Die Salvation-Saga

Verderben

von Peter F. Hamilton
Rezension von Stefan Cernohuby | 17. Januar 2022

Verderben

Langfristig zu planen ist ein so eine Sache. Man kann darunter sehr unterschiedliche Dinge verstehen. Für den einen ist es langfristige Planung, zu überlegen, wo man sich im Sommer erholen möchte. Jemand anders versteht darunter die typische Frage, wohin man sich beruflich in drei Jahren entwickeln möchte. Aber für Jahrtausende und viele Generationen zu planen, ist nichts, worin Menschen besonders gut sind. Peter F. Hamilton thematisiert dies in „Verderben“, dem zweiten Roman der „Salvation-Saga“.

Vor einiger Zeit ist das Archenschiff der zutiefst religiösen Olyix im Sol-System angekommen. Die äußerst fremdartige Alienrasse schien friedlich zu sein, obwohl sie davon sprachen, die Menschen mit auf ihre Reise zum Ende des Universums nehmen zu wollen. Schien, denn nun ist es mit den Freundlichkeiten zu Ende. Die Aliens bestehen darauf, dass die Menschen sie begleiten. Neben dem Archenschiff sind eine Unzahl an verschiedenen Waffensystemen und Kriegsschiffen auf dem Weg – mit einer Technologie, die den Menschen himmelhoch überlegen ist. Einzig die Fähigkeit zur Quantenverschränkung, also stabile Portale zwischen verschiedenen Punkten im All zu errichten, verleiht der Menschheit einen gewissen Vorteil. Doch sie wurden längst unterwandert. Olyix-Gehirne in Menschenkörpern sind in strategische Positionen vorgedrungen. Aber auch andere Aliens mischen mit – denn ihre Rassen haben in der Vergangenheit ein ähnliches Schicksal erlitten. Und sie wollen die Menschen zu einem längerfristigen Vorhaben überreden. Sie sollen sich im tiefen Raum verstecken, um Technologie zu entwickeln, um zurückzuschlagen – Jahrtausende später. Und das ist ein Vorgehen, das der Menschheit völlig fremd ist.

Natürlich gibt es immer wieder den einen oder anderen erzählerischen Kunstgriff. Manche Charaktere sind gewissermaßen unsterblich. Andere nicht Menschlich. Auch könnte man einige in Kryostasis versetzen, sich relativistisch fortbewegen – es gibt Möglichkeiten. Aber definitiv nicht für alle Charaktere. Man stellt sich also als Leser schon während des Lesens darauf ein, dass einige Personen, denen man begegnet, es mit Sicherheit nicht in den letzten Band der Trilogie schaffen werden. Zumal die Antagonisten so etwas wie genetische Zeitbomben eingeschleust haben, die sich auf einige der Charaktere auswirken müssen. Es ist also ein Band, bei dem man das titelgebende „Verderben“ unaufhaltsam näherkommen sieht. Man kann es maximal etwas verlangsamen und in weniger zerstörerische Bahnen lenken. Das macht das Werk insgesamt trotz mehrerer toller Charaktere und guter Ideen im Handlungsaufbau etwas schwerfällig. Man ist nicht immer motiviert, weiterzulesen. Trotzdem hat man die Hoffnung, dass sich schon abzeichnet, wie der dritte Band zu einer tatsächlichen „Erlösung“ führen könnte. Ob das tatsächlich der Fall ist, soll aber an dieser Stelle nicht erwähnt werden. Peter F. Hamilton ist definitiv ein Meister seines Fachs und der Roman sehr gelungen. Lediglich die Grundstimmung verhindert, dass das Werk eine absolute Leseempfehlung darstellt.

„Verderben“ ist der zweite Band der Reihe „Salvation-Saga“ von Peter F. Hamilton. Für jemanden, der Buchserien über Jahrtausende konzipiert, ist es kein Problem, lange in die Zukunft zu planen. Für andere Menschen jedoch schon. Diese Problematik angesichts einer unaufhaltsamen Alien-Invasion ist der Hintergrund dieses Romans. Auch wenn das Buch sehr gelungen ist, muss man trotzdem darauf hoffen, dass der finale Band wieder etwas mehr Positives enthält.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

Könnte Ihnen auch gefallen: