Der Bund der Freiheit

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Europa ist im Umbruch, Deutschland am Beginn der Reformation. Martin Luther hat in Wittenberg seine 95 Thesen an die Schlosskirche genagelt und die Anhängerschaft, die seinen Ideologien folgt, wird größer. Doch diese Menschen leben gefährlich, denn in den Augen der Mutter Kirche sind sie Ketzer. Fehlgeleitete, die von den Pfaden Gottes abgekommen sind und die Läuterung nur im Feuer finden können. Genau in diese Epoche entführt uns Jeremiah Pearson mit seiner Trilogie "Der Bund der Freiheit", dessen zweiter Band unter dem Titel "Die Ketzer" erschienen ist.

Ritter Dietrich ist den Pocken erlegen, seine Frau hat zwar überlebt, doch ihr Gesicht ist gezeichnet. Wie ihnen geht es vielen Menschen aus Giebelstadt. Kristina und Witter haben die Epidemie überlebt und finden vorerst Zuflucht in Giebelstadt, der Heimat Luds. Doch auch hier schlägt ihnen Hass entgegen, weil sie in deren Augen Ketzer sind. Gleichzeitig suchen die Bewohner Giebelstadts aber auch ihre Nähe, sind sie doch sehr interessiert daran, das Lesen zu erlernen. Doch das bringt das Dorf in Gefahr. Würzburg wird auf sie aufmerksam und schickt seine Magistrate aus. Vorerst kann Dietrichs Witwe ihre schützende Hand über Giebelstadt halten. Doch alle wissen, dass der Friede nur von kurzer Dauer ist. Witter und Lud ist schnell klar, dass Dietrichs Sohn Florian zurückkehren muss. Doch Florian hat in England den Vorträgen des Erasmus von Rotterdam gelauscht und seine Ansichten stehen denen des Fürstbischofs von Würzburg entgegen…

Einmal mehr entführt Jeremiah Pearson seine Leser in das Deutschland um 1520. Im zweiten Band seiner Trilogie führt er die Ereignisse um Kristina und die Täufer fort. Der Kampf um den richtigen Glauben, den Machtkampf der Kirche gegen einen möglichen Kräfteverlust, die Willkür der Herrschenden und natürlich die Verfolgung der Ketzer stehen ganz im Mittelpunkt der Handlung. Die Menschen wollen lesen lernen und obwohl die katholische Kirche das zu unterbinden versucht, nutzt sie es gleichzeitig für ihre perfiden Pläne. Mittels Flugblättern verbreiten sie Lügen und Gerüchte über die vermeintlichen Praktiken der Ketzer.
Wenngleich es sich um einen Roman handelt, in dem viele historische Fakten sicherlich sehr großzügig und stark angepasst eingebunden wurden, bekommt man als Leser trotzdem einen guten Eindruck jener Epoche. Als die Druckerpresse es ermöglichte, schnell Schriften in größerer Menge zu fertigen. Schriften, in denen man seine Ansichten, seine Meinungen unter das Volk bringen konnte. Natürlich waren diese Schriften oftmals weit von der Wahrheit entfernt, dennoch waren sie prägend für die weitere Entwicklung.
Die Charaktere überzeugen wieder. Wie auch im ersten Band sind es nicht gerade wenige Personen, denen wir hier begegnen. Ohne das Personenregister, das auch dem Hörbuch beiliegt, würde man zunächst schnell den Überblick verlieren.
Die Handlung verläuft größtenteils unspektakulär. Man begleitet Kristina wie sie sich in Giebelstadt und bei Herrin Anna einlebt. Man blickt den Giebelstädtern über die Schulter, wenn sie Lesen lernen und sich über die Entwicklungen im Land unterhalten. Erst mit der Rückkehr Florian von Geyers erkennt man die Richtung, in die der Autor die Reihe bringen möchte. Es bleibt also spannend, wie sich die Ereignisse weiterentwickeln.
Dieser zweite Band erschien nicht nur in Buchform, sondern auch als Lesung auf sechs CDs. Gesprochen wird diese von Ranja Bonalana. Die gefragte Synchronsprecherin liest die Geschichte unglaublich fesselnd und atmosphärisch. Sie lässt das alte Giebelstadt zu neuem Leben erwachen und mit ihm seine historischen Figuren. Man taucht ein in die Zeit der beginnenden Reformation und hat Teil an dem Leben der damaligen Menschen.

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