Es gibt Geschichten, die Fragen offenlassen. Manche von ihnen ziehen weitere Erzählungen nach sich. Peter S. Beagle hat mit „Das letzte Einhorn“ einen Klassiker geschaffen, zu dem es bereits eine weiterführende Novelle namens „Zwei Herzen“ gegeben hat. Nun ist ein Roman erschienen, der die Novelle als Ausgangspunkt für eine weitere Geschichte nutzt. Das Werk trägt den Titel „Der Weg nach Hause“.
Das erschienene Buch enthält sowohl die Kurzgeschichte als auch den Folgeroman. In „Zwei Herzen“ beschließt ein kleines Mädchen namens Sooz, dass ihrem Dorf lange genug Gewalt durch einen Greif angetan wurde. Sie macht sich auf, um den König aufzusuchen und seine Unterstützung einzufordern. Auf dem Weg trifft sie zwei seltsame Zeitgenossen, die sich als Schmendrick und Molly vorstellen. Als sie von ihrem Anliegen erfahren, beschließen sie, den König davon zu überzeugen, der Forderung von Sooz nachzukommen. Doch der König ist nicht mehr der, der er einst war. Viele Jahre später erfährt Sooz eine Information, auf die sie seit ihrem Treffen mit Zauberer, König und Einhorn gewartet hat. Sie hatte einst eine Schwester. Was ist mit dieser passiert? Als sie ihre Eltern mit der Frage konfrontiert, erfährt sie, dass sie einst mit den Feenvolk mitgegangen war und niemals zurückkehrte. Sooz beschließt, sie zu suchen und zu ihrer Familie zurückzuholen – wobei sie in diesem Zusammenhang erfährt, dass auch ihre Familienverhältnisse nicht ganz so schnell erklärt sind, wie sie immer gedacht hat. Auf dem Weg trifft sie Dakhoun, eine nicht ganz menschliche Frau, die zu einem großen Teil aus Stein besteht und auf der Suche nach dem Tod ist. Die beiden werden Reisgefährten – und letzten Ende finden sie am Ende beide etwas, auch wenn nichts davon so ist, wie sie es sich vorgestellt haben. Nicht einmal das Feenvolk.
„Zwei Herzen“ profitiert vor allem davon, dass die Geschichte all die wichtigen Charaktere aus „Das letzte Einhorn“ noch einmal vereint. Die Sprache und die Stimmung, die Geschwindigkeit, in welcher die Handlung vorangebracht hat – all das zusammen lässt nostalgische Stimmung aufkommen und beim Lesen noch einmal in Erinnerungen eintauchen.
„Der Weg nach Hause“ versucht, diese Stimmung nochmals einzufangen und davon zu profitieren. Allerdings gelingt das nur stellenweise, unter anderem zu Beginn der Handlung. Die Reisen, die nachher im Buch eine wichtige Rolle spielen, ziehen sich teils sehr in die Länge und vermögen nicht zu überzeugen. Auch die charakterliche Entwicklung der handelnden Personen ist nicht immer nachvollziehbar. Ob man letztendlich von der Auflösung enttäuscht ist, ist vermutlich eher eine persönliche Angelegenheit für alle Lesenden. Spannung, Action und Wortwitz sind jedoch eher rar gesät. Insofern kann man das Buch eigentlich nur all jenen empfehlen, die beide Werke („Zwei Herzen“ und „Der Weg nach Hause“) noch nicht besitzen und so beide gemeinsam erwerben können. Denn so kompensiert die starke Novelle den doch deutlich schwächeren Kurzroman.
„Der Weg nach Hause“ enthält den gleichnamigen Roman und auch die Novelle „Zwei Herzen“ von Peter S. Beagle. Zum Glück, denn so kann ein weniger stimmungsvoller Roman durch eine wirklich gefühlvolle und nostalgische Novelle kompensiert wird. Insgesamt ist das Werk in dieser Form jedoch trotzdem nur eine Empfehlung für Fans und Sammler.
Details
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Originaltitel:Sooz
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Erschienen:04/2023
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Umfang:208 Seiten
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Typ:Hardcover
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ISBN 13:9783608987171
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Preis (D):20,00 €