Adaia

von Reni Dammrich
Rezension von Stefan Cernohuby | 09. Mai 2016

Adaia

Es gibt viele Märchen, Sagen und Kreaturen, die nur in selbigen vorkommen. Selten macht man sich Gedanken darüber, wie diese Wesen in unserer Realität und unter uns überleben könnten. Die in Chemnitz lebende Autorin Reni Dammrich hat sich der Materie teilweise angenommen und sie in einem Roman verarbeitet. Dieser trägt den Titel „Adaia“ und vermittelt neben dem vordergründigen Thema noch einige weitere Botschaften.

Manchmal möchte man einfach allein sein. So wie Bernd Neuberg, Professor Doktor für Meeresbiologie, der gerade etwas Abstand zum Thema Frauen gewinnen möchte. Nach zweijähriger Beziehung und pausenlosen Auseinandersetzungen aufgrund intellektueller Inkompatibilität genießt er es, in der Nähe seines Hauses in Ruhe angeln zu gehen. Sein Leben wäre vermutlich in geregelten Bahnen weiter verlaufen, würde sich nicht plötzlich eine schwer verletzte Nixe in sein Boot retten, die von anderen Fischern verfolgt wird. Bernd bringt die Nixe, mit der er sich problemlos unterhalten kann und die ihn aufgrund seiner Angelausflüge auch schon kennt, in sein Haus und pflegt sie dort gesund. Er macht es ihr so bequem wie möglich und zieht seinen Nachbarn schnell mit ins Vertrauen, um Adaia eine rasche Heilung zu ermöglichen. Dabei verlieben sich der Meeresbiologe und die Nixe zusehends ineinander. Bernd ermöglicht ihr sowohl ihre lebenswichtigen Salzwasserbäder zu nehmen, als auch sich mit einem Rollstuhl an Land fortzubewegen. Sie übernimmt die Rolle einer Extremtaucherin und Malerin, die dann offiziell bei Bernd lebt. Doch da ist noch seine Ex-Freundin Jana, welche die Trennung noch immer nicht akzeptiert hat und in ihrer Eifersucht nicht einmal davor zurückschreckt, einen Mordversuch zu unternehmen.

Wie schon eingangs erwähnt, ist die Geschichte rund um die Nixe nur ein Teil der Gesamtaussage. Denn es geht um Unterschiede, um Akzeptanz und darum, auch aus misslichen Situationen im Leben immer noch das Bestmögliche zu machen. Denn ein ebenfalls im Rollstuhl sitzender Nebencharakter blüht durch ihren Umgang mit der Situation auf – obwohl diesem natürlich nicht klar ist, dass es sich bei ihr um eine Nixe handelt. Im Buch gibt es keine dunklen Punkte. Nicht einmal die permanent wütende, zickige und letztendlich sogar mörderische Ex-Freundin des Protagonisten vermag den positiven Gesamteindruck zu trüben. Hier ist allerdings auch der Kritikpunkt des Buchs anzusiedeln. Denn tatsächlich gelingt den Charakteren alles. Sie umschiffen nicht nur alle Hindernisse der komplizierten Aufgabe eine Nixe als Rollstuhlfahrerin auszugeben, es geht auch alles unglaublich schnell. Vom Retten bis hin zur Liebe und darüber hinaus gibt es kaum Zeit zum Luftholen. Auch alle vorkommenden Freunde sind völlig vertrauenswürdig und bereit, das Geheimnis der Existenz einer Nixe für sich zu behalten. In einer idealen Welt könnte eine solche Handlung wie im Buch enthalten, funktionieren. In Realität ist das jedoch schwer vorstellbar. Und auch wenn das Buch selbst sich mit dem Gedanken auseinandersetzt und dafür plädiert, dass mehr Toleranz in Hinblick auf Andersartigkeit und die Bedürfnisse anderer wichtig sind, macht dies das Werk leider trotzdem nicht völlig überzeugend.

„Adaia“ ist ein Roman von Reni Dammrich, der gleichermaßen eine Geschichte mit phantastischen Elementen erzählt, wie für mehr Verständnis und Toleranz einander gegenüber eintritt. Obwohl das Werk durchaus zu fesseln weiß und man die Inhalte auch unterstützen will, vermag der Gesamteindruck nicht völlig zu überzeugen. Wer sich auf den Inhalt einlassen möchte und dem das Thema zusagt, wird trotzdem nicht enttäuscht.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Erschienen:
    11/2012
  • Umfang:
    323 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783954880799
  • Preis (D):
    16 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik: