Shalom: Das kleine Buch der jüdischen Köstlichkeiten

von Leah Koenig
Rezension von Elisabeth Binder | 19. März 2018

Shalom: Das kleine Buch der jüdischen Köstlichkeiten

Nach zwei Jahren Pause legt die Gastro-Journalistin Leah Koenig ihr zweites Kochbuch zur modernen jüdischen Küche vor. Nach einem ersten kurzen Blick auf das Inhaltsverzeichnis könnte man das Buch schnell wieder weglegen. Humus und Falafel? Nicht schon wieder, möchte man an dieser Stelle ausrufen. Ein zweiter Blick lohnt sich auf jeden Fall. Die insgesamt 26 Vorspeisen und Häppchen mit nahöstlichem und osteuropäischen Einschlag erleben eine behutsame Modernisierung, ganz ohne Schnörkel.

Die Rezepte der "Forspeis" (jiddisch für - wenig überraschend - "Vorspeisen") sind in zwei grobe Kategorien geteilt: solche, die kalt als Dip oder Aufstrich zusammen mit Rohkost und Gebäck serviert werden, und solche, die warm gegessen werden und sich durchaus auch als Hauptmahlzeit eignen. Alle Rezepte werden ausführlich mit Notizen zur Geschichte des jeweiligen Gerichts und persönlichen Impressionen der Autorin eingeleitet. Es zahlt sich auf jeden Fall aus, diese zu Texte zu lesen. Da schreibt nämlich eine vielfach publizierte Journalistin und nicht die Marketingabteilung des Verlags. Das Wort "lecker" kommt daher verhältnismäßig selten bis gar nicht vor. (Nach einer kursorischen Prüfung der Übersetzung sieht es wohl so aus, dass das Wort "lecker" von der Übersetzung eingeschleust wurde und so im Original nicht zu entdecken ist.) Aber zurück zu den Texten. Da lernt man beispielsweise, dass Regeln für koscheres Essen die kulinarische Kreativität befördern. Die strikte Trennung von Milch und Fleisch stellte die in den 1950er Jahren populären "Dairy Restaurants" vor ein Problem: Wie kann man etwas servieren, das so ähnlich wie die traditionelle gehackte Leber schmeckt? Inzwischen gibt es für die vegetarische Variante der "gehackten Leber" unzählige Variationen, das eindeutige Anzeichen dafür, dass ein Rezept eine gewisse Tradition entwickelt hat.

Das eigentliche Rezept beginnt mit der Zutatenliste, die wohl aus ästhetischen Gründen in fett gedruckten Großbuchstaben gesetzt wurde, was leider nicht wirklich zur Leserlichkeit beiträgt. Danach folgt eine Beschreibung der Arbeitsschritte. Dabei heißt es aufpassen: Durch die Kleinformatigkeit des Buchs erstrecken sich Zutatenlisten und Arbeitsschritte oft über mehrere Seiten, oft auch unterbrochen durch die Fotos, die jedes Rezept begleiten. Leicht erkennbare Angaben zu den Vorbereitungszeiten fehlen. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, weil sich alle Gerichte für mehrere Tage im Kühlschrank halten, oder, ohne großen Geschmacksverlust, eingefroren und wieder aufgewärmt werden können. Mit zwei bis drei Tagen Vorlaufzeit kann auf jeden Fall nichts schief gehen.

Da üblicherweise eine jüdische "Forspeis" nicht allein kommt, bietet die Autorin Hilfe an. Zwischen den Rezepten verstecken sich Seiten mit Vorschlägen zu Rohkost und Gebäck zum Dippen, für die Zusammenstellung einer Käseplatte mit Beilagen, für die Ergänzung eines Vorspeisenbuffets mit fertig Gekauftem. Den Abschluss des Rezeptteils bilden Menüvorschläge für verschiedene Anlässe.

Am Ende stehen Hinweise zu "besonderen Zutaten" (ab Seite 125). Besitzer von orientalischen Kochbüchern finden hier nicht viel Neues. Unerklärlich ist allerdings, wieso Bezugsquellen aus den USA ganz einfach kommentarlos übersetzt werden. Hier wäre eine Recherche in lokale Quellen wünschenswert gewesen. Wirklich hilfreich ist hingegen der fünfseitige Index, der zahlreiche Querverweise enthält.

"Shalom" ist von Inhalt und Format her ein modernes Vademecum der jüdischen Vorspeisenkultur, mit alltagsfreundlichen aber geschichtsträchtigen Rezepten, die vor allem eines wollen: dass sich Menschen bei einem gemeinsamen Essen gut unterhalten.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2018
  • Umfang:
    144 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783881171588
  • Preis (D):
    16,95 €

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