technische Alltagsobjekte aus den 70er und 80er Jahren, also den Kindheitsjahren seiner Zielgruppe. Er nähert sich diesen Gegenständen mit einer ordentlichen Portion Ironie und durchaus einem Sinn für das Praktische. Da gibt es Bierdeckel in Form von Disketten, Tetris-Magneten, eine Handyladestation im Gameboy-Controller-Look, Space-Invader-Stiftboxen, einen Briefhalter für echte Briefe aus Papier bestehend aus zwei stilisierten Audiokassetten oder auch massive Buchstützen, die aus vielfach vergrößerter Cursorhand und Sanduhr bestehen. Von eher zweifelhafter Brauchbarkeit scheint, wegen der scharfen Kanten, die Badeente zu sein. Immerhin aber lernt man was dazu: Lego schwimmt offensichtlich, denn die Aquariumsdeko mit Anspielung auf "Planet der Affen" muss immerhin mit Gewichten beschwert werden.
Die einzelnen Kapitel sind alle gleich aufgebaut: ein paar Zeilen Kommentar zum Objekt, leider in ein forsches IKEA-Deutsch übersetzt, ein Schwierigkeitsgrad (zehn Stufen von einfach bis schwierig), eine Stückliste der benötigten Legosteine, sortiert nach Größe und Farbe, sowie eine anschauliche Bauanleitung, die den Aufbau in übersichtlichen Teilschritten erklärt. Der "Röhrende Hirsch", das Meisterstück vom Titelbild, ist mit 24 Bauschritten dabei das komplizierteste Objekt. Das sollte allerdings auch ungeübte Lego-Künstler nicht abschrecken. Die einzelnen Bauschritte sind grafisch klar voneinander abgehoben, bereits fertige Bauabschnitte werden in einem dezenten Hellgrau dargestellt, so dass jeweils nur der aktuelle Bauschritt im Mittelpunkt steht.
Der Titel ist etwas irreführend, einfach loslegen und bauen ist für den durchschnittlichen Legobesitzer kaum möglich. Die meisten Objekte benötigen Steine in einer Anzahl und Farbenvielfalt, die weit über den Inhalt eines Standardsets hinausgehen. Das bremst auf jeden Fall den ersten Enthusiasmus, der beim Durchblättern des Buchs entsteht. Wer also wirklich die größeren Objekte nachbauen will, muss die Einzelteile bestellen. Leider sind im Buch keinerlei Hinweise zu Bezugsquellen zu finden. Daher hier der Tipp für nicht-ELFs: bei Lego direkt lassen sich alle Steine einzeln im Online Shop bestellen (Kategorie Einzelsteine - LEGO® Pick A Brick). Da im Wesentlichen nur Standardsteine gebraucht werden, sind die Einzelteile leicht zu finden. Schwieriger ist das allerdings mit den Farbtönen, diese werden in der Stückliste leider nicht angegeben. Da Lego seine Farbskala im Laufe der Jahre geändert hat, ist nicht einmal gesichert, ob die notwendigen Bauteile überhaupt noch in den erforderlichen Farben verfügbar sind. Wer an dieser Stelle angelangt ist, wird merken, dass sich dieses Buch an Erwachsene wendet. Die wirklich interessanten Objekte sind mit Taschengeld nicht zu finanzieren. Um wieder beim Hirsch zu bleiben: der schlägt mit über EUR 50 zu Buche. Es geht aber auch noch teurer, wie bei z. B. bei den Buchstützen.
Echte ELFs werden unter Umständen etwas enttäuscht von der Einfachheit der Konstruktionen sein, für den Rest von uns Kindern der 70er und 80er Jahre sind die knallbunten Objekte einfach zu schön, um sie nicht nachzubauen. Wem selbst das zu mühsam sein sollte, bekommt mit "Just brick it" einen schön und aufwändig gemachten Bildband, der so zeitlos ist, wie Lego selbst.
Details
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Erschienen:04/2016
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Umfang:128 Seiten
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Typ:Hardcover
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ISBN 13:9783492057363
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Preis (D):16,99 €