Neben dem Wunsch aus beliebiger Materie Gold zu erschaffen, ist einer der Hauptgründe für Menschen, sich mit seltsamen Religionen, Sekten oder Kulten einzulassen, das Trachten nach ewigem Leben. Doch natürlich könnten sich, in einem größeren Kontext gesehen, auch diese hoch gegriffenen Wünsche als unbedeutend und klein erweisen. Besonders wenn eine höhere Macht die Menschen als Figuren in einem Spiel mit unbekannten Regeln und Ausgang verwendet. Unter anderem davon handelt "Aschamdon", der erste Band der Amizaras-Chronik.
Rafaela hat eine harte Jugend hinter sich. Sie selbst wurde von ihrem Vater misshandelt, ihr kleiner Bruder starb aufgrund seiner Misshandlungen. Eine Stimme in ihrem Kopf überzeugt sie davon, ihn im Rahmen der Verhandlung mit einem Kugelschreiber zu töten, weswegen sie - aufgrund ihrer Jugend - lange Jahre in einer Anstalt sitzt. Befreit wird sie erst, um einen verdeckten Einsatz zu leiten. Sie soll für den mysteriösen Achamdon einen Geheimorden ausspionieren. Rafaela hat Fähigkeiten, die das menschliche Begriffsvermögen übersteigen und soll dort ein Artefakt an sich bringen. Eine Aufgabe, die lange Zeit in Anspruch nimmt...
Atila ist so etwas wie ein Experte für Kunstwerke und historische Artefakte. Zumindest wenn es darum geht, mit diesen Geld zu machen. Doch seine letzten Geschäfte sind allesamt schief gegangen, weswegen er auf der Such nach etwas Gewinnbringendem ist. Tatsächlich findet er nicht nur eine verschrobene Wahrsagerin mit antikem Tarot, sondern auch eine ganze Menge Leute, die nicht nur an seiner Tätigkeit, sondern an seiner Person großes Interesse zeigen. Er wird in einen Strudel aus Ereignissen gezogen, die nicht nur seltsame Symbole, Geheimbünde und involvierte Verbrecher beinhalten. Nein, in Wien wird er dann auch in einen uralten Streit verschiedenere Wesen hineingezogen, die sich selbst Ariach nennen - andere nennen sie Engel und Dämonen. Und besonders ein Individuum namens Aschamdon scheint große Pläne mit Atila zu haben...
Man soll ein Buch niemals nach dem Einband beurteilen, das ist eine sehr alte Weisheit. Das hier vorliegende Werk hat unsere Aufmerksamkeit allerdings durch sein Design erregt. Denn nicht nur, dass der Roman einem Folianten ähnelt, wie er wohl in zahlreichen National- und Klosterbibliotheken stehen könnte, auch die Seiten des Werks sind aufwendig verziert und gestaltet, und zusätzlich mit (gedruckten) handschriftlichen Ergänzungen des Verfassers versehen. Das gibt dem Werk schon vorab einen Bonus. Doch auch die Geschichte ist spannend erzählt. Obwohl die beiden Haupthandlungsstränge ein halbes Jahrhundert auseinanderliegen, wird langsam aber sicher klar, worauf die Überschneidungen hinauslaufen und welche Auswirkungen die früher angesiedelte Geschichte auf die spätere hat. Auch wenn die Symbolsprache noch alles andere als klar und verständlich ist, fesselt vor allem das Schicksal der beiden Protagonisten, die beide auf ihre Art widerspenstige und unfreiwillige Helden sind. Das Buch vermengt geschickt historische Ereignisse, Überlieferungen, Fragmente aus unterschiedlichen Religionssystemen und Fantasyelementen. Darüber hinaus ist die Aufmachung so gut gemacht, dass die knapp 25 Euro, die der Band kostet, geradezu günstig scheinen. Für dieses Hardcover wäre durchaus ein höherer Preis gerechtfertigt gewesen. In diesem Fall müssen wir festhalten, dass uns das ansprechende Äußere einen sehr gelungenen Roman beschert hat.
"Aschamdon" lautet der erste Band der Amizaras-Chronik und stammt (zumindest offiziell) aus der Feder eines Valerian Caithoque. Da dieser jedoch auch im Werk selbst erwähnt wird, handelt es sich mutmaßlich um ein Pseudonym. Davon einmal abgesehen ist die Handlung spannend, die Charaktere gut gezeichnet und das ganze Werk darüber hinaus noch hervorragend illustriert und in klassischem, formschönem Design gehalten. Fantasyfans sollten, auch aufgrund des Preis-Leistungs-Verhältnisses, unbedingt zugreifen.
Details
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Band:1
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:02/2012
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Umfang:720 Seiten
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Typ:Hardcover
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ASIN:3981442105
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ISBN 13:9783981442106
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Preis (D):24,8 €