Wächter-Serie

Der Tänzer der Klingen

von David Dalglish
Rezension von Stefan Cernohuby | 09. Juli 2015

Der Tänzer der Klingen

Wenn man sich mit Schneidewerkzeugen beschäftigt, kann man verschiedene Berufe haben. Scherenschleifer wäre einer davon, Bauer oder Holzfäller ein anderer. Handelt es sich jedoch um Klingen, engt sich das vermutliche Berufsfeld weiter ein. Befindet sich nun ein Mann mit langem Mantel, Kapuze und Klingen in beiden Händen auf dem Cover eines Romans, weist das eher in Richtung eines bezahlten Meuchelmörders. Der zweite Roman von David Dalglish, der uns vorliegt, trägt passenderweise den Titel „Der Tänzer der Klingen“.

Auch wenn viele totgeglaubte Personen wiederkehren, ist es bei manchen besser, sie bleiben tot – zumindest dem Anschein nach. So hat Hearn seine alte Identität völlig aufgegeben und sieht sich selbst nicht mehr als Sohn von Thren Felhorn, des Anführers der Spinnengilde. Stattdessen geht er völlig in seiner Aufgabe auf, alle Diebesgilden gegeneinander aufzuhetzen. Doch auch andere Leute haben geheime Pläne. So versucht ein Adeliger den letzten Erben der Familie Gemcroft zu töten, was Hearn durch Zufall verhindert. Ein unbekannter Mann, der nur „Todesmaske“ genannt wird, hat die Stadt betreten und tritt ebenfalls einen Privatkrieg gegen die Diebesgilden los und ein Mann namens „Geist“ macht Jagd auf den „Wächter“ – der wiederum Hearn ist. Es gibt die eine oder andere Begegnung mit bereits bekannten Charakteren aus dem Vorgängerband, aber hauptsächlich wirbeln Langmesser, Kurzschwerter und andere Klingen durch die Luft und vergießen Blut. Letztendlich finden sich mehrere Beteiligte zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Ein wahnwitziger Plan, bei dem potenziell alle Beteiligten ihr Leben verlieren könnten, nimmt seinen Lauf...

Entwicklung und Ausbildung des Protagonisten sind abgeschlossen, soviel kann man gleich einmal vorweg nehmen. In „Der Tänzer der Schatten“ war es so, dass man den Lebensweg eines heranwachsenden Jungen inmitten einer feindlich gesinnten, düsteren und tödlichen Welt begleitet hatte. Hier trifft man auf jemanden, der die Dunkelheit nicht nur durchschritten hat, sondern einen großen Teil davon auch in sich aufgenommen hat. Obwohl der Hearn eigentlich nur das Beste will, greift er trotzdem zu den Methoden, die er am besten kennt. Und diese basieren hauptsächlich auf Tarnung, Verwirrung und brutalem, effizientem Zuschlagen. Leider geht das, trotz konstanter Spannung, ein wenig auf Kosten der Handlung. Denn diese ist weitgehend geradlinig und vorhersehbar. Auch das Einbringen von einigen Nebencharakteren wird dadurch entwertet, dass sie außer ihres Überraschungsfaktors „anders“ zu sein, eigentlich nichts Besonderes vorzuweisen haben – weswegen man ihnen letztendlich auch nicht nachtrauert. Und zu guter Letzt ist da das Problem des Übersetzers mit den Worten „Klinge“, „Schwert“ und „Langdolch“, der es nicht schafft, Begriffe konsistent zu halten. Daher ist der zweite Band der „Wächter-Serie“, wie die Reihe von David Dalglish nun geführt wird, leider nicht überdurchschnittlich gelungen. Schade, hier hätte man einiges mehr erreichen können.

„Der Tänzer der Klingen“ ist der zweite Teil der „Wächter-Serie“ von David Dalglish. Leider verliert sich der Autor ein wenig zu sehr in der Kunst seiner Charaktere, mit Klingen Leben zu beenden. Dem Buch hätten etwas weniger Kämpfe, dafür aber etwas mehr Tiefgang in der Handlung gutgetan. Man kann nur hoffen, dass der nächste Band der Reihe wieder überzeugender wird.

Details

Bewertung

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