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Was braucht es um begeistert in eiskaltem Wasser zu baden? Oder um auch bei Schnee, Eis und Minustemperaturen mit dem Rad unterwegs zu sein? Dazu braucht es Sisu, würde man in Finnland sagen. Sisu hat nichts konkret mit Mut zu tun, oder mit Kraft oder Ausdauer, wie es der Untertitel des Buches verheißt, aber doch ist Sisu das zusätzliche Etwas, das helfen kann, um Aktivitäten wie Kälteschwimmen und Winterradfahren als selbstverständlich in den Alltag zu integrieren.

Katja Pantzar, Tochter emigrierter finnischer Eltern, ist zuerst für einen Job und dann dauerhaft nach Finnland zurückgekehrt und hat dort das „Sisu“ entdeckt. Mit ihrem Buch versucht sie eine Art Definition, Beschreibung oder einfach Begriffsvermittlung, was in Finnland unter Sisu verstanden wird. Denn, ganz richtig, das Lexikon kennt Sisu nur bedingt. In ihrem sehr persönlichen Buch beschäftigt sie sich mit vielen Aspekten des Sisu, wie dem erwähnten Kälteschwimmen oder Winterradfahren. Aber genauso sucht und findet sie es in der finnischen Saunakultur, in der Ernährung, in der Kindererziehung, in der Bewegung im Alltag oder im vielbeachteten nordischen Minimalismus.

187.888 Seen und 3,3 Millionen Saunen

Das Buch ist die sehr private Geschichte der Autorin über ihren Umgang mit ihren Depressionen und der anfangs fremden finnischen Kultur. Doch von Beginn weg nimmt sie einen auch gefangen mit ihrer Begeisterung für das Nordische, speziell das Finnische.

Finnland, das Land der tausend Seen, wie es immer genannt wird (in Wahrheit sind es 187.888, folgt man dem Buch) und 3,3 Millionen Saunen für 5,5 Millionen Einwohner. Ein Land, das begeistert dem Tango huldigt und herrlich unkonventionelle Filme und Bücher mit ganz eigenem Humor hervorgebracht hat.

Katja Pantzar erzählt kurzweilig und anregend von ihrer Suche nach den Grundlagen des Sisu, ihrem Versuch es auch - quasi wissenschaftlich - greifbarer zu machen, wobei beim Lesen eher die Anschaulichkeit begeistert als die Wissenschaftlichkeit. Sicher mag viel Gutes aus einem Bad im eiskalten Wasser, vom Radfahren durch das ganze Jahr, dem regelmäßigen Saunagang oder mehr Bewegung im Alltag ableitbar sein. Aber, braucht man dazu tatsächlich eine wissenschaftliche Herleitung; ist sie notwendig?

Ein finnischer Erfahrungsbericht

Erfreulicher Weise verlässt sich die Autorin aber nicht völlig auf die wissenschaftliche Grundlagenforschung, sondern schildert in vielen Beispielen, Erfahrungen und persönlichen Eindrücken, was Finnland und viele Eigenheiten der Art dort zu leben für sie verändert haben. Natürlich geht sie dabei nicht so weit zu behaupten, dass es die exemplarische Finnin, den exemplarischen Finnen gibt und dass Gesellschaft und Kultur in Finnland nur eine einförmige Ausprägung hätten, aber doch versucht sie greifbar zu machen, was für sie das Finnische ausgemacht hat, was sie daran fasziniert hat und was es in ihr verändert hat.
Das Buch ist auch ausführlich mit Bildern durchsetzt, die jedoch mehr beispielhaft als konkret in der Sache bebildern, mehr brave und konventionelle Symbolbilder zur Auflockerung sind, als konkret zum Thema des Buchs etwas zu ergänzen. Hier fehlt das sisu-haft Finnische leider fast völlig.