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Urban trifft auf ländlich. Kräuter vom Balkon begegnen Gewürze aus aller Welt. Kreativität paart sich mit Experimentierfreude. Wenn sich zwei Menschen finden, die ihre beiden Leidenschaften „Fotografie“ und „Kochen“ miteinander verbinden, dann entsteht ein großartiges Kochbuch mit dem originellen Titel „Krautkopf“. Die beiden Blogger Susann Probst und Yannic Schon entführen uns in ihrem Erstlingswerk in eine idyllisch-verträumte, kulinarische Welt der vier Jahreszeiten.

Die Autoren haben einen besonderen Geschmack für abwechslungsreiche und außergewöhnliche Gerichte. Bei der Kreation ihrer Speisen hören sie nicht auf ihr Magenknurren, sondern vielmehr auf das Bauchgefühl, das sie inspiriert. Ihr Credo lautet: frisch, unverarbeitet, saisonal und regional. Auf raffinierten Zucker wird verzichtet, dafür werden alternative Süßungsmittel wie beispielsweise Reissirup oder Kokosblütenzucker verwendet. Es wird gemörsert und gemahlen, um für frische Aromen zu sorgen. Die beiden „Kochtüftler“ würzen sich um die Welt ohne dabei den Bezug zur heimischen Natur zu verlieren und sorgen mit ihrer Vorliebe für die Vier-Jahreszeiten-Küche für Abwechslung weit über den Tellerrand. Gekocht wird mit Zutaten von Bauern im nahen Umfeld und Wochenmärkten, mit Kräutern, die die beiden selbst am Balkon anbauen, mit Gewürzen aus der ganzen Welt, die sie aus Asien-Läden und orientalischen Geschäften beziehen und Produkten aus der Natur, die sie in Wald und auf Wiesen sammeln.

Bereits das Vorwort der beiden Autoren lässt Bodenständigkeit, Einzigartigkeit und ein geerdetes, stimmiges Naturell erahnen. Man hegt Sympathie und ist neugierig darauf, welches natürliche Geschmackserlebnis einen erwartet. Denn dies wird auch nicht im Inhaltsverzeichnis verraten, das sich mit „Frühling“, „Sommer“, „Herbst“, „Winter“ und „Grundrezepte“ geheimnisvoll präsentiert. Die Grundrezepte enthalten Saucen, Brühen, Gewürzpasten und -mischungen, die auch noch das letzte Fertigprodukt aus der Küche verbannen. Eines sei vorab verraten: Der Genuss wird bei diesen vegetarischen Rezepten, die auch vegan zubereitet werden können, eine neue Geschmacksrichtung einschlagen, denn der Eigengeschmack der Lebensmittel steht trotz Kräutern und Gewürzen stets im Vordergrund. Heimische Gemüsesorten und Kräuter, die längst in Vergessenheit geraten sind, feiern dank Susann Probst und Yannic Schon ein Revival. Von der „Wildkräuter-Polenta“ zum „Zucchinipuffer mit gefüllten Kürbisblüten“ geht es weiter mit „Bunte Gemüsequiche“ und „Nussige Apfel-Pie“. Der Jahreszeitenwechsel ist kaum wahrnehmbar, vor allem dann nicht, wenn man sich der Faszination der Rezepte hingibt und erst langsam erkennt, dass jedes Kapitel mit einer wunderschönen Fotografie der jeweiligen Saison eingeleitet wird. Und das ist auch eine Besonderheit dieses Kochbuchs, das zugleich auch ein Bildband mit persönlichen, naturverbundenen Fotografien ist, die viel Liebe zum Detail gepaart mit Perfektionismus erkennen lassen. Der Blick auf den Balkon, der die selbst angebaute Kräuterwelt offenbart, macht Lust darauf, ein eigenes Kräuterimperium zu erschaffen. Das Autorenteam steht im Einklang mit der Natur und ihre Verbundenheit und Wertschätzung ihr gegenüber stiftet dazu an, selbst loszuziehen um Pilze und Kräuter im Wald zu sammeln und sich auf den kulinarischen Zauber der Jahreszeiten einzulassen. Dass „Naturkinder“ auch im urbanen Raum zu ihren Wurzeln stehen, zeigt sich beim Brunch mit Freunden auf der Dachterrasse oder beim Dinner im Loft. Die gemeinschaftliche Atmosphäre steckt an und bei gedecktem Tisch mit all den Köstlichkeiten möchte man gerne Platz nehmen.

„Krautkopf“ ist ein Kochbuch mit vielen verborgenen Schätzen aus der Natur. Die Besonderheit liegt in der ursprünglichen Herkunft der saisonbedingten Produkte und der Leidenschaft dazu, mit außergewöhnlichen, unbekannten Zutaten zu experimentieren. Davor sollte man keine Scheu haben, denn die Autoren glänzen mit ihrem Wissen über Kräuter und verschiedene Gemüsearten und erklären ausführlich und nachvollziehbar die einzelnen Rezepte, die mit den Symbolen „vegan“, „gluten- und laktosefrei“ gekennzeichnet sind. Auffallend perfektionistisch im positiven Sinne sind die präzisen Angaben zu den Portionen, die variieren und auch für Gäste ausgelegt sind, den benötigten Zutaten, den Küchenutensilien, der Zubereitungsdauer, der Backtemperatur sowie der Größe der Backform. Susann Probst und Yannic Schon geben ihren Gerichten eine persönliche Note und wecken die Lust sich ausreichend Zeit zu nehmen, um auf Märkten zu stöbern, Kräuter zu sammeln, bewusst einkaufen zu gehen und eine Leidenschaft für vollwertige, ausgewogene Kochkunst zu entwickeln. Der anfängliche Aufwand lohnt sich allemal, denn die Suppen, Salate, Nudelgerichte, Currys, Aufläufe, Kuchen und Torten sowie die anderen unzähligen Köstlichkeiten sind gesund, abwechslungsreich und überzeugend. Es empfiehlt sich die Anschaffung eines Mörsers, um die Kräuter und Gewürze frisch zu zermahlen. Wer das Inhaltsverzeichnis vermisst, darf im Register am Ende des Kochbuches schmökern, das nach unterschiedlichen Kategorien wie beispielsweise nach Obst- und Gemüsesorten sowie Kuchen und Gebäck angeordnet ist. Neben den außergewöhnlichen, kreativen Rezepten und der wunderschönen Gestaltung durch die persönlichen Fotografien der Autoren enthält „Krautkopf“ viele Tipps und Alternativen, die viel Spielraum für die eigene Kreativität zulassen. Einziger Wermutstropfen: Leider ist in diesem Kochbuch weder ein Saisonkalender noch eine kleine Kräuterkunde vorhanden, dies schmälert jedoch nicht den brillanten Einfallsreichtum und die Kreativität der beiden Autoren.