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„Großmutter, wie wird denn der Kuchen schön saftig?“ Wir schwelgen in Erinnerungen an besondere Kuchengeheimnisse aus Großmutters Zeiten. Niemand anderer verstand es, mit einfachen und wenigen Zutaten einen so köstlichen Kuchen zu zaubern. Und doch sind es immer die geheimen Zutaten, die jede Nascherei zu einer Besonderheit machen. Auch die Autorin Stephanie Schönemann erinnert sich in „Kuchen trifft Gemüse. Süße Leckereien querbeet“ an die „Geheimzutaten“ ihrer Großmutter, die sie mit ihren eigenen originellen Ideen verbindet und damit ein intensives, farbiges Geschmackserlebnis verspricht.

Die Kombination „Kuchen und Gemüse“ mag ungewöhnlich und befremdlich sein. Zugegeben, es klingt experimentell, aber die Erwartung auf einen saftigen, lockeren Kuchen macht neugierig. Die im Buch verwendeten Gemüsesorten orientieren sich originell eingeteilt an den Farben rot, gelb, grün und orange. Rote Bete, Mais, Avocado und Süßkartoffel sind lediglich eine kleine Auswahl der bunten Vielfalt aus dem Gemüsebeet. Bevor die süßen Leckereien wie Torten, Kuchen, Muffins, Kekse, Cookies und Soufflés zubereitet werden, erklärt die Autorin, worauf es bei der Verarbeitung ankommt. Die „gemüsigen“ Informationen zu Vorarbeit, Geschmack und Anwendungsbereichen wie beispielsweise die Verwendung als Fülle oder Topping sind wesentlich, damit die Komposition zwischen Gemüse und Kuchen auch stimmig ist. Nachfolgend sorgen die ungewöhnlichen, ausgefallenen Rezepte für Staunen und Verwunderung. „Rote Bete-Schoko-Kuchen mit Cheesecake Topping“, „Pastinaken-Rolle mit Zitronencreme“, „Erbsen Muffins mit Vanille-Glasur und Heidelbeeren“ sowie „Süßkartoffel-Tarte mit feinen Gewürzen“ stellen unter Beweis, dass Gemüse kein eintöniges „Grünzeug“ ist.

Die Gemüsekuchen überzeugen durch ihre saftige, lockere Beschaffenheit und verwandeln das Kuchenimperium in ein buntes Farbenspiel. Klassische Kuchen werden durch die Zugabe von verschiedenen Gemüsesorten neu interpretiert. Das Besondere an diesem Kochbuch ist, dass die Autorin nicht nur übliche Gemüsesorten wie Zucchini oder Karotten verarbeitet, sondern auch mit Roter Bete, Avocado oder Grünkohl experimentiert. Die Einteilung der Rezepte nach der Farbe des Gemüses ist durchdacht und sehr originell. Auch die farbenprächtige, einfallsreiche Gestaltung fällt auf und passt sich den einzelnen Kapiteln und Gemüsesorten an. Eine Wohltat für das Auge sind die schön gestalteten, verspielten Illustrationen der unüblichen Kuchenkreationen, die den Eindruck erwecken, als sei das Gemüse im Kuchen selbstverständlich und konventionell. Das kann es auch sein, denn die Rezepte führen zu einer neuen Sichtweise auf die Kuchenwelt. Wie zu Großmutters Zeiten verwendet die Autorin klassische Zutaten wie beispielsweise Eier, Mehl und Zucker. Vereinzelt gibt es Rezepte, die Dinkel- oder Vollkornmehl enthalten. Vorwiegend ist es dem Leser jedoch selbst überlassen, ob er zu gesünderen Alternativen wie Low-Carb-Mehl und anderen Ersatzprodukten greifen möchte. Neben „gesundheitsbewussteren“ Naschereien enthält das Buch auch wahre Kalorienbomben und Kuchen, die Alkohol enthalten. Wer gegen ein kleines „Stamperl“ Whiskey oder Gin nichts einzuwenden hat und gerne mal mit Frischkäse und Sahne bäckt, der wird ebenfalls ein passendes Rezept finden. Vergeblich sucht man hingegen nach den „Cakepops“, die im Vorwort von der Autorin zwar erwähnt werden, jedoch in den Rezepten nicht enthalten sind. Dies schmälert aber nicht die großartige Idee, die hinter diesem Kochbuch steckt. Stephanie Schönemann lässt die Geheimnisse ihrer Großmutter neu aufleben und schafft es hervorragend, diese mit einem modernen Zeitgeist zu verbinden.