Makrokosmos Honigbiene

von Claus-Peter Lieckfeld
Rezension von Stefan Cernohuby | 17. Mai 2014

Makrokosmos Honigbiene

Viele kleine Bestandteile der Welt entziehen sich unserem Blick und unserem Verständnis aufgrund ihrer mangelnden Größe. In einer Zeit, in der Gigantomanie zum Alltag gehört, entgehen vielen von uns die kleinen Zusammenhänge, die unsere Umwelt weiter funktionieren lassen, aber den Ereignishorizont der meisten Menschen nicht überschreiten. Ein Buch das genau diesem Problem entgegen wirken kann, ist "Makrokosmos Honigbiene".

Wir haben auf der Erde viele äußerst komplexe Ökosysteme. Systeme, die durch den Mensch stark belastet werden. Doch eines der wichtigsten ist der Nahrungskreislauf von Pflanzen über Pflanzenfresser bis hin zu Fleischfressern. Und wer ist der effektivste Organismus, welcher gewährleistet, dass sich die als Basis dienenden Pflanzen vermehren können? Man ahnt es, die Honigbiene.
Das Buch beginnt mit einer Einleitung an den Leser, die sich der Wahrscheinlichkeit der Entstehung eines Lebewesens mit einem derartig komplexen Lebenszyklus und der Erfüllung derartig vieler unterschiedlicher Aufgaben widmet. Doch auch die mögliche Zukunft der Biene und dem weltweit stattfindenden Bienensterben wird Platz eingeräumt.
Danach widmet man sich zuerst der Rolle, welche die Biene für die meisten Lebewesen auf der Welt vorrangig erfüllt, der des Bestäubers. Unterstützt wird das Kapitel durch unglaubliche Nahaufnahmen, die den Vorgang in verschiedensten Perspektiven zeigen. Doch auch wenn Bienen äußerst effektive Bestäuber sind, diese Aufgabe wird auch von vielen anderen Insekten wahrgenommen. Eine der großen Besonderheiten der Bienen sind ihre Fähigkeiten als Architekten. Die Entstehung von Bienenwaben wird nicht nur unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten beleuchtet, sondern auch auf beeindruckenden Bildern gezeigt. Genauso faszinierend sind auch das Brutverhalten der Bienen sowie ihre unterschiedlichen Zuständigkeiten, wenn es um die Fortpflanzung geht. Dies wird auch im Folgekapitel aufgegriffen, wo es ganz generell um Das Personal" geht. In diesem werden die verschiedenen Aufgaben in einem Bienenstock näher vorgestellt und auch erläutert, dass jede Biene im Endeffekt fast alle einmal innehat. Abgeschlossen wird der Band mit einer anatomischen Erläuterung einer Biene sowie bekannten Forschungsergebnissen sowie aktuellen Themen - wie in allen Abschnitten zuvor, unterstützt durch eindrucksvolle Bilder.

Natürlich kann man sich bei jedem neu erscheinenden Buch fragen, wer sich für selbiges interessieren könnte. Im Fall eines eher Sachbuch-Bildbandes über Bienen, das eher weniger mit hochwissenschaftlichem Aufbau, sondern vielmehr mit einer Kombination aus kurzen aber informativen Texten sowie unglaublichen Bildern zu punkten versucht, ist die Frage doppelt angebracht. Doch die Antwort ist überraschend klar. Das Buch ist im Grunde für jedermann interessant, der sich ein wenig mehr mit den Mechanismen beschäftigen will, die unsere Welt zusammenhalten. Natürlich könnte man am Inhalt ein bisschen etwas aussetzen. Denn das Buch bietet nur grundsätzliche Einblicke, jedoch keine allzu tiefen. Es wird von Wächter-Bienen gesprochen, aber nicht erwähnt, wie Bienen im Fall eines Angriffs reagieren. Wie sie durch Wetter bedingten Widrigkeiten begegnen. Oder auch, wie Bienen generell mit Bienen aus anderen Stöcken umgehen. Trotzdem kann man das Werk sehr empfehlen, ist das Thema doch einer der typischen Blinden Flecken, die wir alle haben. Die knapp 20 Euro sind jedoch für den Preis sehr angemessen.

Das von Claus-Peter Lieckfeld verfasste und mit den Fotografien von Heidi und Hans-Jürgen Koch versehene Buch "Makrokosmos Honigbiene" ist ein Tipp für jedermann. Denn nicht nur ruft das Werk dem Leser in Erinnerung, wie sehr man bei aller Beschäftigung mit hochtrabenden Themen, von grundlegenden Mechanismen des Lebens dennoch nichts wissen kann. Und das Werk hilft nicht nur bei der persönlichen Weiterbildung, auch die genialen Fotos sorgen für Begeisterung. Trotz dem einen oder anderen zu kurz gekommenem Thema ist das Buch aus unserer Sicht sein Geld wert.

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