Schicksalsstürme

von Melanie Metzenthin
Rezension von Janett Cernohuby | 22. November 2012

Schicksalsstürme

So mancher wird vom Schicksal hart getroffen, andere glauben gar, über sie fege ein regelrechter Sturm selbiger hinweg. Doch so mancher Schicksalssturm nimmt seinen Anfang in klimatischer Form und endet in Ereignissen, die das Los zahlreicher Menschen verändern. Von solchen "Schicksalsstürmen" erzählt Melanie Metzenthin in ihrem neuen, gleichnamigen Historischen Roman.

Im Jahr 1428 spülen nach einem starken Unwetter die Wellen nicht nur Treibgut an den Strand Heiligenhafens, sondern auch einen unbekannten Mann. Man bringt ihn zu Brida, der heilkundigen Tochter des Kapitäns Hinrich. Sie kümmert sich aufopfernd um den jungen Mann, der beim erlittenen Schiffbruch sein Gedächtnis verloren hat. Doch wer ist es, dem Kapitän Hinrich in seinem Haus Unterkunft gewährt? Ist der junge Mann ein Däne, der die Sicherheit Heiligenhafens gefährdet. Oder ist er ein Deutscher, ein Verbündeter? Denn der Schiffbrüchige ist beider Sprachen mächtig. Und noch mehr Fragen kommen auf. Woher kommt er? Was hat es mit der Stichwunde in seiner Brust auf sich? War er ein Gefangener der Dänen? Ist er ein Spion? Doch welche Seite unterstützt er? Anders als Kapitän Hinrich bringen die Bewohner Heiligenhafens dem Fremden kein Vertrauen entgegen. Als der Kapitän plötzlich verschwindet, wird das Gerücht laut, der Fremde hätte ihn ermordet. Er muss fliehen und Brida unterstützt ihn dabei. Sie gelangen zu einem Ort, der Erik den entscheidenden Hinweis auf seine Herkunft liefert, woraufhin seine Erinnerungen zurücklehren. Und nicht alle sind gut, denn Heiligenhafen droht in wenigen Tagen ein großer Angriff durch die Dänische Flotte. Kann das Unglück noch abgewendet werden?

Melanie Metzenthins zweiter Historischer Roman entführt die Leser nach Heiligenhafen, zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Wir finden uns inmitten der Auseinandersetzungen zwischen den Dänen und der Hanse, am Vorabend zum Angriff der Dänen auf Heiligenhafen. Doch von den Aggressionen ist zu Beginn des Romans nichts zu spüren oder zu erahnen. Denn da trifft man zuerst auf den jungen, gestrandeten und verletzten Mann. Genauso wie er, Brida und die Bewohner Heiligenhafens, fragt sich auch der Leser, wen er vor sich hat. Jede neue Erinnerung - und sei sie noch so unbedeutend - nimmt man begierig auf, überlegt was sie bedeuten könnte. Dabei ertappt man sich im Verlauf der Handlung dabei, dass man genauso gutgläubig reagiert und denkt, wie Brida, ihr Vater und Erik (wie der Gestrandete vorerst genannt wird). Auch was das Vertrauen in verschiedene Handlungsfiguren anbelangt - etwa den Stadtrat Claas, einen langjährigen Freund von Bridas Vater - ist der Leser genauso gutgläubig wie die Hauptfiguren. Doch noch etwas ist der Autorin sehr gut gelungen: Nämlich den Spannungsbogen gleichmäßig aufzubauen. Etwas, was besonders in jenem Moment sich als heikel erweist, als Erik seine Erinnerungen wiedererlangt. Denn bis zu diesem Zeitpunkt lebte die Spannung genau von der Frage, nach seiner Herkunft und Vergangenheit. Dann wird diese geklärt und man darf sich als Leser berechtigterweise fragen, was nun? Was passiert nun, und können mich die folgenden Ereignisse noch genauso in ihren Bann ziehen? Ja, das können sie und tun sie auch. Denn nun wird der Grund klar, warum Erik unterwegs war, woher seine Wunde stammt und auf welcher Seite er wirklich steht. Das Finale wird noch einmal richtig spannend und die Leser bangen mehr als einmal um das Leben ihrer mittlerweile liebgewonnen Charaktere.
Historische Romane sind Geschichten, die sich um gewisse Ereignisse in der Geschichte drehen. Dabei können sie sich entweder sehr nah an den historischen Ereignissen orientieren, aber dadurch trocken und langatmig. Oder aber sie betrachten die Vergangenheit eher als einen Nagel, an dem die Handlung aufgehangen wird, was sie somit lebendiger und weniger eintönig macht. Für letzteres hat sich Melanie Metzenthin entschieden. Eine gute Wahl, denn so hält man einen Roman in den Händen, der fesselt, mitreißt und auch sich dabei an der einen oder anderen historischen Tatsache orientiert.

Zusammengefasst ist "Schicksalsstürme", der zweite Historische Roman von Melanie Metzenthin, ein gelungenes Werk. Es fesselt, unterhält und zieht den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann. Zwar gibt es eine Heldin, aber diese tritt bei weitem nicht so übertrieben in den Vordergrund, wie man es sonst aus Historischen Romanen gewohnt ist.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    08/2012
  • Umfang:
    416 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783492274166
  • Preis (D):
    9,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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