Unter Kindern erfreuen sich Piraten wachsender Beliebtheit. Das liegt unter anderem daran, dass es immer mehr Fernseh- und Buchserien gibt, in denen Piraten eher die rolle von Helden und Kämpfern für das Gute einnehmen, trotz des räuberischen Aspekts. In diesem Kontext kann man auch Manfred Ludwigs Brettspiel „Piratissimo“ sehen, das bei Pegasus Spiele erschienen ist. Wir haben uns das Kinderspiel ab sechs Jahren näher angesehen.
Zwei bis vier junge Piraten stellen ihr Schiff auf das Startfeld, danach wird im Uhrzeigersinn gewürfelt. Bei einer zwei bis vier wird das Schiff regulär den roten Pfeilen entlang bewegt. Man kann Schätze finden und aufs Schiff laden, andere Schiffe überfallen und das erbeutete Gold in den eigenen Hafen bringen. Würfelt man jedoch einen Tornado, wird die Bewegung automatisch auf ein Feld limitiert, man kann jedoch den Tornado nach eigenem Wunsch ein bis vier Felder entgegen der regulären Fahrtrichtung weiterbewegen. Selbst sollte man versuchen, nicht von einem solchen Wirbelsturm erwischt zu werden, denn dieser kann entweder Schiffe versetzen oder den Spielern Schätze rauben. Auch andere Unwägbarkeiten müssen für die eigene Taktik berücksichtigt werden. So kann man maximal sieben Schätze an Bord haben – werden es mehr, kentert das Schiff. Und man kann Abkürzungen auf dem Spielplan in Anspruch nehmen, diese kosten allerdings Geld. Man muss versuchen, insgesamt neun Schätze in seinen eigenen Hafen zu bringen, denn dann hat man das Spiel gewonnen.
Das Spiel, das ursprünglich schon 2005 bei Selecta erschienen ist, ist zumindest der Beschreibung nach, für Kinder ab sechs Jahren gedacht. Tatsächlich können auch bereits Vierjährige das Spielkonzept ohne Probleme verstehen, selbst wenn sie vielleicht mit die eine oder andere taktischen Feinheit noch nicht ganz begreifen. In unseren Testpartieren waren die Kinder jedes Mal begeistert und spielten die Partie bis zum Ende. Diese dauerte aber auch mit vier Spielern nie ganz die angegebenen 20 Minuten, geschweige denn länger. Die Möglichkeit andere Schiffe zu überfallen wurde nur sehr selten genutzt, da sich zumindest in unseren Partien weit öfters die Gefahr ergab, durch Überlast seine Schätze an das Meer zu verlieren als ohne Schatz in den eigenen Hafen einzulaufen. Der Tornado selbst erwies sich ebenfalls nur selten als wirkliche Gefahr – denn die unterschiedlichen negativen Auswirkungen waren weniger gravierend als konstantes Pech beim Würfeln, das einem unserer Testspieler hold blieb. Diesem gelang es nicht, eine Partie zu gewinnen, obwohl beide Gegner zweimal Opfer von Tornados wurden, von denen er selbst verschont blieb. Da das Spiel trotz seiner jungen Zielgruppe zahlreiche taktische Möglichkeiten bietet, ein amüsantes und gleichzeitig spannendes Thema hat, der Spielmechanismus einfach aber wirkungsvoll ist und die Langzeitmotivation bei den Spielern aufrecht bleibt, können wir es den Eltern junger Piratenfans nur empfehlen. Die Illustrationen von Anne Pätzke können sowohl durch ihre Farben als auch durch ihre Einfachheit überzeugen. Selbst die Spielfiguren, die noch immer von Selecta Spiele stammen, sind qualitativ hochwertig. Nicht umsonst war das Spiel für den Preis „Kinderspiel des Jahres 2006“ nominiert. Auch ohne Rum und jemanden kielzuholen gibt es hier eine Menge Spaß mit den beliebten Freibeutern und ihren Schätzen.
„Piratissimo“ ist ein spannendes, unterhaltsames und farbenfrohes Kinderspiel ab sechs Jahren, das Kinder definitiv mit seinem Thema fasziniert. Da aber darüber hinaus auch der Spielmechanismus und die Illustrationen geglückt sind und sogar jüngere Spieler begeistert mitmachen, können wir das Spiel uneingeschränkt empfehlen. Denn Gewalt spielt bei den hier vorkommenden Piraten keine Rolle.
Details
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Sprache:Deutsch, Englisch
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Erschienen:08/2016
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Umfang:diverse Spielmaterialien
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Typ:Spiel
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Altersempfehlung:6 Jahre
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EAN:4250231709203
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Spieldauer:20-30 Minuten