Tortenschlachten - Buchpräsentation in der Buchhandlung "Hartliebs Bücher"
Beitrag von Stefan Cernohuby | 22. September 2015
Es gibt Menschen, die behaupten, dass man nur wirklich gut über etwas schreiben kann, wenn man es nicht mag. Denn dann fließen in einen Text Emotionen ein, die man sonst niemals überzeugend schauspielern könnte. Das Buch „Tortenschlachten – Geschichten zum Geburtstag“, das im Residenz Verlag erschienen ist und das wir bereits rezensiert haben, könnte unter derselben Prämisse entstanden sein. Denn es vereint Autoren, die Kurzgeschichten über Personen geschrieben haben, die keine allzu positiven Gedanken mit Geburtstagen verbinden. Und so haben sich die Herausgeberin und zehn weitere Autoren getroffen, um die Früchte ihrer Abneigung mit Zuhörern zu teilen.
Den einfachsten Weg in die Buchhandlung „Hartliebs Bücher“ hatte es vermutlich die Herausgeberin Petra Hartlieb, die sich in dem Geschäft sichtlich wie zuhause fühlte. Das Ambiente für die Lesung war interessant, da diese an einer Stelle vor einer den Raum trennenden Wand stattfand. So war es dem einen Teil des Publikums völlig unmöglich, den anderen Teil zu sehen. Interessant gestaltet waren auch die Regale im Geschäft, da die hohen Regale Leitern nötig machen, die auf Schienen an der Wand befestigt überall im Raum bewegt werden können.
Zehn angekündigte Autoren und eine Autorin, die etwas später kam, machten sich bereit, in lediglich vierminütigen Speed-Lese-Etappen aus ihren Geschichten vorzutragen. Doch zuerst erzählt Petra Hartlieb noch etwas über die Entstehungsgeschichte:
Als der Residenz Verlag an sie herantrat, um sie als Herausgeberin für eine Anthologie über Geburtstage zu gewinnen, sah sie sich als qualifiziert an. Warum? Weil sie am 18. Dezember Geburtstag hat – und somit Jahr für Jahr an selbigem nur Stress, aber keine Zeit für Entspannung hat.
Mit einem Smartphone als Stoppuhr bewaffnet wachte die Tochter der Herausgeberin über die Einhaltung des Zeitlimits, obwohl die Uhr wohl erst dann gestartet wurde, wenn aus der Geschichte gelesen wurde – das verschaffte einigen Autoren einen winzigen Zeitvorteil.
Klaus Oppitz begann mit der Lesung aus seiner Geschichte „Fledermauswiedergeburtstag“. Eine andere Möglichkeit, der Sterblichkeit, die einem am Geburtstag alljährlich vor Augen geführt wird, zu entfliehen.
„Mon dieu, Dépardieu“ von Polly Adler ist eine Aufforderung dazu, seine Zeit zu genießen und weniger in Jahren zu rechnen. Denn von diesen gibt es immer nur eine limitierte Zahl.
Bettina Balàka hat in „Friedhof der Kuscheltiere“ über einen Mann geschrieben, dessen Abneigung, Stofftiere geschenkt zu bekommen, bis jetzt alle seine Beziehungen hat scheitern lassen. Bis auf die aktuelle, die er mit 42 Jahren gefunden hat.
Nicht jeder Autor hat seine Geschichte nüchtern vorgetragen. Denn Klaus Nüchtern verwandelte die Lesung mit Hilfe von Apfeltechnologie in eine multimediale Nachhilfestunde in Punkto Jazzgeschichte. Natürlich durften wir uns von der Presse nicht outen und zugeben, dass uns Fats Navarro durchaus ein Begriff war – ganz im Gegensatz zu Großraming.
Elisabeth Klar wirbelte in ihrer Lesung eine Menge Staub auf. Kein Wunder, denn in „Wolle und Staub“ geht nicht nur ein Staubsauger in die Luft, sondern es brennt auch eine Beziehung aus.
„Auf Ex“ wird an einer Bar in der Geschichte von Cornelia Travnicek getrunken. White Russian mit Milch, also eher ein Lebowski. Was aber leider nur die wenigsten begreifen.
Magarita Kinster hat ein ganz anderes Erlebnis auf Papier gebannt. „Mein Vater, der Clown“ erzählt von einem einschneidenden Erlebnis am Geburtstag.
„Zwölf Stunden und dann?“ von Ruth Cerha beginnt mit einer Erzählung über einen Geburtstag und endet mit einer skurrilen Situation, die aus Orientierungslosigkeit entsteht.
Ela Angerer würde ihre Protagonistin den 40. Geburtstag gerne anders feiern lassen, als mit Wolfgang, der sich irgendwie in ihr Leben gedrängt hat. Doch da ergibt sich eine Möglichkeit…
Nur Mord und Totschlag gibt es, wenn Edith Kneifel an Geburtstage denkt. So auch in ihrer Geschichte „Schuhe von Ferragamo“, in der es ziemlich brutal zugeht.
Den Abschluss machte Petra Hartlieb selbst, die von ihren Geburtstagen erzählt – was die größten Hits waren, was sonst so passiert ist und wie sie selbst damit umgegangen ist. Zumindest der 40er war ein recht schweigsamer Geburtstag…
Nach den Kurz-Lesungen wurde noch ein wenig über das Buch erzählt, bis es ein weiteres Highlight gab: Das Anschneiden einer Torte, die jener, die sich am Cover von „Tortenschlachten“ befindet, nachempfunden war. Wir durften nach dem „Schlachten“ der Torte ein Stück genießen und sammelten eifrig die Unterschriften der Autoren und Autorinnen in unserem eigenen Buch, das nun auch stilecht mit einem Tortenfleck verziert ist. Während wir plauderten, erledigte unser Fotograf Michael Seirer den Großteil der Arbeit und hielt die Veranstaltung in Bildern fest. Denn diese war definitiv eine gute Eigenwerbung der Herausgeberin für die eigene Buchhandlung und das Buch. Schließlich suchen sicherlich viele Schenkende ein Buch für den Anlass Geburtstag.