Warum es nicht egal ist, wie wir schreiben

von Kathrin Kunkel-Razum
Rezension von Stefan Cernohuby | 03. April 2018

Warum es nicht egal ist, wie wir schreiben

Nicht nur der Duden sieht sich als Institution, welche die Qualität der deutschen Sprache hochhält, auch viele andere sind dieser Meinung. So ist es kein Wunder, dass sich Kathrin Kunkel-Razum, ihres Zeichens Leiterin der Duden-Redaktion, mit einigen Gleichgesinnten zusammensetzt, um für eine vernünftige Verwendung der Deutschen Sprache zu plädieren. „Warum es nicht egal ist, wie wir schreiben“ lautet die Aufzeichnung einer Podiumsdiskussion, die nun als streitbares Büchlein vorliegt.

Professor Dr. Peter Gallmann hat den Lehrstuhl für Deutsche Sprache der Gegenwart in Jena inne und gehört auch dem Rat für deutsche Rechtschreibung an. Ulrike Holzrath-Raether ist Lehrerin, Hochschulplanerin und Schulentwicklerin. Burkhart Klaußner ist Theater- und Filmschauspieler. Diese drei sehr unterschiedlichen Personen, die allesamt mit der deutschen Sprache zu tun haben, erklären zuerst, warum sie die Einladung zu dieser Podiumsdiskussion gefolgt sind. Danach erklären die Gäste, bei welcher Kommunikationsform sie welchen Anspruch an die Qualität haben und wann welche Fehler tolerierbar sind.
Danach geht es um den allgemeinen Zustand der Rechtschreibung in Deutschland. Andere Evaluierungsverfahren, breitere Spektren und Veränderungen der Rechtschreibung werden hier diskutiert. Das neue Streben nach Autonomie unter Heranwachsenden, die Digitalisierung und die Verwendung von Anglizismen werden aus verschiedenen Richtungen und mit verschiedener Vorbildung betrachtet. Auch über verschiedene Lernmethoden für Deutsch wird gesprochen und wie sie oft falsch interpretiert werden.
Weitere Diskussionspunkte sind die Bedeutung von Rechtschreibkompetenzen, der internationale Vergleich hinsichtlich Rechtschreibdiskussionen und Ansatzpunkte für Förderung.

Zuallererst, eine Diskussion darüber, warum es nicht egal ist, wie wir schreiben, sollte man nie für irrelevant erklären. Es gibt genügend Gründe dafür, die deutsche Sprache richtig zu verwenden. Ob es jedoch zwangsläufig jene sind, welche in der Diskussion angesprochen werden, kann man einfach mal so in den Raum stellen. Als Leiterin der Duden-Redaktion ist es für Kathrin Kunkel-Razum sicher naheliegend, eine derartige Runde ins Leben zu rufen. Allerdings fehlt es dieser Gruppe ziemlich an Bandbreite. Mit 54 Jahren ist die Leiterin der Diskussion die jüngste in der Runde. Es wird zwar über Medienkompetenz und Digitalisierung gesprochen, jedoch wie etwas, das man nicht mitgestalten könne. Es kommen keine Lektoren der aktuellen Generation zu Wort und sprechen darüber, dass etablierte Autoren um zwischen 40 und 60 mit 30jährigen zusammenarbeiten, aufgrund deren Kompetenz. Auch die Relevanz von korrekter Rechtschreibung für Softwareentwicklung und andere Technologiebereiche wurde nicht mal im Ansatz behandelt. Selbst wenn die Frage der Diversität vielen mittlerweile schon übel aufstößt, wäre sie gerade hinsichtlich einer generationenübergreifenden Problematik doch sehr wünschenswert gewesen. Aber vielleicht kann dieses Gespräch ein Ausgangspunkt für größer angelegte und breiter geführte Diskussionen sein. Das bliebe zu hoffen.

„Warum es nicht egal ist, wie wir schreiben“ ist zwar eine gute Idee von Kathrin Kunkel-Razum, aber die Gruppe mit der sie diskutiert ist leider nicht sehr aussagekräftig. Man kann aber hoffen, dass das Büchlein, das leider nur eine schmale Bandbreite der tatsächlichen Gründe behandelt, vielleicht zu weiteren Gesprächen anregt.

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