Die geheimnisvolle Kiste

von Arthur Conan Doyle
Rezension von Janett Cernohuby | 25. Januar 2009

Die geheimnisvolle Kiste

Hört man den Namen Arthur Conan Doyle, denkt man sofort an Sherlock Holmes. Doch der werte Autor hat erheblich mehr Geschichten erzählt, als solche, die sich um den legendären Detektiv ranken. In der Kurzgeschichte "Die geheimnisvolle Kiste" widmet er sich neben der auf einem Überseedampfer angesiedelten Handlung unter anderem den Gefahren der selektiven Wahrnehmung.

Der Schritftsteller Hammond begibt sich auf eine Seereise nach England. In letzter Minute, bevor das Schiff ablegt, hasten zwei Männer an Bord. Unbeabsichtigt beobachtet der Schriftsteller die beiden, wie sie vorsichtig eine schwarze Kiste verstecken. Hammond hört mit an, dass der Auslöser eben jener Kiste auf keinen Fall vor dem kommenden Abend betätigt werden darf. Sofort schrillen bei ihm die Alarmglocken. Planen die beiden finsteren Gestalten etwa, das Schiff in die Luft zu sprengen? Hammond, der alles andere als mutig und kämpferisch ist, gerät sofort in Panik. Was soll er tun? Zum Glück trifft er an Bord der Sparta auf seinen alten Schulfreund Dick. Diesem berichtet er von seinen Beobachtungen und Befürchtungen. Doch Dick winkt ab. Er erinnert sich, wie sein alter Freund bereits zu Schulzeiten zu neurotischen Vorstellungen neigte. Für ihn ist dies nur ein weiteres Hirngespinst. Doch Hammond gibt nicht auf. Er versucht seine Mitreisenden und sogar den Kapitän auf die drohende Gefahr aufmerksam zu machen, doch keiner scheint ihn ernst zu nehmen. So entschließt er sich, alleine den Kampf aufzunehmen und macht eine unerwartete Entdeckung.

Obwohl "Die geheimnisvolle Kiste" lange vor den berühmten Werken um Sherlock Holmes entstanden ist, erkennt der Zuhörer hier doch schon Ähnlichkeiten mit dem späteren Meisterdetektiv. Hammond hört genau zu, nimmt die Worte auseinander und zieht logische Schlussfolgerungen. Doch anders als bei dem brillanten Meisterdetektiv Holmes, werden diese Fähigkeiten hier eher als paranoide Eigenarten des Protagonisten dargestellt. Hammond ist ein Feigling und Schwächling. In allem sieht er nur Gefahr; sogar in der entspannenden Schiffsreise nach England. Dass die Menschen um ihn herum seine Befürchtungen nicht teilen, sondern eher als übertrieben abtun, beruhigt ihn keinesfalls. Somit stellt der Protagonist dieser Geschichte das Gegenteil zu dem Detektiv aus der Baker Street dar.
Bei dem vorliegenden Hörbuch aus dem Stimmbuch-Verlag handelt es sich um eine inszenierte Lesung eines der frühen Werke Arthur Conan Doyles. Gelesen von Philipp Schepmann, wird die Erzählung mit dezenter Musik und Geräuschen hinterlegt. Diese variieren je nach geschilderter Situation. Dabei bleiben die Klänge jedoch nur das, was sie sein sollen: Hintergrund um die Stimmung der jeweilige Passage passend zu unterstreichen. Das ist dem Verlag sehr gut gelungen.
Auch der Sprecher wurde sehr passend gewählt. Mit einer facettenreichen Stimme passt er sich gut an das jeweils Vorgetragene an. Da die Geschichte aus Sicht des Protagonisten, also in der Ich-Form, erzählt wird, verleiht Philipp Schepmann seiner Stimme durchweg einen weinerlich, jammernden Klang. Dem Hörer wird also nicht nur gesagt, dass Hammond ein ängstlicher Mensch ist, er hört dies sogar.

Für Fans von Arthur Conan Doyle ist dies ein absolut empfehlenswertes Hörbuch. Zum einen beinhaltet es eines der frühesten veröffentlichten Erzählungen, zum anderen bietet es eine sehr gelungene Hörbuch-Umsetzung. Aber auch Hörer, die mit dem Meisterdetektiv Holmes nichts anfangen können, ist diese Produktion zu empfehlen, bietet sie doch ein kurzweiliges, spannendes und lustiges Hörvergnügen.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    05/2007
  • Umfang:
    1 CD
  • Typ:
    CD
  • ISBN 13:
    9783939932017
  • Spieldauer:
    55 Minuten

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor: