In einer Zeit, in der es uns zumindest so vorkommt, als würde alles stetig stressiger und lauter, wird der Wunsch nach ein wenig Stille immer häufiger. Aber wo findet man Orte, an denen man diese genießen kann, inmitten von Chaos und Alltag? Zumindest für Wien soll ein im Metroverlag erschienenes Buch Abhilfe schaffen. "Wiener Orte der Stille" verspricht Wissenswertes über Inseln der Ruhe, an denen man die Umgebung genießen oder entspannt ein Buch lesen kann.
Nach einer kurzen Einleitung der Autorin Katja Sindemann beginnt der eigentliche Teil des Buchs. Dieser schlängelt sich vom 1. Wiener Gemeindebezirk, also der inneren Stadt, in der Reihe der Bezirke bis zum 23., aber nicht ohne den einen oder anderen Ausflug ins Umland zu unternehmen. Als Wiener stößt man hier auf den einen oder anderen bekannten Ort, hauptsächlich die erwähnten Kirchen und Klostergebäude gehören zum Allgemeinwissen. Dennoch werden auch an Orten die überaus frequentiert sind, Plätze präsentiert, die man von außen nicht sieht und die zum Teil nur über Umwege zugänglich sind. Darunter befinden sich unter anderem in der Inneren Stadt ein barocker Innenhof am Kohlmarkt sowie dem Hof des Deutschen Ritterordens, der durch das Teehause Haas & Haas erreichbar ist. Über Augarten und buddhistische Pagode im zweiten Bezirk geht es unter anderem auch in einen im Innenhof eines Altenheims verborgenen jüdischen Friedhof. Im elften Bezirk ist der Friedhof der Namenlosen ein mittlerweile bereits etwas bekannterer Geheimtipp - jener Friedhof, auf welchem einst angeschwemmte und nicht identifizierbare Ertrunkene beigesetzt worden waren. In den Außenbezirken laden viele großflächige Natur- und Waldareale zum Entspannen ein, darunter der Lainzer Tiergarten, der Rote Berg sowie etliche Parks. Nahezu unbekannte Pfade und Wege, einige Wiesen mit Denkmälern und diverse Friedhöfe gehören auch zu der Ausarbeitung. Der Sagataya-Park, der im Rahmen der Partnerschaft mit der gleichnamigen japanischen Stadt über Jahre entstanden ist, lädt den Besucher in eine exotisch anmutende Umgebung ein, einige Gotteshäuser unterschiedlicher Glaubensrichtungen und vor allem viel Natur runden den Band ab.
Initial hatte uns das Werk "Wiener Orte der Stille" hauptsächlich deshalb interessiert, weil man als (an der eigenen Stadt interessierter) Wiener zwar meist schon viel gesehen, aber genauso viele Orte stets übersehen hat. Die Zahl der wirklichen Geheimtipps ist allerdings überschaubar, wenngleich vier oder fünf Tipps wirkliche Überraschungen darstellen. Allerdings ist der tatsächliche Nutzen des Buchs in diesem Fall einem nicht gerade unbeträchtlichen Kaufpreis gegenüberzustellen. Denn knapp 17 Euro für ein Taschenbuch mit gerade einmal etwas mehr als 150 Seiten ist alles andere als preisgünstig. Denn die wenigen enthaltenen Illustrationen sind lediglich in Schwarzweiß gehalten, rechtfertigen also nicht wirklich den hohen Preis, auch wenn die fachlichen Recherchen professionell durchgeführt wurden und eine große historische Bandbreite abdecken. So könnte es sicherlich auch vorkommen, dass ein Kenner Wiens, der sich auf Überraschungen gefreut hat, dem Buch nachträglich nicht mehr so viel abgewinnen kann. Insgesamt können wir daher nur ein eher durchschnittliches Urteil abgeben - auch ein wenig dem Preis-Leistungs-Verhältnis geschuldet.
Das im Metroverlag erschienene Werk "Wiener Orte der Stille" versucht dem Leser abgelegene und vor allen ruhige Orte im Herzen des selten leisen Wien näherzubringen. Doch leider handelt es sich zu selten um wirkliche Geheimtipps, die Illustrationen sind spärlich und nur Schwarzweiß. Und zu allem Überfluss ist das Buch trotz überschaubarer Länge und Taschenbuchformat mit knapp 17 Euro nicht gerade billig. Dementsprechend können wir dem Buch kein überdurchschnittliches Zeugnis ausstellen.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:03/2014
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Umfang:154 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ASIN:3993001664
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ISBN 13:9783993001667
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Preis (D):16,9 €