Der große Lord


Ein Whinachtshörspiel
von Raymond A. Scofield
Rezension von Stefan Cernohuby | 08. November 2017

Der große Lord

Jedes Jahr, wenn Weihnachten vor der Tür steht, kann man sich mit großer Sicherheit auf die Wiederkehr einiger bestimmter Fernsehserien und -filme einstellen. Einer dieser Klassiker, der immer wieder über die Bildschirme flimmert, ist „Der kleine Lord“. Die Verfilmung in der Fassung mit Sir Alec Guinness bleibt jedem Zuschauer für lange Zeit in Erinnerung. Darunter wohl auch Raymond A. Scofield, auch bekannt als Gert Anhalt, der eine Fortsetzung verfasst hat. Uns lag „Der große Lord“ als Hörspiel vor.

Als inmitten eines Schneesturms an Heiligabend ein junger Mann in die Wachstube von Wachmeister Paddock stürmt und verkündet, er habe den Mann erschossen, der sich für Cedric, beziehungsweise Lord Fauntleroy ausgegeben hat, stockt diesem der Atem. Noch niemals hatte er mit Mord zu tun. Doch sein Besucher ist von ausgesuchter Höflichkeit, so will Paddock nichts überstürzen und lässt den Mann erst einmal seine Geschichte erzählen. Eine Geschichte, die mit einem schrecklichen Unfall in Dorincourt beginnt und mit dem Verrat eines alten Freundes der Familie eine nicht minder tragische Wendung nimmt. Der junge Cedric wird nach London geschickt, um dort die Rolle eines Jungen namens Tom Tipton zu übernehmen, während ein anderer unter seinem Namen der neue Earl of Dorincourt wird. In eine Quasi-Sklaverei verkauft muss er nicht nur für den verbrecherischen Mr. Frogget schuften, er muss zudem noch einer Gruppe Taschendiebe helfen. Als er seinem alten Freund Jerry begegnet, versucht ihm dieser zu helfen. Doch das ist nicht einfach, gibt es da doch den hageren Detektiv Mr. Barnaby, der ihm das Leben noch mehrfach schwermachen soll. All dies erzählt er Wachtmeister Paddock. Muss Cedric ins Gefängnis oder ist die Lage noch zu retten?

„Der kleine Lord“ ist natürlich nicht nur die Verfilmung, die man hierzulande kennt. Im Original stammt das Werk von Frances Hodgson Burnett, jener Autorin, die auch für „Der geheime Garten“ verantwortlich ist. Und es gab hierzu auch nicht nur eine Verfilmung, sondern über zehn, darunter die letzte im Jahr 2012. Was hat also der deutsche Autor Raymond A. Scofield mit dem Original gemacht? Er hat ihm vor allen das Happy End genommen. Gleich zu Beginn der Geschichte lässt er den altehrwürdigen Earl of Dorincourt bei einem Unfall sterben, der darüber hinaus auch noch eine Ohnmacht mitsamt Gehirnerschütterung bei Cedrics Mutter verursacht. Und er lässt Mr. Havisham, der eigentlich immer ein treuer Diener des Hauses war, plötzlich zum großen Manipulator werden, der die ganze Handlung in Gang bringt. Das ist eigentlich der Knackpunkt. Wenn man diesen Punkt überschritten hat, läuft die Handlung spannend und unterhaltsam ab. Auch die Sprecher des Hörspiels machen alles richtig. Man wird von ihren Stimmen davongetragen und will wissen, wie die Handlung endet, so klischeehaft man das Ende auch befürchtet. Besonders angenehm in Erinnerung bleiben Josef Ostendorf als Wachtmeister, Lous Friedemann Thiele als großer Lord und Jakob Roden als (noch) kleiner Lord. Berücksichtigt man allerdings die Implikationen, die dieses Werk auf den Ausgang der Originalhandlung hat, beziehungsweise wie einige Charaktere ihre Ausrichtung geändert haben, kann man das Werk letztendlich nur als soliden Durchschnitt akzeptieren.

Der große Lord

„Der große Lord“ von Raymond A. Scofield ist ein Weihnachtsroman und ein gleichnamiges Weihnachtshörspiel, das bei Headroom erschienen ist. Da es sich um eine direkte Fortsetzung und einen Eingriff in die Persönlichkeiten der dort handelnden Personen handelt, muss man dies erst akzeptieren, bevor man sich auf die schöne und spannend erzählte weitere Geschichte einlassen kann. Aus diesem Grund ist das Werk für uns leider nicht herausragend gelungen.

Details

Bewertung

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