Zum 100. Todestag des Kaisers - Hofmobiliendepot: Begleitprogramm
Beitrag von Gabriel Zupcan | 07. April 2016
Das Hofmobiliendepot in Wien ist eines der Museen, die gerne vom Besucher übersehen werden. Der Wiener selbst weißt oft nicht einmal, wo es ist (und dass es existiert). Nahe der Mariahilfer Straße gelegen, ist es von zahlreichen Geschäften und Lokalen umstellt und fristet dort ein wenig museales Schattendasein. Ein Teil der Sonderausstellung zu Kaiser Franz Joseph wurde hierher verlegt, und passend zum Inventar lautet das Motto „Fest & Alltag“.
Die Sammlung des Hofmobiliendepots besteht zu einem Großteil aus Mobiliar aus dem Besitz der Habsburgerdynastie. Zu besichtigen gibt es allerlei Einrichtungsgegenstände, zusammengetragen aus verschiedenen Schlössern der Monarchie. Ein guter Teil der Sammlung stammt aus dem Umbruch zwischen dem 18. und dem 19. Jahrhundert, der Zeit die von Kaiser Franz. I geprägt war und das Ende des „Heiligen Römischen Reiches“ sah. Neben monarchischem Prunk kann man auch fertige Einrichtungen des Biedermeier und darüber hinaus bestaunen, sowie die Entwicklung der Wiener Salonmode bis in die moderne Zeit hinein.
Angesichts der Ausstellung hat man sich im Hofmobiliendepot einige Prunkstücke gesichert. Kronen und Uniformen sind hier nicht gefragt, der Mensch im Herrscher steht im Fokus. Der Besucher darf somit die nächtliche Unterbekleidung (selbstverständlich mit Monogramm) des Herrn Kaisers betrachten, seine Hausmütze oder auch den Stummel einer Virginiazigarre (österreichischer wird es nicht mehr), die er sich zur Feier seines Geburtstages gegönnt hatte. Beglaubigt auf ihre Echtheit wurden diese persönlichen Gegenstände seinerzeit durch den Leibdiener von Franz Joseph, Eugen Ketterl. Und diesen Mann kann man tatsächlich im Rahmen einiger Sonderführungen durch das Hofmobiliendepot persönlich kennenlernen.
Selbstverständlich ist Herr Ketterl schon längere Zeit nicht mehr unter uns, aber der Schauspieler Florian Sedivy erweckt den obersten Butler Österreich-Ungarns im Rahmen eines Kammerstücks wieder zum Leben. Darin wird aus dem eigenen Leben und dem an der Seite des „alten Herrn“ erzählt. Atmosphärisch lebendig und hochinteressant. Die Besucher können Herrn Ketterl auch allerlei Fragen stellen, die dieser kompetent zu beantworten weiß. Dem nicht genug. Auch die Enkeltochter von Franz Joseph, Elisabeth Marie, besser bekannt als Elisabeth Petznek, bittet mit strenger Stimme durch die Ausstellung. In der Rolle brilliert die Schauspielerin Elisabeth-Joe Harriet als kratzige Dame, die ein bewegtes Leben hinter sich hat. Die sogenannte „Rote Erzherzogin“ erzählt über den tragischen Tod ihres Vaters, Kronprinz Rudolf, bis hin zu ihrer Zeit als Frau des sozialdemokratischen Politikers Leopold Petznek. Der schillernde Charakter dieser weniger bekannten Angehörigen des Hauses Habsburg beinhaltet alle Facetten der österreichischen Geschichte im Übergang von Monarchie zur Republik.
Für Freunde des amüsant-romantischen haben Elisabeth-Joe Harriet, Sylvia Reisinger und Kurt Hexmann zudem eine gespielte Lesung im Programm. Die „Ménage á trois“ beleuchtet die Briefwechsel und die Freundschaft zwischen Franz Joseph und der Schauspielerin Katharina Schratt – welche erstaunlicherweise durch dessen Frau, Kaiserin Elisabeth (besser bekannt als ikonische „Sisi/Sissi“) initiiert wurde. Die Originalbriefe der Korrespondenz werden süffisant vorgelesen und kommentiert, ein überaus royales Vergnügen. Das Museum und die Exponate mit lebendigen Charakteren aus der Zeit zu erleben, gibt dem Besuch etwas besonderes und neben der Unterhaltung bringt man vieles in Erfahrung, was bei einer nüchternen Führung vielleicht rasch wieder vergessen würde. So kann Museum auch ganz persönlich wirken. Wie der Kaiser mit seinem geflügelten Satz gesagt hätte: „Es hat mich sehr gefreut!“