Wer sieht und hört, der will im Normalfall auch verstehen. Handelt es sich um eine gewöhnliche Fremdsprache, kann man entweder einen Kurs besuchen oder ein Wörterbuch kaufen. Doch handelt es sich bei der Sprache um eine erfundene, wird die Sache ein wenig komplizierter. Für Elbisch aus der Welt von J. R. R. Tolkien gibt es mehrere Helfer. Einer von ihnen heißt "Elbisches Wörterbuch", stammt von Wolfgang Krege und erscheint nun in der neu überabeiteten siebten Auflage.
Einer kurzen Einleitung, in der man bei aller Übersetzungsarbeit für unterschiedliche Tolkien-Werke den Wunsch nach einem Buch nachvollziehen kann, an dem allfällige Übersetzungen gesammelt wurden, folgt ein steiniger Pfad in die Untiefen der Grammatik beider Elbensprachen. Als Frodo in Lórien ankommt, glaubt er ein völlig anders Elbisch zu hören als er kennt. Das ist auch gar nicht von der Hand zu weisen, gibt doch das "ursprünglichere" Quenya und das hauptsächlich gesprochene Sindarin. Die näheren Beschreibungen der beiden Sprachen zeigen auch gleich die grundsätzliche Problematik der tatsächlichen "Verwendung" der beiden Sprachen auf, denn es gibt in allen Bereichen weiße Flecken und jene Menge Ausnahmen zu Regeln, die sich mitunter gegenseitig widersprechen - besonders wenn man die Entwicklung der Sprachen über die Jahre hinweg betrachtet. Krege hat sich aus genau diesem Grund nur an die neueren Versionen gehalten, weil viele der ersten Entwürfe Tolkiens späterer Logik widersprachen.
Abgesehen von Hintergrund findet man, wie in "herkömmlichen" Wörterbüchern zwei Bereiche. Elbisch-Deutsch und dann Deutsch-Elbisch.
Soviel zum Inhalt. Kritik fällt in diesem Fall zwar leichter, ist aber mit zweierlei Maß zu messen. Denn Wolfgang Krege hat in seiner Übersetzer-Laufbahn für seinen Stil ohnehin eine Menge Schläge einstecken müssen - daher soll dieser Punkt einmal völlig ausgeklammert werden. Die Herangehensweise und Nutzbarkeit des Buchs ist allerdings ein anderes Thema. Man kommt nicht umhin festzustellen, dass etliche Wörter und Übersetzungen ein wenig auf "Biegen und Brechen" passiert sind. Die Wörter wurden dazu so übersetzt, wie sie in den Originalen zu lesen waren, weswegen man in einigen Fällen keinerlei Chance hat auf die Grundformen der Wörter zu schließen, da man auch nicht weiß, welchen Regeln die Wörter gehorchen. Die Nutzbarkeit in der "Praxis" ist eher beschränkt, da weder der vermittelte Wortschatz sehr groß ist, noch die Grammatik so vermittelt wird, dass man wirklich sattelfest darin werden könnte. Als Exemplar zur Vervollständigung der Sammlung sowie als gelegentliches Nachschlagewerk, wenn man versucht Alltagsbegriffe in elbische Sprache zu übersetzen, um beispielsweise seinen Arbeitskollegen "Durch die Blume" mitzuteilen, sie sollten doch besser ein Deo verwenden, ist das Werk aber bestens geeignet. Der Preis von knapp 13 Euro liegt noch im akzeptablen Bereich.
Ein "Elbisches Wörterbuch" kann man als Fan der Tolkien´schen Welten sicher das eine oder andere Mal brauchen - oder man möchte es auch nur, um die Sammlung zu vervollständigen. Wenn man es nüchtern betrachtet, hat das Werk einige Schwächen, die allerdings auch schon aus dem Ursprung des Ganzen herrühren, sowie aus der Herangehensweise bei der Übersetzung bestimmter Begriffe. Dennoch ist der Preis dem Inhalt angemessen.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:04/2012
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Umfang:315 Seiten
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Typ:Hardcover
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ASIN:3608939199
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ISBN 13:9783608939194
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Preis (D):12,95 €