Zum 100. Todestag des Kaisers - Schloss Niederweiden: Jagd & Freizeit
Beitrag von Gabriel Zupcan | 16. März 2016
Das Jagdschloss Niederweiden lag über lange Zeit im Dornröschenschlaf. Aufgeweckt durch die Feststellung, dass ein geschlossenes Schloss ebenso etwas kostet wie ein geöffnetes, wird es seit 2015 wieder für Ausstellungen und Events genutzt. Passend zum Hintergrund der Lokalität findet hier nun der Teil der Franz Joseph-Ausstellung statt, der sich der „Jagd & Freizeit“ widmet.
Das romantisch anmutende barocke Schlösschen stammt natürlich nicht aus der Ära der k. u. k.-Monarchie, sondern wurde vor allem von seinen Vorbesitzern Prinz Eugen von Savoyen und Maria Theresia (ihres Zeichens Kaiserin von Österreich) genutzt und geprägt. Unter Franz Joseph wurde das Inventar ausgeräumt und in Depots in Wien gebracht. Trotz dieses für das Schloss unrühmlichen Umstandes, darf es die Schau über die Jagdpassion des vorletzten österreichischen Kaisers beherbergen. Neben seinem Interesse für das militärische und seine Arbeit, gönnte sich Franz Joseph nur die Jagd als mehr oder weniger privates Interessensgebiet. Dies dafür auf einem sehr hohen Niveau. Der Kaiser war ein erfahrener Pirschjäger (seine bevorzugte Methode) und stellte am liebsten den Gemsen im Hochgebirge nach, da dies eine besondere Herausforderung darstellt.
In hellen, mit barocker Stuckatur versehenen Räumlichkeiten befinden sich Exponate rund um die kaiserliche Jagd. Neben diversen Bildern und Fotos dürfen auch Trophäen, darunter ein imposantes Gebilde aus Dutzenden von Geweihen und Hörnern, nicht fehlen. Persönliche Jagdwaffen des Kaisers sowie einer seiner rustikalen Wanderstöcke lassen Vorstellungen von recht heiler Waidmannsromantik im Salzkammergut entstehen. Ebenso wie im Schloss Schönbrunn konzentriert man sich auf das Wesentliche und spamt den Besucher nicht mit Objekten zu, sondern versucht mit jedem Exponat eine Aussage zu treffen.
Die Jagd diente zu dieser Zeit, als der Hochadel noch die Politik beherrschte, auch als diplomatisches und repräsentatives Mittel. Jagdgäste aus dem Ausland wurden eingeladen und im Rahmen der Jagd kam es selbstverständlich auch zu diplomatischen Austausch zwischen den hohen Häuptern.
Der knapp einstündige Ausflug zum Schloss Niederweiden mag für den Wien-Touristen ein wenig abwegig wirken, ist jedoch voll zu empfehlen. Wenn man über kein Auto in Österreich verfügt, bringt einen ein Shuttlebus bis nach Niederweiden. Dies lässt sich sehr gut mit einem Besuch von Prinz Eugens anderer Residenz, dem unweit gelegenem Schloss Hof, mit seiner barocken Gartenanlage verknüpfen. Ein besonderer Hinweis gilt an dieser Stelle noch der einzigen voll im Original ausgestatteten Räumlichkeit von Niederweiden, die sich aber nicht im Gebäude des Schlosses befindet. Eines der Wirtschaftsgebäude vor dem Schloss beherbergt eine der wenigen wiederhergestellten Barockküchen die es noch gibt. Nach der Besichtigung möglicherweise auftretende Hungergefühle lassen sich im Schlosscafé mit einem zünftigen Gulasch befriedigen.