Die Tochter der Ketzerin

von Kathleen Kent
Rezension von Janett Cernohuby | 16. April 2009

Die Tochter der Ketzerin

Die Verfolgung vermeintlicher Hexen ist ein schreckliches Kapitel der Geschichte. Doch nicht nur in Europa riss der Wahn über angebliche Zauberei und einen Packt mit dem Teufel hunderte Unschuldige in den Tod. Auch die Neue Welt blieb davon nicht verschont. Gerade die Hexenprozesse von Salem gelten dabei als besonders erschreckend. Hiervon handelt auch Kathleen Kents historischer Roman "Die Tochter der Ketzerin".

Als Martha Carrier mit ihrer Familie im Jahr 1692 in das puritanische Dorf Andover zieht, ahnt sie noch nicht, welche Folgen dies für ihre Familie haben soll. Denn eigentlich wollten sie vor der Pocken-Epedemie flüchten, die über ihrer alten Heimat hereingebrochen ist. Doch kurz nach ihrer Ankunft in der neuen Heimat erkrankt eines ihrer Kinder an Pocken. Sofort wird das Haus der Carriers unter Quarantäne gestellt. Erst als die Krankheit abgeklungen ist, darf die Familie wieder am Leben der Dorfgemeinde teilnehmen. Doch diese begegnet den Neuankömmlingen äußerst ablehnend. Daran ist vor allem Marthas selbstbewusstes und streitsüchtiges Auftreten nicht unschuldig. Doch sie und ihre Familie versuchen sich davon nicht unterkriegen zu lassen, sondern gehen dem schweren und harten Leben auf der Farm nach. Bald erhalten sie Unterstützung von einem jungen Mädchen, das für fünf Jahre dort als Schuldknecht leben soll. Doch es kommt zum Zerwürfnis und die Magd wird schon bald vom Hof gejagt. Sie sinnt auf Rache und verbreitet schon bald Gerüchte über Martha und deren Kinder. Sie alle seien Hexen und praktizierten dunkle Riten. Da Martha nie besonders beliebt war, schenkt die Dorfbevölkerung diesen Hetztriaden nur zu gern Glauben. Schon bald wird sie verhaftet und der Hexerei angeklagt. Doch dabei soll sie nicht die einzige bleiben...

Basierend auf einer wahren Begebenheit, verfasst von der Nachfahrin eines der Opfer - mit diesen Zeilen macht das Buch auf sich aufmerksam und lockt interessierte Leser an. Ob und inwieweit dies glaubhaft ist, sollte jeder letztendlich für sich selbst beurteilen, aber ein solcher Aufdruck hat bereits anderen historischen Romanen zu großen Verkaufszahlen verholfen. Denke man dabei nur an "Der Kreuzritter". Doch ein guter Roman braucht mehr, als eine Autorin mit beeindruckender Familiengeschichte. Ein guter Roman braucht vor allem eine fesselnde und mitreißende Handlung - und diese fehlt dem vorliegenden Werk über große Strecken. Zwar beginnt das Buch durchaus vielversprechend, doch dann verliert sich die Autorin in langen Beschreibungen über das alltägliche Leben der Familie Carrier auf ihrer neuen Farm. Lang und ausführlichen werden die Arbeiten und Aufgaben der verschiedenen Jahreszeiten beschrieben, hin und wieder tauchen Neider auf - doch alles in allem bleibt gerade der erste Teil über eine große Strecke hinweg langweilig. Dies ändert sich zwar in der zweiten Hälfte, doch noch immer fehlt der Handlung das gewisse Etwas, um sie als wirklich spannend bezeichnen zu können. Sicherlich sind die geschilderten Anschuldigungen, Verhöre und Prozesse schrecklich und aus unserer modernen, aufgeklärten Sichtweise lächerlich - doch gegenüber zahlreichen anderen historischen Romanen zu diesem Thema bieten sie nichts Neues. Auch sonst sollten sich potentielle Leser nicht allzu viel Hoffnung auf einen imposanten historischen Roman machen. Dafür ist seine Sprache zu einfach, sein Handlungsaufbau zu schlicht und auch die dargestellten Ereignisse zu langatmig und langweilig dargestellt. Genrefremde Leser mögen diesem Werk vielleicht noch etwas Spannung und Faszination abgewinnen können, wer jedoch schon mehrere Werke zum Thema Hexenverfolgung gelesen hat, wird sich bei dieser Lektüre eher langweilen.

Zusammengefasst ist "Die Tochter der Ketzerin" also nicht wie auf der Rückseite des Buches versprochen mitreißend, spannend und atmosphärisch. Vielmehr ist es eine eher unterdurchschnittliche Lektüre zum Thema Hexenverfolgung. Dem mag auch der Bonus, dass die Autorin ein Nachfahre eines der Opfer ist, nicht mehr Anspruch verleihen. Daher kann das Werk Liebhabern historischer Literatur nur eingeschränkt empfohlen werden.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    11/2008
  • Umfang:
    380 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783442468386
  • Preis (D):
    8,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung