Die Salvation-Saga

Befreiung

von Peter F. Hamilton
Rezension von Stefan Cernohuby | 20. März 2020

Befreiung

Eine Befreiung setzt gewissermaßen voraus, dass jemand gefangen ist. Was aber, wenn es demjenigen, der befreit werden soll, gar nicht bewusst ist? Wird dann die Befreiung in Wahrheit zu einer Erlösung? Peter F. Hamiltons Übersetzer haben den ersten Band seiner neuen Salvation-Saga „Befreiung“ genannt. Aber wird man davon nicht in die Irre geführt? Möglicherweise.

Es gab einmal eine Legende. Eine Legende um ein Paar, eine geheime Hochzeit, eine verdeckte Ermittlung und das Verschwinden einer Frau. Und dann war da noch der Ehemann, der einfach alles tun wollte, um seine Frau wiederzubekommen, sogar mit gesuchten Verbrechern gemeinsame Sache zu machen. Nehmen wir einmal an, diese Geschichte ist wirklich passiert, alles ging gut aus und sowohl der Ehemann als auch der Ermittler, der ihm damals nachgejagt waren, sind jetzt lebende Legenden. Uralte lebende Legenden. Dann gibt es bestimmt eine Menge Geschichten zu erzählen, besonders wenn es um abgestürzte Raumschiffe, nur mutmaßlich hilfsbereite Aliens und unbegreifliche Technologien geht. Dabei geht es in der Zeit vorwärts, rückwärts und wieder seitwärts, bis man etwas schwindlig wird. Und das betrifft nicht nur die Charaktere, die in einem Universum unterwegs sind, in dem Erde, Mond, Mars und Exoplaneten über Portale in einem Schritt erreichbar sind, sondern auch den Leser.

Peter F. Hamilton ist all seinen Lesern bestens durch seine Confederation- und Commonwealth-Zyklen bekannt, in deren Universen er immer weitere Werke platziert hat. Mit „Befreiung“ (im Original „Salvation“) betritt Hamilton aber doch neue Pfade. Hier schmilzt die Entfernung zwischen Sternensystemen wirklich auf Null zusammen, hier gibt es Verfolgungsjagden zwischen Erde und Mars in Nullzeit. Und es gibt zumindest keine bekannten Überlichttriebwerke, was zumindest einige der klassischen Klischees der Science-Fiction vermeidet. Und ja, die Geschichte ist spannend. Oder besser gesagt, die Geschichten. Denn es gibt eine Handlung und dann unzählige Erzählungen aus der Sicht einzelner Charaktere. Manche erzählen die Wahrheit, andere Lügen. Man erfährt dadurch Fragmente der Wahrheit, aber nicht die ganze. Und auch das hier war nicht die Wahrheit, denn nicht alle Geschichten sind gleichermaßen spannend und unterhaltsam. Ja, von der einen kann man sich kaum lösen, aber die andere versteht man nicht. Dann spielt die nächste 400 Jahre vor der übernächsten und irgendwann kehrt man in eine Zeit zurück und weiß trotzdem nicht, ob das die Gegenwart der Erzählung ist. Ist sie in der Regel nicht. Das macht den Band verwirrend, obwohl er gut geschrieben und ebenso gut übersetzt ist. Man kann nur hoffen, dass sich das Chaos der Zeitsprünge im zweiten Band der Reihe etwas lichtet, um mehr von der eigentlich spannenden Rahmenhandlung zu erzählen, die gegen Ende des Romans gerade erst zu eskalieren beginnt.

„Befreiung“ ist der erste Band von Peter F. Hamiltons neuer „Salvation-Saga“. Eine Geschichte rund um vermeintlich wohlwollende und an Erlösung interessierte Aliens offenbart sich als Flickwerk verschiedenster Erzählungen zahlreicher Charaktere aus diversen Jahrhunderten. Auch wenn nicht alle diese Fragmente gleichermaßen spannend sind, weiß der Hauptplot größtenteils zu überzeugen. Es bleibt trotzdem zu hoffen, dass der zweite Band der Reihe etwas weniger chaotisch konzipiert ist, denn das Hin- und Hergespringe in der Zeit macht das Buch nicht unbedingt leicht verständlich.

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