Wie groß sind die Chancen, dass inmitten einer Zombie-Apokalypse nicht nur ein Starpianist, sondern derer zwei überleben? Sich dann auch noch über den Weg zu laufen ist geradezu ein Ding der Unmöglichkeit. Dennoch ist das Teil des Plots von Janika Rehaks Roman „Elegie² - Der letzte Pianist“, der schon wie der Vorgänger in der Zombie Zone Germany angesiedelt ist. Hier kann man sich mehrere Fragen stellen: Wie gehen sie miteinander um? Bleiben sie Konkurrenten? Und vor allem: Was bedeutet das musikalisch?
Leon Yoshido „Yosh“ Maibach war niemals so etwas wie ein Überlebenskünstler. Mehrfach hat er in der Vergangenheit nur durch Glück oder den Einsatz seiner Freunde überlebt. Er ist ein Einzelgänger geblieben, obwohl er sogar seine tot geglaubte Frau wiedergefunden hat. Yosh suchen regelmäßig die Geister der Vergangenheit auf, besonders in Person seiner Stiefschwester, die in Wahrheit vermutlich irgendwo als Zombie durch die Lande streift. In seinem Kopf spricht sie mit ihm. Auch sein Freund Vincent sucht ihn hin und wieder auf. Er lässt aber niemanden wissen, was er sieht, denn er gilt schon jetzt als verschroben. Doch um nicht als unnützer Esser zu zählen und vermutlich auch um sich selbst zu beweisen, dass er es kann, schließt er sich Expeditionen an, bei denen nach Nahrungsmitteln und anderen wichtigen alltäglichen Gütern gesucht wird. So wie die aktuelle, bei der alles schiefgeht und der sich auch Seok-Jung angeschlossen hat. Jener junge Pianist, in dessen Schatten Yosh immer gestanden hat und der jetzt offenbar der einzige Mensch ist, der im Angesicht der Apokalypse noch unselbstständiger ist als er selbst. Die beiden stranden also in einem alten von Zombies belagerten Krankenhaus, gemeinsam mit einem alten, verstimmten Yamaha-Klavier. Es wird eine sehr lange Nacht und nicht alle Bedrohungen lauern draußen.
Wie schon im Vorgängerroman ist nicht die Zombie- und Schockkomponente jene, die im Zentrum der Erzählung steht. Es ist die Situation und was sie mit Menschen macht. Im Fall des Protagonisten des Buchs ist das ein Eigenbrötler, ein Künstler. Jemand, den man vermutlich in einem theoretischen Szenario zugunsten eines Jägers oder Mechanikers zurücklassen würde. Doch Yosh hat überlebt und wie alle anderen versucht er, das beste aus der Situation zu machen. Dass ihm sein Verstand dabei üble Streiche spielt, ist nachvollziehbar, aber die Art und Weise wie es passiert, war es auch wert, einen Roman darüber zu schreiben. „Elegie²“ ist gewissermaßen so etwas wie ein Kammerspiel, denn viel passiert auf einer kleinen Bühne, unter Einbeziehung eines Minimums an Personen. Dennoch ist eine Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, der Psyche und auch dem künstlerischen Schaffen. Und ja, ein bisschen Geistergeschichte kommt auch trotz des Zombie-Grundthemas vor.
„Elegie² - Der letzte Pianist“ ist die ursprünglich nicht geplante Fortsetzung des beinahe gleichnamigen Romans von Janika Rehak. Er enthält eine sehr verdichtete und aufs wesentlichste reduzierte Auseinandersetzung des Protagonisten mit seiner Situation, seiner Vergangenheit, seiner Psyche und seiner Kunst. Man kann das Buch wie seinen Vorgänger empfehlen, wobei es hier definitiv zu mehr Interaktion mit Zombies kommt.
Details
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Erschienen:03/2024
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Umfang:254 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ISBN 13:9783958695313
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Preis (D):13,00 €