Sherlock Holmes

Der Fall Moriarty

von Anthony Horowitz
Rezension von Stefan Cernohuby | 24. Dezember 2014

Der Fall Moriarty

Es gibt Zeiten, in denen die größten Helden tot sind oder zumindest scheinen. Zeiten, in denen die Nächte dunkel und gefährlich sind und in denen die Angst regiert. Dann ist es vonnöten, dass andere das Ruder an sich reißen und gegen jenes Böse vorgehen, so wie es zu anderen Zeiten bekannte Helden getan hätten. "Der Fall Moriarty" von Anthony Horowitz spielt genau zu so einer Zeit - nämlich nachdem Holmes und sein großer Widersacher in den Reichenbachfällen verschwunden sind. Bei Jumbo ist nun ein Hörbuch erschienen, das von Uve Teschner gelesen wird.

Es ist nicht allzu viel Zeit vergangen, seit den Ereignissen an den Reichenbachfällen. Doch noch immer bleiben Fragen offen. Man hat bei der mutmaßlichen Leiche von Moriarty ein Schreiben gefunden, laut dem er sich mit jemandem treffen wollte. Das ruft nun zwei unterschiedliche Personen auf den Plan. Einerseits Inspektor Althelney Jones, andererseits den Pinkerton-Detektiv Frederick Chase, der einen amerikanischen Verbrecher namens Clarance Devereux schon seit Jahren verfolgt. Doch erst dank Moriarty hat er erstmals einen Hinweis, dem er folgen kann. Er macht sich gemeinsam mit Jones auf, um den Gangster aufzuspüren, der sich anscheinend daran gemacht hat, das ehemalige Gebiet von Moriarty zu übernehmen. Es geht gewalttätiger zu als jemals zuvor. Ganze Haushalte werden ermordet, Sprengstoffattentate auf Scotland Yard verübt, Verwandte entführt und Unschuldige gefoltert. Glücklicherweise hat sich Jones seit seinen Begegnungen mit Sherlock Holmes auch näher mit dessen Methoden beschäftigt. So gelingt es ihm, durch Anwendung von Logik und Deduktion den Amerikaner aufzuspüren - während Chase sein Begleiter und Chronist wird. Doch damit sind die Probleme noch lange nicht beseitigt... und den Protagonisten erwartet eine unliebsame Überraschung.

Beginnt man mit dem Hörbuch und hat die ersten Kapitel hinter sich, ist man zuerst ein wenig verwirrt und möglicherweise sogar etwas verärgert. Was soll dieser Abklatsch des großen Detektivs? Eine Light"-Variante, die dann im Ernstfall schlapp macht? Doch im Laufe der Handlung beginnt man den Protagonisten besser zu verstehen und ihn für seine Besessenheit beinahe zu bemitleiden. Man merkt, dass er trotz seines investigativen Scharfsinns und seiner Intelligenz ein wenig naiv ist, was ihm mehrfach teuer zu stehen kommt und ihn in Situationen bringt, in welche Sherlock Holmes selbst nie geraten wäre. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, macht das den Roman, der auch mit einigen überraschenden Wendungen aufzuwarten weiß, zu einem gelungenen Werk. Denn zu keinem Zeitpunkt hat Doyle erwähnt, was in der Abwesenheit des großen Detektivs, die ja immerhin drei Jahre gedauert hat, in London geschehen ist. Eine Geschichte, die sich rund um das Machtvakuum nach Moriartys Tod dreht, ist daher eine gute Idee, die ebenso gut umgesetzt wurde. Und auch die Stimme von Uve Teschner vermag zu fesseln. Als Erzähler ruhig, im Fall der Charaktere variantenreich, gelingt ihm immer die richtige Mischung. Hier stimmt einfach der Gesamteindruck, weswegen wir das Hörbuch mit guten Gewissen empfehlen können - und nicht nur Fans von Sherlock Holmes.

"Der Fall Moriarty" von Anthony Horowitz beginnt da, wo ein anderer Roman endet - nämlich nach dem Tod von Moriarty und Holmes. Doch auch mit einem anderen Protagonisten kann das Werk überzeugen, das darüber hinaus noch von Uve Teschner sehr stimmungsvoll interpretiert wurde. Allen Fans klassischer Detektivliteratur, von Sherlock Holmes und natürlich des Autors kann dieses Hörbuch wärmstens empfohlen werden.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2014
  • Umfang:
    4 CDs
  • Typ:
    CD
  • ASIN:
    3833733659
  • ISBN 13:
    9783833733659
  • Spieldauer:
    300 Minuten

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung