Wächter-Serie

Der Tänzer der Scherben

von David Dalglish
Rezension von Stefan Cernohuby | 16. Juli 2016

Der Tänzer der Scherben

Man kann so gut wie überall tanzen. Dafür benötigt man nur ausreichend Platz, den richtigen Rhythmus und gegebenenfalls auch den richtigen Tanzpartner. Allerdings sollte man besonders Augenmerk auf den Untergrund richten. Denn wenn ein Roman „Der Tänzer der Scherben“ heißt, sollte man auf alles vorbereitet sein – gegebenenfalls auch mit dem richtigen Schuhwerk. David Dalglish schickt seinen Protagonisten in diesem jedoch relativ humorlos in sein drittes Abenteuer.

Als in Englhavn ein Unbekannter damit beginnt, in Umhänge gekleidet über die Dächer zu klettern, Menschen umzubringen und dabei das Zeichen eines Auges mit dem Blut seiner Opfer zu zeichnen, fällt der Verdacht auf den „Wächter“. Jene geheimnisumwitterte Gestalt, die in Veldaren Frieden dadurch erzwungen hat, dass sie die Kämpfer jeder Konfliktpartei soweit dezimiert hatte, bis diese schlussendlich Frieden schlossen. Doch Hearn, wie der Name des Wächters lautet, befindet sich in seiner Heimatstadt. Bis ihn Alyssa Gemcroft, Erbin eines der großen Häuser, dazu überredet nach Englhavn zu reisen, um seinen Nachahmer zu stellen. Doch jener „Schemen“, wie er genannt wird, ist ein noch besserer Kämpfer als Hearn, und scheint tiefe Einsicht in das politische Geschehen vor Ort zu haben. Es brodelt zwischen allen Fronten. Händlerbarone sind drauf und dran gegen das mächtige Trifect der größten Familien aufzubegehren, die Stadtwache ist korrupt und auch der Ausbruch eines Kriegs gegen die Elfen droht. Denn deren Wälder beherbergen nicht nur Hold und Wild, sondern auch eine Pflanze, die eine überaus starke Droge darstellt. Mit dieser Pflanze namens Violett möchten die Händler den Markt überschwemmen und die Familie Keenan, welche eigentlich für den Machterhalt sorgen sollten, ist schwach. Eine explosive Ausgangslage, denn die Brände in der Bevölkerung schwelen bereits...

Hatte sich der Protagonist der beiden Vorgängerbände bisher in seiner Heimat gegen andere Schurken durchgesetzt, hatte er den Vorteil der Ortskenntnis. Hier muss Hearn, der Wächter, in eine völlig fremde Umgebung. Etwas, das leider gnadenlos schiefgeht. Trotz seiner mächtigen Unterstützerin Zusa, einst eine der Gesichtslosen, tappen sie von einer Falle in die andere und erleiden auch etliche Verwundungen. Mysteriös bleibt dabei das Wirken des Schemen. Denn einerseits will er offenbar den Wächter auf seine Seite bringen, um das gleiche Ziel zu erreichen wie dieser in seiner Heimat, andererseits sabotiert er dessen Tun. Genau dieser wechselhafte Konflikt macht das Buch etwas verwirrend, weil man zwar glaubt, die Motivation der meisten Parteien zu verstehen, jedoch nicht die des Schemen. Die Auflösung folgt erst spät im Buch – jedoch zum Glück nicht zu spät. Auch persönlich werden die Charaktere hin- und hergerissen. So weiß der Protagonist nicht, für welche Frau er sich interessieren soll, beziehungsweise wer mit ihm spielt. Die Ungewissheit zeigt, wie unerfahren Hearn eigentlich trotz aller Großtaten, die er bereits vollbracht hat, noch ist. Der Autor sagt selbst in seinem Nachwort, dass das Ende des Werks sich von dem ursprünglich angedachten deutlich unterscheidet. Womit das zu tun hat, muss aber jeder Leser selbst herausfinden.

„Der Tänzer der Scherben“ ist der dritte Band der „Wächter-Reihe“ von David Dalglish. Der Protagonist trifft nun erstmals auf einen übermächtigen Gegner und muss sich mit diesem noch fern seiner Heimat herumschlagen. Dank einer spannenden Handlung und vielen Intrigen, kann man das Werk Fans etwas blutigerer Fantasy durchaus empfehlen.

Details

Bewertung

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  • Erotik:

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