Die Kinder Húrins

von J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien
Rezension von Stefan Cernohuby | 02. April 2007

Die Kinder Húrins

J. R. R. Tolkien ist schon seit langer Zeit tot. Etwas, was aber in keiner Weise verhindert, dass seine Werke über alle die Jahre immer populärer werden, bedingt auch beispielweise durch Peter Jacksons Monumentalverfilmung des „Herrn der Ringe“. So ist es kaum verwunderlich, dass sein Sohn Christopher ein Fragment des gewaltigen Erzählungsschatzes, dem sein Vater selbst einmal eigenständige Existenz angedacht hatte, mit dessen Aufzeichnungen vervollständigte. Das Ergebnis waren „Die Kinder Hurins“, ein Werk, das bei KlettCotta erschienen ist.

Jeder, der es geschafft hat das Silmarillion zu lesen, ist bereits mit der rudimentären und gleichermaßen tragischen Geschichte von Túrin Turambar vertraut. Diese wird nun genauer erzählt. Túrin, Sohn von Húrin und Morwen, hat eine bewegte Jugend und wächst zum Teil bei den Elfen auf. Nach dem schrecklichen Schicksal seines Vaters - Morgoth, der dunkle Herrscher hatte ihn dazu verbannt, von einem steinernen Sessel aus alles zu sehen was in der Welt geschah, ohne jemals sterben zu dürfen - lastet ein Fluch auf ihm und seiner ganzen Familie. Als er von einem stolzen Elben gedemütigt wird, will er sich rächen und hetzt seinen ehemaligen Peiniger über eine Klippe.
Daraufhin glaubt er fliehen zu müssen und setzt sich in die Wildnis ab, wo er sich einer Gruppe Gestzloser anschließt und den Namen „Neithan“ (der Gekränkte) annimmt, weil er findet, dass ihm Unrecht getan wurde. Als später ein alter Freund, der Elf Beleg, zu ihm stößt, beginnen sie gemeinsam gegen Orks und anderes Ungezücht in der Gegend vorzugehen. Doch dann tritt wieder der Fluch ans Tageslicht. Als Túrin in Gefangenschaft gerät und ihn Beleg retten will, erkennt ihn der junge Hitzkopf in völliger Dunkelheit nicht und tötet ihn. Diese Schuld trägt er immer mit sich herum und er ändert seinen Namen abermals. Diesmal in Turambar.
Obwohl er eigentlich dem Schwert abgeschworen hat bringt ihn die Bedrohung des Bösen dazu, den Kampf erneut aufzunehmen. Er ist mittlerweile mit einer Frau verheiratet, die er tief im Wald gefunden hat und die ihr Gedächtnis verloren hat. Doch das böse Ende kommt noch, in Form Glaurungs, einem mächtigen Drachen. Kann Turin dem Fluch seiner Familie entrinnen?

Gegenüber dem "Herrn der Ringe" oder dem "Hobbit" ist "Die Kinder Hurins" ein weitaus düstereres Werk. Der Protagonist Turin ist vom Leser wirklich zu bedauern, denn alles was er in seinem Leben anfasst, geht schief. Er tötet mehrfach unabsichtlich oder in Wut geraten Freunde, heiratet eine Person, die er eigentlich als letzte hätte heiraten wollen und ist aufgrund seines Hochmutes niemals wirklich glücklich.
Auch wenn das Buch unter dem Namen J. R. R. Tolkien erscheint, merkt man doch beim Lesen, dass er nicht der wirkliche Autor dieses Buches war. Auch wenn sich sein Sohn Christopher redlich bemüht, sind die Unterschiede deutlich zu erkennen. Dies ist jetzt aber nicht unbedingt als schlecht zu sehen, ist der Stil doch trotzdem sehr ansprechend. Zusätzlich wurde der Band mit den üblichen Karten und weiteren zahlreichen sehenswerten Illustrationen versehen. Diese verleihen dem Buch ein ganz eigenes Flair.
So ist „Die Kinder Hurins“ zwar kein J. R. R. Tolkien, aber schließlich bleibt die Schöpfung ja in der Familie. So kann die „Auskoppelung“ aus dem großen Epos durchaus als Erfolg gesehen werden, wenn es auch eher fraglich ist, ob sich Hollywood auch bei dieser Materie der Verfilmung annehmen wird. Denn um dort einen erfolgreichen Film zu produzieren, muss dieser richtigerweise gut ausgehen. Und ein positives Ende würden alle wirklichen Fans wohl boykottieren.

„Die Kinder Hurins“ mag ein nur teilweise originaler J. R. R. Tolkien sein, aber auch sein Sohn weiß zu schreiben. So ist das Buch durchaus lesenswert und jedem Mittelerde-Fan zu empfehlen. Auch wenn das Werk eher düster ist, werden es Liebhaber guter Fantasy zu schätzen wissen.

Details

Bewertung

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