Irisistible

von Iris Camaa
Rezension von Stefan Cernohuby | 19. Mai 2017

Irisistible

Musik ist etwas Wandelbares, das nicht nur im Ohr des Hörers liegt, sondern bei dem auch viel von der Interpretation desjenigen abhängt, der Musik macht. Trotzdem ist es üblich, dass man als Hörer versucht, das Gehörte in bereits bekannte Kategorien einzuordnen. Diesbezüglich macht es einem Iris Camaa mit ihrem neuen Album „Irisistible“ nicht ganz so einfach. Wir haben uns der Herausforderung dennoch gestellt.

Eindrücke und Hintergrund

Zwischen rosa-, lilafarbenen und hellroten Tönen lächelt einem auf dem Album „Irisistible“ eine in weiß gehaltene Iris Camaa entgegen. Bedeutet sie Kontrast, der aus kitschigen Tönen hervorsticht oder ist die Künstlerin selbst ein Teil des süßlich-lieblichen Kitsches?
Die gebürtige Österreicherin Iris Claudia Alexandra Martina Antonia (CAMAA) Kulterer kann bereits auf eine bewegte musikalische Karriere zurückblicken. Als Sängerin, Tänzerin und Schlagzeugerin ist sie seit Anfang der 2000er in der Musikszene sehr umtriebig. Sie war für verschiedene Bands tätig, unter anderem auch für die Formation Tangerine Dream. Nun ist ihre mittlerweile siebte Solo-Veröffentlichung erschienen, die ihr breites musikalisches Spektrum untermauern soll.

Die einzelnen Tracks

Mit dem ersten Song „Party all Night long“ gelingt dies nicht so ganz. Etwas funky, aber doch reichlich konventionell kann das Lied auch nicht unbedingt mit dem kreativsten Text aufwarten. Stichwort ‚Shake it, baby, shake it‘.
„Irististible“, das titelgebende Lied des Albums, folgt gleich danach. Hier wird es weit souliger, R'n'B-lastiger. Ein positives, fröhliches Lied, das um einiges mehr Charakter zeigt als der musikalische Auftakt zuvor und natürlich den Wortwitz des Künstlernamens mit dem Wort „irresistible“ – also unwiderstehlich – verbindet.
„I don’t give a“ ist ein klassischer HipHop-Song, der den Part eines Rappers mit einer Sängerin verbindet. Man fühlt sich in dieser Hinsicht fast ein wenig nostalgisch an die 1990er erinnert, was aber in diesem Fall durchaus als positiv zu bewerten ist.
„No needs for words“ geht in eine andere Richtung. Hier könnte man meinen, eine der früher erfolgreichen R'n'B-Bands zu hören – nur eben von nur einer Stimme gesungen statt abwechselnd. Auch dieser Song verbreitet gute Stimmung.
In „Amazed“ fühlt man sofort den zu Grunde liegenden Blues, der dann ähnlich wie bei frühen Alben von Whitney Houston oder Mariah Carey in Szene gesetzt wird. Hier fallen besonders das Ausreizen des Stimmumfangs und die Verspieltheit in den Tonfolgen auf. Positiv.
Nicht alles ist ein Spiel. So kann man auch in „No Game“ erkennen, dass man mit Menschenleben keine Spielchen betreiben sollte. Allerdings vermag das Lied dennoch nicht völlig zu überzeugen.
Der siebte Track des Albums trägt den Titel „All that Pleasure“. Es schlägt in die gleiche Kerbe wie „Amazed“ und zeigt erneut, dass Iris Camaa definitiv ein Gefühl für Soul hat. Textlich geht es von Fantasie weiter zur Realität. Ob diese ebenso befriedigend ist?
Ein „Lover“ ist jemand, der einem nah ist und zu dem man gehört. Sehr sanft und getragen, aber dennoch kein Lied, das im Ohr bleibt.
Im Vergleich zum direkten Vorgängersong wird man von den ersten Tönen von „Blessing“ beinahe davongeweht – besonders wenn man den Ton zu laut aufgedreht hat. Mit dem Chor im Hintergrund bekommt man eine Assoziation von „Sister Act“, die allerdings keinesfalls unangenehm ist.
Mancher würde zwar behaupten, es wäre unnötig es zu betonen, doch Iris Camaa ist eine Frau. „I am a Woman“ lautet das vorletzte Lied des Albums. Mit einer Mischung aus Gesang und Sprechgesang wird wieder eine andere Richtung eingeschlagen. Spätestens mit dem Gitarrensolo wird dies unmissverständlich klar.
Wie fast zu erwarten ist der letzte Track des Albums wieder ein Kontrapunkt zum vorherigen rockigeren Song. Lediglich Klavier und Gesang erklingen zu Beginn. Und auch das Klavier hält sich stark zurück. Dreiklangzerlegungen und Akkorde begleiten die Stimme, die sich zuerst erprobt, bis es mit dem Text losgeht – später kommen Percussion und Bass dazu. Das macht das Lied zu einem ruhigen, aber würdigen Abschluss für das Album.

Natürlich ist es spannend, einen Tonträger mit vielfältiger Musik zu hören, die aus der Feder der gleichen Person stammt. Was aber bei Iris Camaa noch dazukommt, ist die Tatsache, dass sie sowohl Gesang, Percussions als auch Teile der Beats & Electronics selbst übernommen hat. Für den Rest wurde sie von Heerschar anderer Musiker unterstützt. In jedem Fall steckt viel Herzblut in dem Album – was möglicherweise ein Mitgrund für die Farbe ist –, was man auch spürt. Hier hat man Musik aus Österreich, aber in verschiedenen Stilrichtungen und mit unterschiedlichen Ausrichtungen, inklusive Latin und Jazz. Wer dem eine Chance geben will, sollte das mit „Irisistible“, dem neuen Album von Iris Camaa tun. Er wird ganz bestimmt nicht enttäuscht.

Tracklist:

1. Party All Night Long
2. Irisistible
3. I Don't Give A
4. No Need for Words
5. Amazed
6. No Game
7. All That Pleasure
8. Lover
9. Blessing
10. I am a Woman
11. Keep Silent

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Englisch
  • Erschienen:
    05/2017
  • Umfang:
    1 CD
  • Typ:
    CD
  • ASIN:
    B071NQJ1JC
  • Spieldauer:
    48:05 Minuten

Bewertung

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