Jenseits von Theben

von Peter Prinz
Rezension von Janett Cernohuby | 26. Januar 2009

Jenseits von Theben

Die Königsstadt Theben, am Ufer des Nils gelegen, war viele Jahrhunderte lang das Zentrum des alten Ägyptens. In seiner Blütezeit erlebte Theben unermesslichen Reichtum und Macht. Trotz seiner Bedeutung war auch Theben vergänglich. Und so zeugen heute nur noch die Tempel aus Stein von der einstigen Bedeutung jener Metropole. Wie Theben gibt es viele historische Orte, deren Glanz vergangen ist während ihre Reichtümer vergessen unter einer Schicht Erde ruhen. Seit dem Aufkommen der Renaissance sind die Menschen daran interessierte, diese vergessen Schätze vergangener Epochen wieder zu entdecken.

So beschließen Anfang des 20. Jahrhunderts vier Archäologen sich auf den Weg zu fünf großen historischen Stätten zu machen: Kreta, Ägypten, Palästina, Griechenland und Mesopotamien. Doch bevor sie hier die ersten Artefakte finden können, müssen sie sich entsprechendes Wissen über die Orte aneignen. Dieses finden sie überall in den Metropolen Europas. Einmal das Wissen gesammelt, begeben sie sich nun zu ihren gewünschten Zielorten und beginnen mit ihren Ausgrabungen. Doch nicht immer werden wertvolle Relikte geborgen. Oft finden die Forscher auch nur wertlosen Schutt. Doch hieran darf man nicht verzagen, wird doch die harte Arbeit durch die staunenden Augen der Bevölkerung belohnt, wenn man seine Kunstschätze später in kleinen wie großen Ausstellungen präsentiert.

Gespielt wird auf einem verhältnismäßig kleinen Spielbrett. Dieses zeigt sieben Städte in Europa sowie die fünf Grabungsgebiete im Mittelmeerraum. In Europa erwirbt man sich Wissen oder stellt im weiteren Verlauf seine Fundstücke aus.
Über den Zeitraum von bis zu drei Jahren hinweg bereisen die Forscher immer wieder die Metropolen Europas, erweitern ihr Wissen und präsentieren die Früchte ihrer Arbeit. Natürlich ziehen sich Reisen, Forschungen und Ausstellung über einen bestimmten Zeitraum von Wochen hin, die am Rand des Spielplanes dargestellt werden.
Was der Archäologe am Ort der Ausgrabung findet, ist wie im wahren Leben Glücksache. Blind greift er in das zum Ausgrabungsort gehörende Säckchen und holt entsprechend seines Wissenstands und der Dauer der Ausgrabung ein bis zehn Schatzplättchen heraus. Diese enthalten nun entweder ein historisches Ausgrabungsstück oder wertlosen Schutt. Dieser wird wieder abgeladen, während das Artefakt in den Besitz des Spielers wandert. Somit wird es im Verlauf des Spiels immer schwieriger, etwas Wertvolles zu ergattern.
Artefakte können nun in verschiedenen Ausstellungen Europas der Allgemeinheit präsentiert werden.

Ziel des Spieles ist es, mittels des gesammelten Wissens, der ausgegrabenen Artefakte, und der durchgeführten Ausstellungen und Kongresse, die meisten Punkte zu sammeln.
"Jenseits von Theben" wurde zu Recht für das Spiel des Jahres 2007 nominiert. Die Grundidee ermöglicht trotz der Regeln einen freien und an keine bestimmte Vorgehensweise gebundenen Spielverlauf. So bewegen sich die Spieler nicht nach dem Urzeigersinn oder einer sonstigen festgelegten Reihenfolge. Vielmehr ist immer derjenige am Zug, der auf der Zeitleiste am weitesten zurück liegt. Dies ermöglicht einem bei geschicktem Taktieren, drei (oder sogar noch mehr) Aktionen hintereinander durchzuführen. Auch ist nicht vorgeschrieben, in welche Stadt oder zu welchem Grabungsort man als nächstes gehen muss. Man bewegt sich frei über den Plan, muss aber immer Reise- und Forschungszeiten einplanen.
Obwohl bei dem Spiel durchaus Taktik und vorausschauende Planung zum Erfolg führen, gehört auch eine gehörige Portion Glück dazu. So kann beispielsweise auch ein erfahrener Forscher bei der ersten Grabung nichts außer wertlosem Schutt finden.
Für eine Spielrunde sollte man auf jeden Fall die angegebenen 60 Minuten einplanen. Die Altersangabe von acht Jahren ist aufgrund der Komplexität des Spieles etwas zu niedrig angesetzt. Kinder ab 10 Jahren werden wohl eher die erforderliche Geduld und Vorrausicht mitbringen und so mehr Freude an dem Spiel haben können.
Einziger Wermutstropfen ist die nur einmal vorhandene Übersichtskarte. Auf dieser wurden noch einmal die verschiedenen Forscher-, Wissens- und Unterstützungskarten sowie die Bedeutung der Fundstücke erläutert. Somit muss sie, wenn es Fragen gib, immer wieder von Spieler zu Spieler gereicht werden. Schöner wäre es hier gewesen, wenn jeder Spieler seine eigene Karte bekommen hätte, auf die er zurückgreifen könnte. Doch dieser Makel mindert keineswegs die Spielfreude.

Peter Prinz hat mit "Jenseits von Theben" ein spannendes und abwechslungsreiches Brettspiel geschaffen, das eine gute Mischung aus Taktik und Glück beinhaltet. Das Spiel bietet viel Abwechslung, die Regeln sind dennoch sehr einfach und leicht verständlich gehalten. Drücken wir Queen Games und Peter Prinz also die Daumen, dass dem Käufer ab nächstem Jahr das Siegel "Spiel des Jahres 2007" entgegen blickt.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2007
  • Umfang:
    diverse Spielmaterialien
  • Typ:
    Spiel
  • Altersempfehlung:
    8 Jahre
  • ASIN:
    B000O77RIC
  • EAN:
    4010350060469
  • Spieldauer:
    60 Minuten

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Spieltiefe:
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