So gerne man sich auch der Natur zuwendet, so groß sind auch die Lücken des eigenen Wissens, wenn es um Flora und Fauna geht, die man in Augenschein nimmt. So sind selbst begeisterte Liebhaber der Alpen kaum in der Lage, mehr als einen Bruchteil der Arten zu benennen, die in subalpinem und hochalpinem Gebiet leben. Um zumindest im Fall der Säugetiere Abhilfe zu schaffen, ist im Haupt Verlag Laura Canalis' Bestimmungsführer "Säugetiere der Alpen" erschienen. Ein Buch, das wir uns näher ansehen wollten.
Bevor die Vielfalt der alpinen Säuger näher vorgestellt wird, versucht das Werk einige Begrifflichkeiten genauer zu definieren. Sowohl die unterschiedlichen Vegetationszonen in den Alpen, als auch die Klassifikation der Säugetierarten werden näher ausgeführt. Aber auch die verschiedenen Arten der Beobachtungen, ob direkt oder indirekt (Spuren oder andere Hinterlassenschaften), sind Teil der Einführung. Nach allgemeinen Hinweisen zur Verwendung der Terminologie geht es endlich los.
Das Werk beginnt bei den Arten mit Igeln und wartet dann gleich mit einer Unzahl an spitzmausartigen Tieren auf, unter denen der Maulwurf eine Sonderstellung einnimmt. Eine andere (mögliche) Überraschung erlebt man als Leser bei der nächsten Ordnung, den Fledertieren. Insgesamt 29 unterschiedliche Arten sind in den Alpen heimisch. Sie unterscheiden sich nicht nur gewaltig in ihrer Größe, sondern auch in ihrer Ernährung. Von Käfern über Fisch und sogar Vögel zählt alles zu ihrer Beute.
Über die heimischen Hasenarten führt der Weg zu den Nagetieren, von denen es ebenso eine erhebliche Menge im Alpenraum gibt. Von den über 20 Arten sind etliche Mäuse, aber auch Siebenschläfer, Biber und Murmeltier stolze Vertreter.
Natürlich gibt es auch Jäger unter den Säugetieren, die Jagd auf große Pflanzenfresser machen. Darunter sind unter anderem Wolf, Luchs und Bär, aber auch kleinere Felidea werden behandelt. Weit stärker vertreten sind allerdings die Marderartigen, darunter exklusive Exemplare wie Dachs, Otter oder gar der Iltis. Aber natürlich werden auch Wildschweine, Rotwild und ziegenartige Bergbewohner, wie Steinböcke oder Gämsen, erwähnt. Nach einem kurzen Exkurs über einige Exoten, die sich im Alpenraum angesiedelt haben, folgt noch das wichtige Glossar.
Während bei den meisten Tieren eine Doppelseite verwendet wird, um alle relevanten Informationen neben einer Infobox und einigen aussagekräftigen Fotos darzustellen, gibt es einige Ausnahmen. Bei etwas "prominenteren" oder "publikumswirksameren" Tieren kommt eine zweite und manchmal sogar dritte Doppelseite hinzu.
Fledermäuse, Nagetiere und der Rest, so könnte man diesen Band ebenfalls titulieren, berücksichtigt man, dass sie etwa zwei Drittel der enthaltenen Arten ausmachen. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass das Werk dadurch weniger interessant wird. Denn wie so meist beschränkt sich das Wissen über die Bewohner der Berge auf einige wenige Arten, die optisch markant, präsent und vielfach sogar Sympathieträger sind. Beinahe jeder wird an Gämsen, Steinböcke, Bären und Wölfe denken, aber kaum jemand wird die Kleine Bartfledermaus, die Gelbhalsmaus oder den Blindmaulwurf als erste Tierarten nennen, wenn es darum geht, Alpenbewohner aufzuzählen. Die Informationen über Größe, Verbreitung und Ernährung der unterschiedlichen Arten ist gut aufbereitet und bis auf einige wenige Flüchtigkeitsfehler korrekt. Die beschreibenden Texte sind informativ und die ausgewählten Abbildungen aussagekräftig und gut fotografiert. Jeder, der über die Säugetiere der Alpen mehr wissen möchte, sich auf selbst auf die Lauer legen und Tiere beobachten oder die unterschiedlichen Lebensräume besichtigen möchte, kann das vorliegende Buch zur Bestimmung verwenden und relevantes Wissen gewinnen. Kurz gefasst, das Werk ist toll gelungen. Man sollte aber nochmals darauf hinweisen, dass die Gewichtung der Ordnungen doch ein wenig anders ist, als von den meisten Lesern möglicherweise erwartet und es sich darüber hinaus "nur" um Säugetiere handelt. Kann man sich damit anfreunden, ist das Buch unbedingt empfehlenswert.
"Säugetiere der Alpen" von Laura Canalis trägt den Untertitel "Der Bestimmungsführer für alle Arten". Eine Bezeichnung, die dem Buch definitiv gerecht wird. Obwohl die Gewichtung der verschiedenen enthaltenen Tierarten hinsichtlich ihrer Ordnung und Familie möglicherweise etwas anders ausfällt, als es ein weniger kundiger Leser erwarten würde, kann das Werk jedem, der sich näher für die Fauna im Alpenraum interessiert, nur empfohlen werden. Denn sowohl der theoretische als auch der praktische Nutzen sind direkt gegeben.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:09/2013
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Umfang:270 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ASIN:3258077908
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ISBN 13:9783258077901
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Preis (D):29,8 €