Manche Orte sind einfach zu abgelegen, um von der Menschheit wirklich wahrgenommen zu werden. Doch auch an solchen, tausende Kilometer von dem was wir Zivilisation nennen, entfernt, gibt es genauso Menschen, die gegen ihr Schicksal aufbegehren und um ihren Platz in dieser Welt kämpfen.
Dies ist die Geschichte des kleinen Mädchens Nikko. Geboren in einer klaren Polarnacht, behauptet sie von sich selbst, nach der Geburt vertauscht worden zu sein. In jener Nacht wurden sehr viele Kinder geboren, doch Nikko ist als einzige von ihnen noch am Leben. Schuld an dem Tod der Kinder ist das große Unglück'. Über Generationen hinweg lebten die Menschen in Koukdjuak von der Jagd und vom Fischfang. Doch eines Tages wurde die Fabrik eröffnet. Schon bald müssen die Bewohner von Koukdjuak erkennen, dass in ihr mehr als nur Jogurtbecher und anderer Hausmüll verbrannt wird. Lautlos laden nachts Schiffe lebensgefährlichen Müll in der Fabrik ab und verschwinden ebenso leise, wie sie gekommen sind. Erst als die Tiere und neugeborenen Babys sterben, erkennen die Menschen die Gefahr und vertreiben die Fabrikbesitzer. Doch da ist es schon zu spät. Nikko ist krank, wie alle anderen Kinder auch und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie stirbt. Doch Nikko will gar nicht sterben, sie will leben und ihr kleiner Körper kämpft verbissen gegen das Gift an. Den Leuten ist Nikko nicht geheuer. Sie meiden sie, sprechen nicht mit ihr. Selbst ihr alkoholsüchtiger und gewalttätiger Vater wagt nicht das Kind anzufassen. So lebt Nikko in ihrer eigenen kleinen Welt. Sie beobachtet die Erwachsenen, hört ihnen zu und erfährt Stück für Stück die Wahrheit über das Verbrechen, das der kleinen Insel und ihren Bewohnern angetan wurde. Entgegen aller Erwartungen reift Nikko zur jungen Frau heran. Sie genießt ihre Jugend, lebt sie bewusst und in vollen Zügen. Ständig wechselt sie ihre Liebhaber, kann sich an keinen zu lange binden. Sie weiß, dass es drüben auf dem Festland ein normales Leben gibt. Ein Leben ohne Krankheit, ohne die Fabrik und ohne Umweltverschmutzung. Immer stärker wird der Wunsch, der kalten Insel mit all ihren Blizzards und Vergiftungen zu entfliehen und ein neues Leben anzufangen. Als eines Tages Arbeiter vom Festland kommen und die Fabrik wieder zu eröffnen, ergreift Nikko ihre Chance...
"Alles glitzert" ist ein starker, gefühlvoller Roman. Obwohl im gesamten Buch eigentlich relativ wenig geschieht, fühlt man sich trotzdem in das Leben der Hauptperson hinein gesogen. Einmal begonnen, gerät der Leser sofort in den Bann der Geschichte und kann das Buch nur noch schwer aus der Hand legen - außer man ist gegen Emotionen völlig immun. So packend schildert Veronique Ovalde Leben und Leiden von Nikko, ihre teilweise völlig amoralische Einstellung zum Leben selbst sowie die Ignoranz der restlichen Dorfbevölkerung, die eigentlich über all die Jahre nur auf Nikkos Tod wartet. Ob es sich dabei um Mitleid, Angst oder Ekel handelt - jeder hat seinen Grund, sie aus der Gesellschaft auszuschließen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sie zu dem Menschen wird, der sie am Ende des Romans ist.
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Zusammenfassend ist "Alles glitzert" ein sehr empfehlenswertes Buch, das durch die Macht seiner Worte besticht. Wer allerdings gefühlsschwangerer Atmosphäre nichts abgewinnen kann, dem wird dieser Roman nicht gefallen.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:08/2006
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Umfang:191 Seiten
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Typ:Hardcover
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ISBN 13:9783888974458
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Preis (D):16,9 €