Amerikanische Geschichte ist ein interessanter Begriff, sind doch viele Wissenschaftler der Meinung, dass es selbige nicht gibt. Denn so lange, dass man einem Staat wie den USA überhaupt Geschichte zubilligen könnte, existieren selbige noch nicht. Der Autor umgeht diese Thematik relativ geschickt, nämlich indem er historische Ereignisse nur nebenbei erwähnt und dafür aus der Sicht eines Fünfzehnjährigen schreibt.
Wir schreiben das Jahr 1933. Die große Depression, die seit dem Jahr 1929 grassiert, hat dazu geführt, dass ganz Amerika den Gürtel enger schnallen muss. Im kleinen Dorf in Osttexas hat dies aber keine großen Auswirkungen. Denn wer immer schon arm gewesen ist, hat weniger Probleme damit, noch ein kleines bisschen ärmer zu sein. Doch gerade in diesen unsicheren Zeiten bekommt Harold Dales Vater überraschend die Möglichkeit, eine ganze Menge Geld zu verdienen. Als Schaukämpfer eines Wanderzirkus ist er allerdings viel unterwegs. Harold und seine Brüder müssen sich ganz alleine um die Felder kümmern und ihre erneut schwangere Mutter schonen. Anfangs geht alles gut, Harold träumt von einer Zukunft als Schriftsteller und übt dabei schon bei seinem schwarzen Freund Abraham das Geschichtenerzählen. Doch eines Tages taucht ein alter Eber aus dem Wald auf, der von allen nur "Old Satan" genannt wird. Riesig, mit gewaltigen Zähnen und völlig wahnsinnig, tötet er Hunde, Rinder, vernichtet die Ernte und greift auch Menschen an. Als Harolds Mutter nach einem Angriff beinahe ihr Baby verliert, nimmt er sich vor, dem Keiler den Garaus zu machen - koste es, was es wolle! Nach Instruktionen von Abrahams Großvater, der einst ein großer Jäger war, ziehen die beiden Jugendlichen mit ihren Hunden aus, auf Wildschweinjagd...
Was ist "Der Teufelskeiler" nun? Ein Roman über eine Wildschweinjagd? Ein Jugendroman, der vom Erwachsenwerden erzählt? Ein pseudo-historisches Werk, das versucht authentisch zu wirken? Möglicherweise ein wenig von all dem. Joe R. Lansdale schneidet sowohl die Themen "Verantwortung übernehmen", als auch "gemeinsam durch die Krise" an. Ein weißer und ein schwarzer Junge ziehen aus und töten ein verrücktes Schwein. Eine Parabel, die man durchaus auf heutige Wirtschaftskrisen, das neue demokratische Amerika und ... nunja, verrückte Schweine anwenden. Da der Roman allerdings schon im Jahr 1998 erschienen ist, hat er allerdings nichts unmittelbar mit aktuellen Krisen zu tun. Das Buch würde keinen schlechten Jugendroman darstellen, da Freundschaft, das Erwachsenwerden und "Rassenüberschreitende" Freundschaft im Mittelpunkt stehen - und das in Texas! Allerdings ist Joe R. Lansdale dafür bekannt, in vielen verschiedenen Genres zu schreiben und überall seine Spuren zu hinterlassen. Der ursprünglich 1998 in einer streng limitierten Auflage erschienene Roman "Der Teufelskeiler" (im Original "The Boar") ist hierbei keine Ausnahme. Somit könnte es durchaus der Fall sein, dass dem Werk, abgesehen vom selben Hintergrund wie in seinem erfolgreichsten Roman "Die Wälder am Fluss", gar keine eindeutige Prämisse zu Grunde liegt. Dies mindert zwar nicht das Leseerlebnis aber doch die Interpretationsfähigkeit des Textes. Man ist am Ende einfach nicht hundertprozentig sicher, worauf der Autor eigentlich hinauswollte. Insofern kann man das Buch zwar empfehlen, da es wirklich gut geschrieben ist, aber vielleicht braucht es größere Experten als den Verfasser dieser Rezension, um den Sinn hinter dem Werk zu erfassen.
Joe R. Lansdales´ Roman "Der Teufelskeiler" ist ein Abenteuer im frühen 20. Jahrhundert, das in Amerika angesiedelt ist. Auch wenn der Inhalt nicht leicht zu klassifizieren ist - handelt es sich nun um eine Parabel oder einen Jugendroman - kann der Schreibstil trotzdem überzeugen. Somit kann das Werk all jenen empfohlen werden, die gerne über den Kerninhalt eines Romans sinnieren wollen.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:11/2008
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Umfang:142 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ISBN 13:9783926126849
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Preis (D):12,9 €