Scharfe Schnitte - Das Messerbuch

von Ansgar Pudenz, Rainer Schillings
Rezension von Stefan Cernohuby | 02. Dezember 2013

Scharfe Schnitte - Das Messerbuch

Das Verfassen eines Sachbuchs ist in jeglicher Hinsicht eine große Herausforderung. Man muss sowohl das notwendige Fachwissen für das Thema vorweisen, wobei letzteres auch für viele Leute interessant sein sollte, als auch den Leser für sich gewinnen. Dabei ist es sehr unterschiedlich, ob man mit exotischen oder doch alltäglichen Ausrichtungen eher punkten kann. Rainer Schillings und Ansgar Pudenz widmen sich in ihrem Werk "Scharfe Schnitte" jedoch keiner erotischen Dame, sondern einem allgegenwärtigen Alltagsgegenstand: dem Messer.

Gleich nach einem Vorwort, in dem klar gestellt wird, dass man hiermit nicht versucht, eine allgemein gültige Messerfibel zu schaffen, sondern sich lediglich auf Messer beschränkt, die der Nahrungsvor- und zubereitung dienen, widmet man sich einem besonderen Messerhersteller. Der französische Messerschmied Yves Pellquer übt seinen Beruf auf ursprünglichste Art aus und hat dabei eine Marktlücke getroffen. Spitzenköche aus aller Welt warten auf Spezialanfertigungen für verschiedenste Zwecke.
Es folgt ein Kürzestabriss der Geschichte der Messer durch die Jahrhunderte, bevor die geeigneten Schneidwerkzeuge für unterschiedliches Material vorgestellt werden. Eines kristallisiert sich dabei heraus. Während in der Herstellung zumeist einfache, billige und funktionale Messer verwendet werden, kommt es in der Endverarbeitung beinahe schon zu Glaubenskriegen. Begonnen wird mit Fleisch, wobei sowohl die notwendigen Eigenschaften des Werkzeugs erklärt sowie einige bekannte Marken und deren Markenzeichen in Herstellung und Funktion illustriert werden. Interssant dabei sind auch die Unterschiede, die in der Herkunft der Messer begründet liegt. Neben einigen praktischen Anwendungsgebieten - beispielsweise das richtige Zerkleinern eines ganzen Huhns - gibt es auch immer wieder philosophische Ausflüge, die unter anderem den Nutzen eines Messers dem Können seines Anwenders gegenüberstellen.
Neben vier Rezepten und dem "richtigen Schnitt" kann man auch Messer für Brot, Fisch und Käse kennenlernen. Sowohl ihre verschiedene Bauweise als auch die "Funktionen" werden genauer vorgestellt. Ein "Messerkrieg" von Produzenten in einer kleinen Stadt zeigt, wie ernst das Thema Messer mitunter genommen wird. Weitere Ausflüge illustrieren, dass jemand der sich hauptberuflich mit Messern beschäftigt, doch ganz andere Interessen haben kann. Das Buch schließt mit dem Aufbau eines typischen Messer, dem richtigen Umgang mit dem Werkzeug, wie man es scharf hält und einem Stichwortverzeichnis.

Messer. Das ist sicherlich das erste Stichwort, das einem einfällt, wenn man das Werk in Händen hält. Klinge, Spitze, Griff und Schneiden sind ebenfalls Begriffe, die einem bekannt sind. So blättert man fasziniert durch den Band, der zur Hälfte wie ein Werbekatalog für Messer der oberen Zehntausend wirkt und zur anderen Hälfte ganz eigenen Gesetzen gehorcht und eigene Wege geht. Warum gerade jener Messerschmied? Wieso dieser psychologischer Exkurs? Woher stammen bestimmte Informationen? Und letztlich die Frage, was hat man eigentlich gelernt, wenn man das Buch gelesen hat? Viele Fragen bleiben am Ende unbeantwortet. Ja, das Buch hält einige interessante Informationen bereit, die man aber erst herausfiltern muss. Für Messerexperten ist das Buch zu kochlastig, für Köche sind zu viele Exkursionen vorhanden und für Amateurköche zu wenige Rezepte. So ist "Scharfe Schnitte" irgendwie weder Fisch noch Fleisch, obwohl beides im Buch vorkommt. Mag aber auch sein, dass dies unter anderem am Konzept des Verlags 99 Pages liegt. So hat man eben nur 99 Seiten Platz. Definitiv witzig ist, dass ein Teil des Covers offenbar abgeschnitten wurde - Schneidekunst am Objekt demonstriert. Als Geschenkidee für Messerliebhaber ist das Werk sicherlich gut geeignet, als ernstzunehmendes Nachschlagewerk aber leider weniger.

"Scharfe Schnitte - Das Messerbuch" verspricht nicht nur scharfe Inhalte, es illustriert sie bereits durch das eigene Cover. Leider ist der rote Faden ein wenig verloren gegangen. So kann man das Buch weder Experten noch wissensbegierigen Laien mit gutem Gewissen empfehlen. Denn es nähert sich der Materie, und bei dieser handelt es sich um verschiedene Messer für Kochen und Vorbereitung, von zu vielen verschiedenen Seiten an, die zum Teil weit hergeholt scheinen. Als Geschenk wäre das Werk sicherlich trotzdem eine Idee, ist es schön anzusehen und vielseitig. Ob einem das allerdings 26 Euro wert ist, muss man selbst entscheiden.

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