Geht es um eine würzige Angelegenheit, kommt es in Gesprächen oft zu gepfefferten Antworten, was nur zu weiteren Problemen führt. Denn ein Synonym für diese stellt auch die erste Formulierung dar. Um Probleme verschiedener Arbeitsauffassungen und Lebensanschauungen geht es im neuesten Roman aus der Welt von "Das schwarze Auge" mit dem Titel "Kunchomer Pfeffer". Und ganz nebenbei natürlich um Macht, Einfluss und Reichtum.
Manche magische oder göttliche Artefakte werden von verschiedensten Parteien gesucht. Die einen wollen solche Objekte nur besitzen, die anderen trachten danach, sie für einen gerissenen Plan einzusetzen. So ist es kein Wunder, dass auf der Suche ihnen zahlreiche auf der Strecke bleibt. In einer Stadt wie Kunchom verlaufen Ermittlungen in solchen Fällen meist im Sand. Eine Ausnahme ist es, wenn persönliche Interessen im Spiel sind. Denn als Kasim ben Gaftar, seines Zeichens Stadtgardist, mit einer Leiche in der Taverne seines Onkels konfrontiert wird, fällt ihm nichts besseres ein, als seinen Kollegen Deniz hinzuzuziehen. Dieser ist Ausländer und daran interessiert, jedes Verbrechen aufzuklären - ein Verhalten, das ein Dorn im Auge seiner Vorgesetzten ist. Der Abenteurer Federigo hat ganz andere Probleme. Er, der eigentlich "nur" Einbrecher ist, wird plötzlich mit Mordvorwürfen konfrontiert, die mit dem Diebstahl eines bestimmten Stirnreifs zusammenhängen. Ist diese tatsächlich die mutmaßliche "Schattenkrone" eines mächtigen Sultans? Und stehen in Wirklichkeit andere, viel größere Pläne hinter den Geschehnissen?
Etwas überraschend findet man sich in diesem Roman in einer einigermaßen anderen Gegend wieder, als in den meisten Romanen in Aventurien. Die Leute haben einen sehr eigenwilligen Sprachstil - sogar exzentrischer, als es in den entsprechenden Regelwerken des zugehörigen Rollenspiels dargestellt worden ist. Aber das ist durchaus keine negative Bemerkung. Die Welt wird dadurch sehr viel farbenprächtiger und so gut wie jeder Dialog mit Nebencharakteren wird zu einer neuen Erfahrung.
Das wiegt zum Glück schwerer als die Tatsache, dass der schreckliche Hintergrund, der die vielen Toten, Attentäter und Ränke nach sich gezogen hat, gar nicht so beeindruckend ist. Auch das Ende einiger Charaktere und die Aktionen der Bösewichter im Bezug auf die unterschiedlichen Gefangenen, die sie machen, wirken nicht ganz überzeugend. Es handelt sich im Endeffekt um eine Gratwanderung zwischen einem minimalistischen Hintergrund und einer dennoch groß aufgearbeiteten Geschichte. Doch dieses Mal hat es ein positives Ergebnis gegeben. Da es sich zusätzlich noch um den Debütroman der beiden Autoren Eevie Demirtel und Marco Findeisen handelt, darf man getrost noch in die Bewertung mit einfließen lassen. Insgesamt erhält man dadurch einen spannenden, abwechslungsreichen und erfrischend andersartigen Roman, wie in den Geschichten aus 1001 Rausch - wie man in der Welt von "Das Schwarze Auge" sagt. Daher gibt es eigentlich für Liebhaber der Romane und Spieler des Rollenspiels, die einmal anders in die Welt von Aventurien eintauchen wollen, keinen Grund, um diesen Roman einen Bogen zu machen. Im Gegenteil, er ist ihnen sehr zu empfehlen. Vielleicht bekommt man als Spielleiter auch die eine oder andere Inspiration, ein Abenteuer in Kunchom zu leiten.
"Kunchomer Pfeffer", der Debütroman von Eevie Demirtel und Marco Findeisen, der in die Welt des Rollenspiels "Das Schwarze Auge" gehört und im Fanpro-Verlag erschienen ist, erweist sich als grundsolide. Einige Schwächen im Bereich der Hintergrundhandlung werden durch überaus blumige und definitiv amüsante Sprache wieder aufgewogen. Jeder Kenner der Serie kann sich hier auf einen spannenden Roman freuen. Aber auch Leser, die keine Ahnung von der Welt des schwarzen Auges haben, werden hiermit gut unterhalten werden.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:12/2008
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Umfang:336 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ISBN 13:9783890642376
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Preis (D):9 €