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Elyrion - Ruf der Titanen

von Erdenstern
Rezension von Stefan Cernohuby | 13. April 2009

Elyrion - Ruf der Titanen

Es gibt zahlreiche sehr unterschiedliche Rollenspiele. Dies hat die Folge, dass man für die passende musikalische Untermalung oft sehr viel Mühe aufwenden muss, wenn man sie authentisch gestalten will. Denn leider gibt es zu den wenigsten Systemen und Welten offizielle Musiksammlungen. Das Hamburger Projekt "Erdenstern" hat sich dennoch nicht davon abhalten lassen, für das Rollenspiel "Elyrion" einen eigenen Soundtrack zu komponieren, welcher der Welt gerecht werden soll. Das Ergebnis dieser Bestrebungen heißt "Ruf der Titanen" und ist im Prometheus Games-Verlag erschienen.

"Erdenstern" ist vielen Rollenspielern schon länger ein Begriff. Mit ihren Soundtracks für verschiedenste Stationen eines Heldendaseins konnten sie nicht nur Fans, sondern auch Kritiker überzeugen. Nach unermüdlicher Arbeit in Eigenregie zeichnete sich schon in letzter Zeit ab, dass auch Rollenspielverlage auf sie aufmerksam wurden. Nach einem "Cthuhlu"-Intermezzo, bei dem auch einmal das Genre Punkrock angerissen wurde, bekam die "Erdenstern" den Auftrag, einen Soundtrack zu komponieren, der sich der äußerst widersprüchlichen Welt von "Elyrion" annehmen sollte. Einer Welt, in der Licht und Dunkelheit sehr knapp beieinander liegen. Eine sicher sehr reizvolle Aufgabe, von deren Ergebnis sich alle Beteiligten und sicherlich auch die Fans sehr viel versprochen haben. Aus diesem Grund widmet sich die Rezension jetzt den Tracks des Albums.

Selbiges beginnt mit "Der Kontinent Audakia". Ein Stück, das sowohl ruhige Passagen, als auch dynamische Elemente besitzt und ein wenig an Filmsoundtracks wie "Fluch der Karibik" oder "Herr der Ringe" erinnert. Mit der Beschreibung "heroisch" kann man auf jeden Fall nicht falsch liegen. Ein gelungener Einstieg.
Es folgt "Zwischen Finsternis und Licht", was einem etwas veränderten Titel des zweiten Kapitels des "Elyrion"-Grundregelwerks entspricht. Der Reihenfolge der Begriffe entsprechend ist das Lied eher düster gehalten und lässt nur sehr wenig Lichtblitze durch die dichte Atmosphäre durchdringen.
Weit lustiger geht es im Lied "Die Schänke" zu. Obwohl auch melancholische Töne mitschwingen, kann man sich das Stück durchaus in einer Taverne vorstellen. Leider findet sich das Hauptthema des Liedes beinahe an jeder Stelle wieder. Ein wenig mehr Variation wäre hier nicht fehl am Platze gewesen. Im Hintergrund einer Rollenspielpartie ist das Lied aber durchaus passend.
"Krieger aus Stahl" besitzt einen treibenden, nahezu unaufhaltsamen Rhythmus - so wie auch die Vorbilder dieses Musikstücks. Da das Lied zudem noch sehr stimmungsvoll ist, lässt es sich bestimmt in jeder Rollenspielpartie einsetzen, für Elyrion ist die Kombination aus Streichern und Orchestergesang perfekt geeignet.
Orientalisch muten die ersten Klänge von "Handel und Wandel" an. Elemente von Musik aus 1001 Nacht bleiben über das ganze Lied vorhanden, man meint zwischendurch aber auch gälische Einflüsse herauszuhören. Eine Mischung, welche die Thematik über weite Strecken musikalisch überzeugend darstellt.
"Die Quelle Elyrions" ist wieder ein Track, den man sich gut als Untermalung eines Films vorstellen könnte. Er passt hervorragend zu einer Reise durch ein Land voller Magie, Geheimnisse und Gefahren.
"Berge und Ebenen" gibt es in der Welt von "Elyrion" viele. Weite Flächen und gewaltige Gebirge, die erwartungsvoll der Helden harren, die sie zu beschreiten oder zu bezwingen versuchen - um ihnen dann entweder Abenteuer, Heldentum oder nur den Tod zu bringen. Ebenfalls ein sehr stimmungsvolles Lied, das für die Untermalung einer (noch friedlichen) Reise durch die entsprechenden Gebiete sehr gut geeignet ist.
Weniger euphorisch scheint es in "Die Kerusk-Wüste" zuzugehen, die ja nordöstlich des Kadok-Sees liegt. Hier glaubt man Hitze und Gefahr herauszuhören.
"Feuer und Stahl" lässt bereits in den ersten Takten Unruhe einfließen. Verzerrte Tonfolgen wechseln sich mit bedrohlichen und dumpfen Klängen ab. Ein sehr gelungenes Lied, das man allerdings als Spielleiter nicht zu oft einsetzen sollte, damit es seine beunruhigende Wirkung nicht verliert.
Wie kann man "Steppenreiter" am besten beschreiben? Am ehesten mit einem Ritt durch die Prärie. Schon die treibenden und rhythmischen Trommelklänge lassen den Hörer an ein trabendes Pferd denken. Einzig und allein die Frage, ob das Lied für Elyrions Steppen nicht ein wenig zu idyllisch wirkt, steht im Raum. Dies muss aber jeder für sich entscheiden, rein vom musikalischen Standpunkt her ist es sehr gut gelungen.
Mit einem typischen Heulen beginnt "Wolfsland". Und wie man so schön sagt, Wölfe befinden sich stets auf der Jagd. Somit bleibt das Lied durchgehend unruhig und bedrohlich. Bei Verfolgungsjagden oder bedrohlichen Umgebungen wird sich dieses Musikstück ebenso eignen, wie bei nächtlichen Wanderungen in unbekannter Wildnis.
"Das Erbe der Titanen" ist rein vom Titel her ein Stück, von dem man viel erwartet. Schließlich handelt das gesamte Rollenspiel vom Erbe der Titanen. Und man wird auch nicht enttäuscht. Epische Klänge, die in einigen Passagen durch ihre Stimmung an die Titelmelodie von "Stargate" erinnern, bieten einen tollen Rahmen. Lediglich am Ende des Liedes flaut der Spannungsbogen ein wenig ab.
Es gibt erfreulichere Dinge und weniger erfreuliche. Schon an den ersten Tönen des Lieds wird klar, dass "Die schwarze Fäule" nicht in die erste Kategorie fällt. Stellenweise meint man im Hintergrund das Ticken der Uhr bereits zu hören, die abläuft. Insgesamt ist das Stück aber etwas zu unstet, um wirklich durchgehend gefallen zu können.
"Die Festung im Eis" scheint sich in einer relativ ruhigen und ziemlich geheimnisvollen Gegend zu befinden. Das suggeriert zumindest das zugehörige Lied. Für den Hintergrund gut geeignet, kann es sich akustisch nicht wirklich gegenüber den anderen Tracks behaupten.
"Die dunkle Macht Anhjôrais" war einst dafür verantwortlich, dass sich die Welt zum Schlechten veränderte. Eine Kraft, die noch immer vorhanden ist und deren Einfluss sich auf das Tun der Sterblichen auswirkt. So wirkt auch das zugehörige Lied düster und bedrohlich. Eine gelungene Komposition.
Sphärisch klingt das Lied "Die Stadt in den Wolken", was durchaus angemessen erscheint. Abwechslungsreiche und beeindruckende Stimmung wird überzeugend transportiert, was insgesamt einen gelungenen Track ergibt.
"Die Mysterien Tithals" wirken erhaben und mysteriös. Genau wie man sich selbige vorstellt.
Irgendwann ist "Die Stunde des Schicksals" gekommen. Man muss sich entscheiden auf welcher Seite man steht. Von zu treffenden Entscheidungen kündet auch das gleichnamige Lied. Denn irgendwann gibt es kein Zurück mehr. Ebenfalls ein sehr gelungener Titel.
Das Album endet mit "Die Erben der Schöpfung". Helden haben immer die leichte Tendenz in Größenwahn zu verfallen. Sie glauben auserwählt zu sein, ihrer wahren Bestimmung folgen zu müssen, um die Welt zu retten. Dieses Lied unterstützt diese Annahmen sehr wirkungsvoll. Ein gelungener Schlussakkord eines runden Ganzen.

Für eine epische Rollenspielwelt eignet sich nur ein Album, das Pathos und Inhalt gleichermaßen transportiert. "Erdenstern" ist es gelungen, die notwendige Mischung zu erzeugen. Auch wenn nicht alle Lieder gleich gelungen sind und "Ruf der Titanen" nicht für jedes Rollenspielsystem passend sein mag, für die Welt "Elyrion" ist das Album beinahe perfekt geeignet. Auch rein vom musikalischen Standpunkt her, kann man das Album nur weiterempfehlen. Als nette Zugabe findet man im schön gelayouteten Cover noch ein Booklet, in dem Impressionen zu den einzelnen Liedern festgehalten wurden.
"Erdenstern" und Prometheus Games haben gut daran getan, dieses Projekt zu realisieren. Es wäre schade gewesen, dieses Ergebnis nicht in Händen halten, beziehungsweise hören zu können.

Details

  • Autor*in:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2008
  • Umfang:
    1 CD
  • Typ:
    CD
  • ASIN:
    3941077066
  • ISBN 13:
    9783941077065
  • Spieldauer:
    75 Minuten

Bewertung

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