Blood on Snow

Der Auftrag

von Jo Nesbø, Sascha Rotermund (Sprecher*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 30. Oktober 2015

Der Auftrag

Weißer Schnee, der auf grauen Wegen liegt. So rein, so unschuldig. Doch dann fallen rote Bluttropfen, versickern im weißen Teppich und zerstören diese Reinheit. Was bleibt ist ein besudelter Ort. Und Jo Nesbøs Auftakt zu einer neuen Reihe: "Blood on Snow - Der Auftrag".

Es sei nichts Persönliches - diese Worte richtet der Auftragskiller Olav an seine Opfer. Warum, das weiß er selber nicht. Er hat kein Gewissen, das er beruhigen will und ebenso verspürt er nicht das Bedürfnis, sich bei seinem Opfer zu entschuldigen. Er will lediglich irgendetwas sagen, bevor er abdrückt.
Olav. Er ist ein skrupelloser Auftragskiller, der für seinen Boss unangenehme Menschen "expediert". Wie er dazu kam? Nun, er taugt nicht zu sonderlich Vielem. Weder kann er rechnen und somit Geld eintreiben, noch kann er ein Fluchtauto fahren. Andere "expedieren" fällt ihm am leichtesten und darin ist er richtig gut. So gut, dass sein Boss ihm nun einen neuen Auftrag gibt. Olav soll eine Frau töten. Die Sache hat nur zwei Haken: Zum einen hat sich Olav in sie verliebt, zum anderen ist sie die Frau seines Bosses…

"Blood on Snow - Der Auftrag" ist nicht nur ein Thriller, sondern darüber hinaus ein Werk, dass sich allem bedient, was das Genre Noir bietet. Der Protagonist hat alles andere als eine saubere Weste. Seine Kindheit war geprägt von Gewalt und Missbrauch und aus dieser Spirale kommt er auch als Erwachsener nicht mehr heraus. Wenngleich er durchaus Moral und Prinzipien hat. Man mag es kaum glauben, aber Gewalt gegen Frauen verabscheut er. Ebenso Ungerechtigkeit. Das ist letztendlich auch der Grund, warum der Auftrag seines Chefs ihm so schwer zusetzt. Daran ist nicht nur die Liebe schuld. Und so kommt, was kommen muss: Olav rebelliert gegen seinen Boss, muss fliehen und versucht nun, seinen Hals zu retten.
Es fließt also reichlich Blut in dieser Geschichte und auch viel Blei wird durch die Gegend geballert. Olav ist ganz gewiss kein schillernder Protagonist. Er ist ein Auftragskiller, ein Gewaltverbrecher, ein absolut unsympathischer Zeitgenosse, dem man weder zur Tages- und am allerwenigsten zur Nachtzeit über den Weg laufen möchte. Doch hinter der rauen Schale verbirgt sich ein weicher Kern. Denn Olav hat Prinzipien, eine Lese-Rechtschreib-Schwäche und verliebt sich obendrein noch viel zu schnell. Er ist ein Mann am Rande der Verzweiflung. Seine Leben ist verpfuscht, nicht weil er die Frau seines Chefs umbringen soll, sondern war es schon viele Jahre zuvor. Worte und Zahlen sind zwar seine Schwäche, aber er ist nicht dumm. Im Gegenteil. Er weiß mehr, als er zugibt, ist trotz allem sehr belesen und zu seinen Lieblingswerken gehört Victor Hugos "Die Elenden". Doch er hat nie die Chance ergriffen, etwas aus seinem Leben zu machen. Weil ihm der Mut fehlte, das Selbstwertgefühl? Jetzt ist es zu spät. Der Zug ist abgefahren, Olavs Leben verwirkt. Was bleibt ist eine Leiche im blutgetränkten Schnee.
Das Hörbuch, als welches der Roman ebenfalls erschien, wird gelesen von Sascha Rotermund. Düster, bedrückend und mit einem Gefühl für die siebziger Jahre, in denen die Handlung spielt, schlüpft der Sprecher in die Rolle von Olav. Er fesselt die Hörer, nimmt sie mit sich und lässt sie in die dunkle Welt der Drogenbosse und Auftragskiller eintauchen.

"Blood on Snow - Der Auftrag" ist der Beginn einer neuen Reihe von Erfolgsautor Jo Nesbø. Das Werk ist ein packender Thriller, dessen Protagonist sich jedoch in zwielichtigen Kreisen bewegt. Der Autor lässt seine Hörer in eine dunkle Welt eintauchen, in der Gewalt, Misstrauen und Gier an der Tagesordnung stehen. Ein spannendes Hörbuch, dessen Ende keineswegs glänzend ist, sondern genauso schwarz, wie das Genre des Buches.

Details

Bewertung

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  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gewalt:
  • Sound: