Die Hexenverfolgung ist eines der dunkelsten Kapitel in der europäischen Geschichte zwischen 15. und 18. Jahrhunderts. Waren Zauberei und Ketzerei bis in die frühe Neuzeit zwei voneinander getrennte Begriffe, begannen sie schließlich immer mehr miteinander zu verschmelzen. Hinzu kam ein neuer Aspekt der Zauberei: Buhlschaft und fleischliche Vereinigung mit dem Teufel. Um Hexen und Hexer aufzuspüren, bemächtigten sich die weltlichen Gerichte eines Standardwerkes; des "Hexenhammer" ("Malleus Malleficarum"). Dieses Buch zählt zu den verheerendsten Büchern der Weltliteratur. Seine schnelle und flächendeckende Verbreitung fand der "Hexenhammer" durch das neue Medium Buchdruck und erlebte so 29 Auflagen. In seinem gleichnamigen Roman erzählt Elmar Bereuter über die Anfänge der Hexenverfolgung.
Missernten, Hungersnöte, Klimaverschlechterungen und Epidemien lassen die Menschen im Deutschland des 15. Jahrhunderts leiden. Der Inquisitor der Provinz Alemannia, Heinrich Institoris, hat schnell die Schuldigen für diese Katastrophen gefunden: Hexen, die sich mit dem Satan verbündet haben, um den Menschen Schaden zuzufügen. Institoris ist klar, dass diese außerordentliche Gefahr auch außerordentliche Gegenmaßnahmen benötigt. So rüstet er zur Hexenjagd. Bald schon muss er aber feststellen, dass er bei der Bevölkerung sowie den geistlichen und weltlichen Gerichten auf Ablehnung stößt. Er begibt sich nach Rom zum Papst um von diesem eine Bulle für die Verfolgung und Beseitigung von Hexen zu erlangen. Doch trotz dieser Bulle kann er nur wenig gegen die vermeintlichen Hexen ausrichten. Es kommt zwar zu einigen wenigen Gerichtsverhandlungen, doch werden diese vom zuständigen Bischof recht bald wegen fadenscheiniger Vorwürfe eingestellt. Institoris ist verzweifelt; versteht nicht, warum denn alle mit Blindheit geschlagen sind und die Gefahr nicht sehen wollen. Schließlich kommt ihm der entscheidende Gedanke. Er beschließt ein Buch zu verfassen, in dem genau beschrieben wird, was eine Hexe ist, woran man diese erkennt und wie man sie aburteilt und hinrichtet. 1486 entsteht der "Malleus Malleficarum", der "Hexenhammer". Doch damit ist Institoris noch nicht zufrieden. Zwar ist das Buch nun geschrieben und veröffentlicht, aber noch ist es nicht verbreitet. Dank der neuen Erfindung des Buchdrucks kann allerdings auch diesem Hindernis bald Abhilfe geschafft werden.
Erschütternd und dramatisch schildert Elmar Bereuter die kaum bekannten Anfänge der Hexenverfolgung. Der Autor gibt Einblick in die Gefühle und Ängste, den Glauben und Aberglauben der damaligen Menschen. Obwohl sie an den radikalen Ansichten des Heinrich Institoris zweifeln, glauben sie daran, dass es Menschen gibt, die mittels Schadenszaubern und anderer Magie ihren Nachbarn Schaden zufügen können.
Der Protagonist Heinrich Institoris bringt für Frauen nur Verachtung und Hass auf. Für ihn sind sie schwache und bösartige Geschöpfe, was sie für den Teufel so leicht anfällig macht. Während des Lesens hat man das Gefühl, je mehr Institoris auf Abneigung stieß, desto mehr steigerte er sich in seinen Hass gegen das weibliche Geschlecht hinein. Auch stellt man sich oft die Frage, ob Institoris seinen wahnwitzigen Äußerungen eigentlich selber glaubte. Aber das wird er sicherlich, denn sonst hätte er wohl nicht so energisch für seine Ziele gekämpft.
Wer sich für das Thema Hexenverfolgung in Europa interessiert, sollte an diesem Buch nicht vorbeigehen. Erschütternd und ergreifend erzählt Elmar Bereuter von den Anfängen der Hexenverfolgung; zeigt mit welcher Verbissenheit sowohl Befürworter als auch Gegner gegeneinander kämpften. Ein wirklich gelungener historischer Roman.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:12/2006
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Umfang:399 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ISBN 13:9783492242233
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Preis (D):9,95 €