Eine Liebe ohne Grenzen


Unsere Flucht aus der DDR
von Katrin Linke, Karsten Brensing
Rezension von Janett Cernohuby | 06. Mai 2019

Eine Liebe ohne Grenzen

Es ist nur noch eine dunkle Erinnerung, dass vor nunmehr 30 Jahren eine Grenze quer durch Deutschland verlief. Eine Grenze, die Ost und West voneinander trennte, Familien zerriss und Menschen einsperrte. Doch nicht alle DDR-Bürger wollten sich einsperren lassen. Einige wagten die Flucht in ein besseres Leben. Katrin Linke und Karsten Brensing sind zwei von ihnen, die ihre Geschichte nun in einem Buch niederschrieben und so für uns alle erlebbar machen.

Flucht aus der DDR

Karsten Brensing träumt davon, Meeresbiologe zu werden. Doch in der DDR hat er keine Chancen, diesen Traum zu verwirklichen.
Katrin Linke will Medizin studieren, doch auch ihr macht das Regime einen Strich durch die Rechnung.
Beiden jungen Menschen ist klar, dass sie hier, in der DDR, nicht leben können und wollen. Daher schmieden sie einen Fluchtplan, der sie in die Freiheit und zu ihren Träumen bringen soll. Ein Jahr lang bereiten sie sich auf diese Flucht vor. Sie arbeiten und sparen jeden Pfennig. Sie treffen sich nachts heimlich am See, trainieren. Ein Plan sieht ihre Flucht mit gefälschten Papieren, die ihnen ein Bekannter verschaffen will, nach Japan vor. Sollte das nicht klappen, wollen sie von Ungarn aus durch den Neusiedler See nach Österreich schwimmen. Bereits der erste Plan scheitert. Vergeblich warten sie auf ihren Bekannten. Also reisen sie weiter nach Ungarn. Doch hier wird ihnen bald klar, dass sie sich trennen müssen. Katrin flieht unter der Rückbank eines VW Polos versteckt, Karsten will durch die Donau nach Jugoslawien schwimmen.
Werden sie es schaffen? Und werden sie sich wiedersehen? Vermag ihre Liebe zueinander die Grenzen zu überwinden?

Eine Fluchtgeschichte kurz vor der Wende

Nunmehr 30 Jahre sind vergangen, seit dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende der DDR. Eine unglaublich lange Zeit, in der wir vieles vergessen haben, in der vieles zu Geschichte geworden ist, die wir aus Büchern kennen und deren Ereignisse uns fern vorkommen. Doch es gibt Zeitzeugen, die ihre Geschichte niederschreiben. Die uns an ihren Erinnerungen, an ihren Gefühlen und ihren Beweggründen teilhaben lassen. Katrin Linke und Karsten Brensing sind zwei davon. Sie haben die Geschichte ihrer Flucht niedergeschrieben. Aber nicht nur um uns daran teilhaben zu lassen, um zu zeigen, so war das damals, sondern auch, um all jene Menschen zu finden, die ihnen damals geholfen haben.
Tatsächlich gleicht ihre Flucht einer Odyssee durch den Ostblock. Eine vermeintliche Urlaubsreise in die Sowjetunion ist der Startschuss. Doch ihr Plan A, Plan B, Plan C sind nicht von Erfolg gekrönt. Immer wieder enden sie in einer Sackgasse, müssen Vorhaben aufgeben, neue Pläne schmieden. Denn eins ist klar: Je länger sie unterwegs sind, desto gefährlicher wird es für sie. So wirkt es am Ende dann fast schon wie der Mut der Verzweiflung, der sie dazu bringt, sich zu trennen und jeder eine andere Route zu nehmen.
So bewegend die Geschichte einerseits ist, fehlt andererseits aber auch etwas: die Motivation. Warum wollten die beiden fliehen? Was hat sie dazu veranlasst, diesen gefährlichen Schritt zu unternehmen? Klar, ihre Berufswünsche blieben unerfüllt, aber wie vielen Menschen geht es heutzutage nicht ähnlich? Wie viele müssen sich Alternativen überlegen, da sie ihrem Wunsch nicht nachgehen können. Was steckte also noch hinter dem Fluchtwunsch? Für die Dramaturgie und den Spannungsaufbau hätte man sich gewünscht, mehr Hintergründe, mehr Einblick in den DDR-Alltag der beiden zu bekommen. Um sie besser verstehen und mit ihnen mitfühlen zu können. So bleibt man immer ein Stück weit auf Distanz und es bleibt nur eine Fluchtgeschichte mit langem Umweg.

Eine Liebe ohne Grenzen

„Eine Liebe ohne Grenzen“ ist die Geschichte eines Paares, das vor 30 Jahren die Flucht aus der DDR in die BRD gewagt hat. In diesem Buch erzählen Katrin Linke und Karstren Brensing ihre Geschichte, nehmen uns noch einmal mit zurück in die Zeit ihrer Jugend und gehen die Stationen von damals mit uns gemeinsam ab. Auch wenn man sich hier und da mehr erwartet hat, vermag das Buch insgesamt zu unterhalten und man empfindet tiefen Respekt vor dem Mut der beiden, aber auch dem ihrer Fluchthelfer.

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