National Geographic styleguide

styleguide Wien: eat, shop, love it

von Angie Rattay
Rezension von Elisabeth Binder | 18. November 2015

styleguide Wien: eat, shop, love it

Liebe geht bekanntlich durch Magen und zu einem nicht unwesentlichen Teil auch durch die Geldbörse. So ist wohl auch das Motto der Styleguide-Serie zu verstehen, in der seit 2012 die beliebtesten Ziele von Städteurlaubern von stilbewussten Einheimischen vorgestellt werden.

Nach kurzen vier Seiten praktischen Tipps, die auf jeden Fall für einen ersten Wienbesuch zu knapp sind, und einer exemplarischen Wientour in Begleitung der Autorinnen, beschäftigen sich die nächsten 230 Seiten mit dem, was in herkömmlichen Reiseführern üblicherweise kurz unter Einkaufen, Essen und Übernachten abgehandelt wird. Die einzelnen Kapitel sind jeweils einem, maximal zwei Bezirken im Stadtzentrum gewidmet und enthalten zwischen 20 und 30 zu Fuß erreichbaren Tipps, aufgeteilt auf die Kategorien Shops, Essen, Café, Nachtleben, Kunst & Kultur und Hotel. Die Restmenge an Erwähnenswertem wird unter "Außerhalb" zusammengefasst, 5 Bezirke bleiben überhaupt weiß. Dort liegen dann wohl die echten Geheimtipps... Jedes Kapitel wird mit einer Karte und einer ganz kurzen Charakterisierung des Bezirks eingeleitet. Auf den nicht allzu detaillierten Karten sind alle im Kapitel besprochenen Einträge vermerkt, Wahrzeichen und U-Bahnstationen (kein Hinweis auf die jeweilige Linie!) weisen den Weg. Da sich jedoch viele der Geheimtipps in kleinen Gassen befinden, geben die Karten nur die grobe Richtung vor. Die einzelnen Beiträge sind durchnummeriert, allerdings darf man sich dahinter keine Logik erwarten, wie beispielsweise räumliche Nähe oder eine Einordnung in den Tagesablauf. Die Beiträge selbst enthalten hauptsächlich Bilder, einen kurzen Beschreibungstext und, nicht zu vergessen, zweckdienliche Hinweise zu Adresse und Website. Leider fehlen die Öffnungszeiten, das wäre vor allem bei Restaurants und Cafés von nicht unerheblicher Bedeutung. Diese Informationen muss man sich also andernorts beschaffen, will man einen ausgewogenen Essens- und Shoppingtag planen. Was auch noch zur Verwirrung führen könnte, ist die Zuordnung einzelner Einträge zu den Kategorien. Wieso gehören Parks und Sportvereine zu Kunst & Kultur? Auf jeden Fall lädt der Styleguide zum Blättern ein und beim Flanieren durch das Buch gibt es noch einige Details zu entdecken: einseitige Fotos, die einen Wiener Dialektbegriff illustrieren, Interviews mit Wiener Geschäftstreibenden und eine Übersicht der Wiener Kaffeesorten am letzten Umschlagblatt.

Die Ausstattung des Styleguides fällt, dem Thema und dem stolzen Preis von EUR 25 entsprechend, sehr stylish und hochwertig aus: ein solid gebundenes Hardcover-Buch mit vielen bunten Fotos und anderen liebevollen Details. Da gibt es zum Beispiel einen aufgeprägten Planausschnitt von Schloss Schönbrunn am Cover und ein Gummiband a lá Moleskin, das als Lesezeichen oder Seitenfixierung verwendet werden kann. Ironie am Rande: Schönbrunn wird, wie andere kulturelle Sehenswürdigkeiten auch, im Buch nicht einmal mit einem Wort erwähnt.

Der Styleguide Wien ist ein schönes Bilderbuch, das sich beim Shopping vorwiegend an Frauen richtet und aufgrund von Größe, Gewicht und mäßigem Informationsgehalt hauptsächlich dazu eignet, Vorfreude auf eine Wienreise auszulösen als vor Ort als Reiseführer zu dienen.

PS: Wie heißt es schön und kleingedruckt auf der Rückseite des Buchs? "Dies ist eine lizenzierte Publikation der National Geography Society, einer der größten gemeinnützigen Wissenschaftsorganisationen der Welt. Seit ihrer Gründung 1888 hat die Gesellschaft mehr als 11.000 Expeditionen und Forschungsprojekte unterstützt [...]". Ob mit dieser Expedition in die Shoppingwelten Wiens der wissenschaftliche Auftrag unterstützt wird, bleibt fraglich. Zumindest hat die Exkursion in dieses Neuland den Publikationsarm der NSG auch nicht vor dem Ausverkauf gerettet. Seit Mitte September hat dort nämlich mit großer Mehrheit Rupert

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