BUCH WIEN 2015
Beitrag von Janett Cernohuby | 15. November 2015
Die Buchmesse Frankfurt hat gerade erst ihre Tore geschlossen, da öffnet die BUCH WIEN bereits die ihrigen. Die zweite "Lange Nacht der Bücher" war der Startschuss für die Wiener Buchmesse. Einer Messe, die gerne groß sein möchte, aber dennoch im Schatten der zwei deutschen großen Buchmessen steht.
Trotzdem präsentierten rund 300 Aussteller in diesem Jahr ihre Bücher und vor allem ihre Neuerscheinungen. Mit 326 geplanten Veranstaltungen für Erwachsene wollte die Messe im Vergleich zum Vorjahr (267) ihren Besuchern mehr bieten. Anders sah es jedoch für die Kinder und Jugendlichen aus. Hier waren nur noch 126 Veranstaltungen geplant, im Vorjahr waren es noch 142. Eine spannende Entwicklung, war ein Schwerpunkt der BUCH WIEN der Kinder- und Jugendbuchbereich. Heimische und internationale AutorInnen luden zu Gesprächen und Lesungen ein. Auch der Kinderbuchbereich wurde flächentechnisch vergrößert und mit Sitzgelegenheiten ausgestattet..
Diese Veranstaltungen fanden auf mehreren Messebühnen statt, der ORF-Bühne, der Kinderbühne, der FM4-Bühne, der 3sat Lounge - um nur einige zu nennen.
Die BUCH WIEN 2015 hielt für seine Besucher auch einige Neuerungen bereit. So hatten antiquarische Bücher erstmals eine starke Präsenz. Dem Besucher wurde ein Einblick in die Welt schöner und seltener Bücher gegeben. Eine weitere Neuerung stellten einige Verbesserungen der Gestaltung der Messefläche dar. Diese sollte sich in einer erweiterten Kooperation für die Messebuchhandlung widerspiegeln. Jedoch fehlten hier zwei grundlegende Verbesserungen. Zuerst einmal der Standort. Die Messebuchhandlung direkt am Eingang zu platzieren, ist nicht nur chaotisch, sondern wirkt beim Betreten der Messe auch irritierend. Ein weiterer negativer Aspekt ist die Tatsache, dass man Bücher nicht direkt am Stand kaufen kann. Die Enttäuschung der Besucher war oft zu beobachten, wenn die Standinhaber sie auf die Buchhandlung verwiesen. Ebenso vergisst man beim Gang über die Messe oft den jeweiligen Titel. Obendrein möchte man das Buch direkt kaufen können, da das Gespräch, die ersten Eindrücke zu diesem Zeitpunkt noch frisch sind. Eine halbe oder ganze Stunde später sind sie verflogen und auch die Motivation für einen Kauf. Messemitarbeiter die zwischen den Ständen entlang gehen und bei Bedarf herangewunken werden können, würden den Umsatz sicherlich noch einmal erhöhen.
Problematisch sind auch die beiden Wochentage Donnerstag und Freitag, an denen die Buchmesse bereits startet. Laut mehreren Ausstellern liegt die Resonanz des Publikums, abgesehen von Schulklassen, an diesen Tagen nahezu bei null. Hier muss man sich die Frage stellen, ob es wirklich Sinn macht, eine Messe über vier Tage zu strecken, wenn es offenbar nicht genügend Anreiz gibt, um Besucher anzulocken. Ein abwechslungsreicheres Programm, vergünstigter Eintritt oder eine andere Lösung tun Not, da laut verschiedener Aussagen nicht nur Aussteller sondern selbst der für die Messebuchhandlung verantwortliche Händler, abgesehen vom Wochenende, keinerlei Gewinn machen.
Wir selbst hatten einige Termine auf der Messe, darunter mit dem G&G Verlag, mit Henrike Blum am Stand des Droschl Verlags und mit Laura Seifert vom Seifert Verlag – wobei wir einige Neuigkeiten erfuhren, Kontakte knüpften und uns sogar von diplomatischen Fähigkeiten überzeugen konnten.
Was noch nicht ist, kann ja noch werden. Auf jeden Fall darf sich die BUCH WIEN in diesem Jahr über einen Besucherrekord freuen. 40.000 Besucher sorgten für einen Zuwachs und auch die zweite "Lange Nacht der Bücher" zog ein vielfältiges Publikum an. Somit ist die achte Wiener Buchmesse für die Veranstalter ein Erfolg gewesen. Jedoch ist sie immer noch nicht mit den beiden großen Messen in Leipzig und Frankfurt vergleichbar. Denn diese bieten insbesondere Fachbesucher ein ungleich umfangreicheres und professionelleres Angebot.
Trotzdem blicken wir auf zwei interessante und aufschlussreiche Tage auf der BUCH WIEN zurück, freuen uns, von unserem Fotografen Michael Seirer dabei begleitet worden zu sein und sind gespannt darauf, was uns in einem Jahr hier erwartet.