Jagen, sammeln und verlieben


Die romantische Komödie zur Steinzeit-Diät
von Julia Jenner
Rezension von Stefan Cernohuby | 25. Juli 2016

Jagen, sammeln und verlieben

Man kann sich als Laie für Geschichte interessieren. Dabei sind es jedoch meistens einige bestimmte historisch interessante Epochen, für die man sich begeistert. Vor allem Antike, Mittelalter oder Renaissance sind dabei weit verbreitet. Dass man für die Steinzeit schwärmt, ist jedoch eher unüblich. In „Jagen, sammeln und verlieben“, dem Romandebüt von Julia Jenner, ist es jedoch gut so, dass unter den Charakteren ein gewisses Vorwissen existiert.

Maike Rohrbach ist alles andere als in bester Stimmung. Nachdem man ihr Interview des Ministerpräsidenten kurzfristig anderweitig vergeben hat, bekommt sie von der CTO-Pressagentur den Alternativauftrag über ein Sommerfest am Bodensee zu berichten, das in einer Rekonstruktion jungsteinzeitlicher Pfahlbauten stattfindet. Bei einer Einbaumtour mit ihrem Ansprechpartner Professor Dr. Rudolf Haberdank, einer mutmaßlichen Expertin vom Fernsehen und dem „Schnurkeramiker“ Gregor Münch, einem Reenactor und Jagdscheinanwärter, passiert das Unglaubliche. Der Einbaum gerät in eine Nebelbank und landet in der Jungsteinzeit, wo die vier ohne Technologie auskommen müssen und auf die Survival-Kenntnisse von Gregor angewiesen sind. Zwischen der drallen Ela, die keine Fernsehjournalistin ist, Gregor, Maike und dem Professor herrscht schnell dicke Luft, besonders da der Akademiker keinen vernünftigen Argumenten zugänglich zu sein scheint. Als sie dann noch auf eine originale jungsteinzeitliche Siedlung stoßen, ist der Mann komplett entsetzt, widerlegt doch die Lebensweise der Menschen nahezu komplett seine eigenen Forschungsergebnisse.
Mit Hilfe der Jagd und Gregors Kenntnissen der Zeitperiode schaffen sie es zu überleben, müssen sich dann aber mit ihren Nachbarn, den Steinzeitmenschen, auseinandersetzen. Und inmitten des Überlebenskampfes, trotz der Steinzeit-Diät, gibt es auch noch viele Gefühle, die nicht immer sofort erwidert werden...

Die langjährige Drehbuchautorin Julia Jenner versucht sich mit „Jagen, sammeln und verlieben“ an einer Zeitreisegeschichte mit romantischem Beigeschmack. Über weite Strecken funktioniert das Rezept, da man dem Buch anmerkt, dass viel für selbiges recherchiert wurde. Es ist daher nicht so, dass eine bunte Gesellschaft an Charakteren in einer klischeehaften Steinzeit landen – tatsächlich werden einige wissenschaftliche Thesen, geschickt in die Rahmenhandlung eingewoben, einander gegenübergestellt und ihre faktische Tauglichkeit in Zweifel gezogen. Vor dieser Kulisse werden nicht nur Rehböcke, Kaninchen und Dachse gejagt, Blaubeeren vertilgt und Zehen amputiert, auch romantische Verwicklungen werden eingebaut. Allerdings suggerieren Titel und Untertitel ein wenig mehr Fokus auf die Liebe, die erst im letzten Drittel des Buchs wirklich zum Thema wird. Obwohl man einige Abschnitte möglicherweise etwas kürzer hätte gestalten können, ist das Werk nicht nur humorvoll und spannend geschrieben, man fühlt sich auch nicht wie in einer reinen Komödie. Insofern kann man das Buch nicht nur Liebhabern von romantischen Abenteuern empfehlen. Auch Vorkenntnisse der Jungsteinzeit sind nicht unbedingt notwendig.

„Jagen, sammeln und verlieben“ ist das Romandebüt von Julia Jenner, das noch den Untertitel „Die romantische Komödie zur Steinzeit-Diät“ trägt. Obwohl humorvoll und ein wenig romantisch gestaltet, kann man die Zeitreise-Geschichte in die Jungsteinzeit dennoch empfehlen, vor allem da man hier die Beschäftigung mit der Materie erkennen kann und die Charaktere nicht in einem Klischee-Szenario stranden. Für einen Preis für 2,99 - zumindest zum Zeitpunkt des Verfassens der Rezension - ist das eBook definitiv empfehlenswert.

Details

Bewertung

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