Grimms Märchen, Band 4: Blaubart, Blut & Dinge

von Brüder Grimm, Henrik Schrat (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 03. Juli 2024

Grimms Märchen, Band 4: Blaubart, Blut & Dinge

Es mag verwunderlich sein, dass eine Rezension einen vierten Band einer Märchensammlung herausgreift. Doch bei der im Textem Verlag erschienen Buchreihe handelt es sich um eine Konzeptreihe, die gleichzeitig mehrere Ziele verfolgt und daher in der Konzeption mindestens genauso interessant ist, wie die enthaltenen Märchen der Brüder Grimm. Zudem kann man niemals genügend über Märchenbücher schreiben.

Beim Sammeln von Geschichten stößt man auf die verschiedensten Motive. Das haben auch schon die Brüder Grimm festgestellt, als sie sich durch eine große Anzahl Texte vielfältigster Herkunft arbeiteten. Das Motiv von Rache und Vergeltung fehlt tatsächlich oft, aber nicht immer. Sowohl die Brüder selbst in ihrem Vorwort als auch Mona Körte im Nachwort bringen die Meinung zum Ausdruck, dass die Reaktionen, die gerade durch Scheitern, Missbrauch und Rückschläge entstehen – Konkurrenz um Schönheit, hungernde Kinder, unerfüllter Kinderwunsch – oft verstörend und düster sind. Kein Wunder also, dass der vierte Band der Märchensammlung den Untertitel „Blaubart, Blut und Dinge“ trägt. Man stößt bei der Lektüre sowohl auf bekannte Märchen als auch auf kurze überlieferte Fragmente und Dinge dazwischen.

Das Konzept der Buchreihe geht allerdings noch darüber hinaus, denn unabhängig von der Gesamtausgabe aller Märchen in fünf Bänden, von denen pro Jahr nur ein Band erscheint, ist auch die optische Gestaltung unbedingt erwähnenswert. Denn Henrik Schrat und zwölf Gastillustrator*innen haben zu jedem Märchen Illustrationen geschaffen und gewählt, die zwar dem Thema entsprechen, aber nicht deren Ursprungszeit. Stattdessen spiegeln sie einen Aspekt der Handlung in unserer Gegenwart wider. So ist Aschenputtel mit dem spülen einer zeitgenössischen Klomuschel beschäftigt. Das eigensinnige Kind wird nicht mit Erde, sondern mit Beton bedeckt. Auch beim Soldaten im Bärenhäuter ist angesichts seines Gewehrs nachvollziehbar, wieso er einen Bären relativ einfach erlegen kann. Ob dieses Konzept allen Lesenden zu gefallen weiß, ist fraglich, aber es wurde konsequent und durchgängig umgesetzt und sogar noch durch beiliegendes Infomaterial im gleichen Stil erklärt. Allein das verdient bereits Respekt.

„Blaubart, Blut und Dinge“ lautet der Titel des vierten Bandes der Sammlung von Grimms Märchen im Textem Verlag. Thematisch ist die Zusammenstellung sehr interessant und von Henrik Schrat durchgängig optisch gestaltet worden. Da es sich jedoch bei den Illustrationen um absichtliche Anachronismen handelt, hängt deren Eignung stark von der Wahrnehmung des jeweiligen Rezipienten ab. Man kann jedoch mit Sicherheit festhalten, dass die Gesamtreihe mit allen fünf Bänden für all jene, denen der Stil gefällt, zu einem Schmuckstück der eigenen Sammlung werden kann.

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