Der letzte Ork

von Silvana De Mari
Rezension von Stefan Cernohuby | 15. August 2009

Der letzte Ork

Wenn jemand oder etwas der oder das letzte seiner Art ist, fühlt man unwillkürlich eine Art Trauer in sich aufsteigen. Wie konnte es soweit kommen? Wieder eine Tierart, die am Aussterben ist? Wieder ein Gewerbe, das durch Modernisierung und Globalisierung an den Rand der Auslöschung getrieben wurde? Silvana De Mari schlägt in ihrem Roman "Der letzte Ork" gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, denn einerseits setzt sie dessen Vorgängerroman fort, andererseits behält sie auch dessen Namenskonzept bei.

Der junge Rankstrail wächst in einer kleinen Vorstadt auf, in der es weder genug Arbeit, noch genug zu Essen für alle gibt. Als einzige Möglichkeit, um sich und seine Familie am Leben zu halten, sieht er lange Zeit die Wilderei. Doch als dies zu gefährlich wird, bleibt ihm nur noch die Möglichkeit, Söldner zu werden. Weit draußen, fernab jeder regulären Armee machen sich seine geschulten Reflexe bezahlt. Mit viel Geschick und noch mehr Feingefühl arbeitet er sich die Ränge hinauf, bis er mit noch nicht einmal 16 Jahren Anführer der Söldner ist. Und erstmals hat niemand Angst vor seinen Leuten, die nicht plündern, brandschatzen oder vergewaltigen. Zudem schützt er die Grenzlande vor den Orks.
Währenddessen lebt York, der letzte Elf, mit seiner Gemahlin und seinem ersten Kind in einem ruhigen Dorf an der Küste. Obwohl sein Gefährte, der letzte Drache, bei der Flucht getötet wurde, ist das Leben schön. Doch mit dem Fund einer Phönixhenne kehrt Unfrieden und Unruhe im Dorf ein. Etwas, wovon sich der Vogel zu ernähren scheint. Doch auch von anderer Seite gibt es Probleme, denn als sich die Orks wieder sammeln, um die Städte der Menschen zu überrennen, fällt diesen nichts Besseres ein, als den letzten Elf um Hilfe zu bitten - der ja im Grunde der meistgesuchte Verbrecher im ganzen Reich ist.
Während dieser Aufgabe trifft er mit Rankstrail zusammen, woraufhin sie beide trotz unterschiedlicher Ansichten zusammenarbeiten. Doch das Schicksal hat für alle Beteiligten noch äußerst verschiedene Pläne...

Lange Zeit ist man nicht sicher, was in dem Band geschieht und wie die Handlung aufgebaut ist. Denn das Buch verwendet gleichzeitig Rückblicke und Wiederholungen, zudem kommen jene Personen, denen der komplette erste Teil gewidmet war, über eine äußerst lange Zeitperiode überhaupt nicht vor, beziehungsweise nur in kurzen Erwähnungen. Dann schwankt die Autorin in ihrer Darstellung zwischen sarkastischer Groteske und äußerst ernster Handlung immer wieder hin und her. Zudem stellt sich der Leser verständlicherweise die Frage, ob es sich hierbei um den zweiten Band einer Reihe oder tatsächlich um einen Abschluss einer Erzählung handelt. Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Einerseits beendet die Autorin die meisten der Handlungsfäden und bringt manche davon zu einem wirklich überraschenden Ende, andererseits werden bei diversen Nebencharakteren Andeutungen gemacht, die durchaus noch eine weitere Erzählung zur Folge haben könnten. Insgesamt ist der Band aber sehr gut gelungen, auch wenn die zum Teil vor Ironie oder Sarkasmus triefenden Seiten vielleicht nicht jedermanns Sache sind. Wenn einem eine solche Ankündigung aber nichts ausmacht, kann man mit diesem Fantasyroman viele angenehme und vor allem spannende Lesestunden erleben.

"Der letzte Ork" von Silvana De Mari ist ein interessanter und unterhaltsamer Fantasyroman. Auch wenn die Autorin sich immer wieder in sarkastischen Ausschweifungen ergeht, ist die Handlung doch spannend und eine gelungene Fortsetzung von "Der letzte Elf". Ob damit allerdings das Ende der Reihe erreicht ist, lässt sich anhand des aktuell vorliegenden Buchs nicht sagen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    05/2009
  • Umfang:
    894 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3570135217
  • ISBN 13:
    9783570135211
  • Preis (D):
    19,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik: