Was ist eigentlich Heldentum? Ist es, sich mit Haut und Haar einer guten Sache zu verschreiben und alles dafür zu tun, dass die Ziele derselben erreicht werden? C. Gina Riot hat in ihrem neuen Roman „Artefakt des Todes“ diesen Gedankengang thematisiert und beschäftigt sich auch in anderer Hinsicht mit moralischer Integrität. Denn im Roman treffen gute Freunde aufeinander, die dennoch sehr unterschiedliche Ansichten haben.
Der Hofmagier Weidemar hat eine lange Zeit der Entbehrungen hinter sich. Denn es hat lange gedauert, bis er mit seinem Faible für Nekromantie ein Reich gefunden hat, das diese nicht für verrucht hält. Als er den Auftrag erhält, ein nekromantisches Artefakt zu finden, um den Frieden in diesem Reich zu sichern, sagt er sofort zu – denn nichts hat das Land je mehr verheert als die andauernden Bürgerkriege. Doch da es um das Aufspüren eines Geistes geht, benötigt er Expertise, die er selbst nicht hat. Sein alter Freund Dandrian dafür umso mehr. Dieser setzt sich seit Jahren mit dem Beschwören und Verstofflichen von Erscheinungen auseinander und hat dabei gerade einen großen Durchbruch erzielt, als sein Bruder Loras bei ihn auftaucht. Dieser hat seine Stelle als Sexualmagier verloren, nachdem er seine Fähigkeiten zu seinem eigenen Vorteil eingesetzt hat und dabei auch vor eigenen Studenten und Studentinnen nicht haltgemacht hat. Eine Luftveränderung und ein Abenteuer mit alten Freunden scheint da gerade recht zu kommen. Doch die Expedition in den Wald erweist sich als gefährlicher als erwartet. Nicht nur, dass sie auf gefährliche Wesen treffen, der gesuchte Geist ist viel mächtiger als erwartet und nicht alle Personen, auf die sie treffen, sind kooperativ. Zu schlechter Letzt sind vielleicht nicht alle Pläne, denen sie initial vorbehaltlos zugestimmt haben, so harmlos und altruistisch wie erwartet …
Die Autorin schickt in diesem Roman ein Dreiergespann los, das definitiv kein klassisches Heldenmaterial darstellt. Weidemar glaubt an das Gute in seinem Herrn und dass dessen Pläne, hinterfragt sich und seine Rolle in selbigen nicht. Für Dandrian ist der Auftrag eine Möglichkeit, ein spannendes Forschungsthema weiter voranzubringen und letztendlich durch seine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Materie Anerkennung zu erhalten, während er selbst in seinem Umgang mit anderen und seiner Umgebung Merkmale des autistischen Spektrums aufweist. Loras letztendlich ist stets auf seinen eigenen (Lust-)Gewinn fokussiert. Einzig und allein Freundschaft und Liebe zwischen den Charakteren und Brüdern stabilisiert das eher wacklige Gruppengebilde – zumindest bis zu einem gewissen Grad. So zeigen sie, dass sie Heldenmut beweisen können, wenn es um Personen geht, die ihnen etwas bedeuten. Aber man erkennt sehr schnell, wie die Einigkeit schwindet, wenn man einander gegenseitig in die Quere kommt. Und das ist es, was die Charaktere um die drei herum in Gefahr bringt. Weniger stellt sich die Frage, ob Macht korrumpiert, die Frage ist eher wie sie das tut. Denn alle drei Hauptpersonen besitzen Fähigkeiten, die sie weit über die durchschnittlichen Bürger hinausheben – was sie aber keineswegs von den gleichen Problemen befreit. Eher im Gegenteil. Und so steuern die drei auf ihre persönlichen Ziele zu, was schließlich dazu führt, dass der Band nicht für alle von ihnen positiv ausgehen kann.
Kann man mit einem „Artefakt des Todes“ Gutes tun? Mit dunkler Magie wie Geisterbeschwörung und Nekromantie? C. Gina Riot schreibt in ihrem Roman über drei Charaktere, die das zumindest glauben. Welche Wege sie dabei einschlagen und was das für Auswirkungen für sie selbst und ihr Umfeld hat, muss man am besten selbst lesen.
Details
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Erschienen:12/2024
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Umfang:436 Seiten, 5533 KB
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Typ:eBook